„Eher ein Verteilungsproblem zwischen Ärzten“

Prof. Oliver Schoeffski (Bild: FAU)
Prof. Oliver Schoeffski (Bild: FAU)

Prof. Dr. Oliver Schöffski, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Gesundheitsmanagement, an der FAU

Nachdem die Ärzteschaft in der letzten Woche nach eigenen Angaben eher in „Guerilla-Taktik“ den Krankenkassen Nadelstriche versetzt hat, soll ab Montag jetzt klassisch gestreikt werden. Ziel ist es, dass die Honorarbudgets der Ärzteschaft durch die Krankenkassen erheblich erhöht werden, die Vorstellungen der Ärzte unterscheiden sich dabei sehr deutlich vom Schiedsspruch des gemeinschaftlich von Krankenkassen und Ärzteschaft beauftragten Schlichters Jürgen Wasem.

Klar ist auf der einen Seite, dass die Kosten der Praxen (Personal, Miete, Energie etc.) in den letzten Jahren gestiegen sind, auf der anderen Seite hat aber trotzdem das durchschnittliche Arzteinkommen zulegen können. Das Problem ist das Wörtchen „durchschnittlich“. Während bei „normalen“ Tarifauseinandersetzungen die Arbeitnehmerseite immer recht homogen ist, ist im Bereich der ambulanten medizinischen Versorgungen eine extrem große Differenzierung der Einkommen (nach Fachgruppen, nach Regionen etc.) festzustellen. Es handelt sich daher eigentlich eher um ein Verteilungsproblem innerhalb der Ärzteschaft als um ein Problem des Niveaus der durchschnittlichen Vergütung. Außerdem speist sich das Einkommen nicht wie bei normalen Arbeitnehmern nur aus einer Quelle, bei Ärzten sind es neben den budgetierten Vergütungen durch die Krankenkassen, um die es hier geht, außerbudgetäre Vergütungen, Einkommen aus IGeL-Leistungen, Privatabrechnungen und andere. Dieses macht eine Einigung schwieriger, da die die beteiligten Institutionen sehr unterschiedliche Zahlen in den Diskussionen verwenden.

Die Leidtragenden bei jedem Streik sind immer die Kunden (hier: die Patienten). Vielleicht wird es ja aber gar nicht so schlimm: Für Notfälle werden die Praxen geöffnet bleiben müssen und trotz der großen Zustimmung zum Streik wird sicherlich nicht jeder Arzt mitmachen, dazu ist die Interessenlage zu heterogen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Oliver Schöffski
Tel.: 0911/5302-313
Oliver.Schoeffski@wiso.uni-erlangen.de