Dr. Johannes Friedrich

Dr. Johannes Friedrich (Bild: Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern)
Dr. Johannes Friedrich (Bild: Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern)

Der ehemalige Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern im Interview

Dr. Johannes Friedrich, geb. am 20. Juni 1948 im Kreis Bielefeld, verbrachte seine Schulzeit am Gymnasium Fridericianum in Erlangen und studierte evangelische Theologie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Nach seiner Promotion in Tübingen trat er in das geistliche Amt ein.

Lassen Sie sich nicht durch Prognosen über Berufsaussichten verwirren: Die ändern sich jeden Tag.

Von 1985 an war er Propst in Jerusalem. 1991 wurde er Stadtdekan in Nürnberg, ab 1996 übernahm er als Mitglied der evangelischen Landessynode leitende Verantwortung. Von 1999 bis 2011 war Dr. Johannes Friedrich Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Er steht damit in der Nachfolge der bayerischen Landesbischöfe Hermann von Loewenich, Johannes Hanselmann und Hermann Dietzfelbinger, die ebenfalls an der Universität Erlangen-Nürnberg studiert haben.

Herr Landesbischof, was gab eigentlich den Ausschlag dafür, dass Sie sich 1967 für ein Studium der Theologie in Erlangen entschieden haben?

Vor allem mein Vater Gerhard Friedrich: Er war Professor für Neues Testament in Erlangen und von 1964 bis 1966 Rektor der Erlanger Friedrich-Alexander-Universität.

Da ich mir sehr unsicher war, was ich studieren sollte, folgte ich dem Vorbild meines Vaters und lernte dann in Erlangen auch den Nachfolger meines Vaters, Prof. Dr. Peter Stuhlmacher, sehr schätzen, bei dem ich dann promovierte.

An welches Ereignis, welchen Menschen oder welchen Ort aus Ihrer Studienzeit erinnern Sie sich immer wieder gerne zurück?

In Erlangen gehörte es dazu, dass wir mit Freunden immer wieder nach Adlitz oder Atzelsberg gelaufen sind, um dort den guten Beerenwein zu trinken. In Tübingen, wo ich auch studierte, waren dies Schwärzloch und Hohenentringen.

Womit konnte man Sie immer vom Lernen abhalten?

Mit Skatspielen: das habe ich mit meinen Freunden während meines Studiums in Erlangen und in Tübingen immer sehr gerne gepflegt. Ich vermisse es, dass ich heute keine regelmäßige Skatrunde habe.

Haben Sie heute eigentlich noch Verbindungen zur Universität?

Ja, ich habe immer wieder Gespräche mit dem Rektor, wo es vor allem um die Strukturen geht, in denen der Fachbereich Theologie in Zukunft arbeiten soll. Dann gibt es regelmäßige Kontakte zu den Professoren der Theologie und schließlich versuche ich möglichst in jedem Jahr zusammen mit meiner Frau das Schlossgartenfest zu besuchen.

Als ich 1965 zum ersten Mal als 17-Jähriger mit meiner heutigen Frau ausgegangen bin, gingen wir beide – zum Schlossgartenfest!

Eine schönere Verbindung zur Universität kann man sich ja kaum vorstellen. Was würden Sie denn den heutigen Studierenden gerne mit auf den Weg geben?

Studieren Sie das Fach, was Sie am meisten interessiert, dann haben Sie gute Chancen, auch ein ordentliches Examen zu schaffen und damit auch gute Chancen auf dem weiteren beruflichen Weg. Lassen Sie sich nicht durch Prognosen über Berufsaussichten verwirren: die ändern sich jeden Tag. Diesen Rat habe ich auch unseren beiden Töchtern gegeben und bisher hat sich gezeigt, dass dies ein guter Rat war.

Sie sind jetzt seit mittlerweile 10 Jahren Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Welche Aufgaben hat ein Landesbischof eigentlich und was bedeutet dieses Amt für Sie?

Es ist das schönste Amt, das ich mir für einen Pfarrer oder eine Pfarrerin unserer Kirche vorstellen kann. Die Hauptaufgabe ist es, zu predigen und die Gemeinden zu besuchen. Und es ist wunderbar, wenn ich erlebe, wie viele sympathische Menschen in unseren Gemeinden vor Ort haupt- oder ehrenamtlich engagiert sind und mit viel Kreativität und Engagement Kirche gestalten.

Würden Sie uns Ihr Lebensmotto verraten?

Glaube immer – bis zum Beweis des Gegenteils -, dass es stimmt und ehrlich gemeint ist, was ein anderer dir sagt. Und lebe fröhlich und getrost, denn du kannst dir sicher sein: Gott hat dich lieb, so wie du bist.

Herr Landesbischof, herzlichen Dank für das angenehme Gespräch, v.a. auch dafür, dass Sie uns an Ihren persönlichen Erinnerungen an Ihre Studienzeit teilhaben ließen.

 

Interview: Martina Weber (November 2009)