Weltweit neues OP-Verfahren am Erlanger Uni-Klinikum

NC_OP_MRi_Panorama (Bild UK Erlangen)
Blick in den OP-Saal der Neurochirurgie mit MRT. (Fotos: Uni-Klinikum Erlangen)

„DIVA“ erhöht Sicherheit bei Hirntumorentfernung

Ärzten der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen ist es erstmals gelungen, eine neue Operationstechnik zur optimalen Entfernung von hirneigenen Tumoren zu entwickeln. „Durch die Kombination von MR-Bildgebung und Tumor-Fluoreszenz-Visualisierung im Operationssaal konnten wir die Präzision von Hirntumor-Operationen deutlich erhöhen“, sagte Klinikdirektor Prof. Dr. Michael Buchfelder. „Mit einer Studie konnten wir nachweisen, dass unser neues DIVA-Verfahren die Sicherheit im Hinblick auf die vollständige Tumorentfernung erhöht und das Risiko von schweren neurologischen Ausfällen nach der Operation auf ein Minimum reduziert.“ Die Ergebnisse der Erlanger Studie wurden jetzt im internationalen Fachmagazin „Plos One“ publiziert.

Bei der Behandlung von hirneigenen Tumoren steht nach wie vor die operative Behandlung an erster Stelle, gefolgt von einer Bestrahlungs- und Chemotherapie. „Dabei ist der Umfang der Tumorentfernung für den Erfolg der anschließenden Therapie von entscheidender Bedeutung“, sagte Prof. Dr. Buchfelder. Neurochirurgen sind stets mit dem Problem konfrontiert, dass das Tumorgewebe sich nur sehr schwer von gesundem Hirngewebe und funktionell wichtigen Hirnregionen – wie z.B. den Sprach- oder Sehzentren – unterscheiden lässt. Die Erlanger Neurochirurgen leisteten bei der Lösung dieser Problematik bereits vor rund zehn Jahren Pionier-Arbeit und entwickelten die Operation mit intraoperativer MR-Bildgebung. Diese kostenintensive Technik haben bis heute in Deutschland neben Erlangen nur wenige Spezialzentren etabliert. „Dabei steht ein MRT im Operationssaal und ermöglicht es dem Operateur, während der Operation den Umfang der Tumorentfernung zu kontrollieren“, sagte Prof. Dr. Buchfelder. In anderen Kliniken würde diese Kontrolle erst nach der Operation durchgeführt und bedeute für die Patienten oftmals eine zweite oder dritte Hirnoperation. „Die einzige Schwachstelle beim Verfahren der intraoperativen Bildgebung mit MRT haben wir jetzt durch die Kombination mit der neuen Tumor Fluoreszenz-Visualisierung ausgeschaltet“, erläuterte PD Dr. Ilker Y. Eyüpoglu, der die Studie koordinierte. Neben der starren MRT-Momentaufnahme des Gehirns, die dreidimensional in das Operationsmikroskop eingespielt wird, könne mithilfe des so genannten „Dual Intraoperative Visualisation Approach“ (DIVA) ein dynamisches Bild der Tumorabgrenzung erzeugt werden. „Dadurch kann jetzt eine schonende und zugleich maximale Resektion von Hirntumoren erreicht werden, wie sie bisher nicht möglich war“, so Dr. Eyüpoglu.

Krebszellen während der Operation sichtbar machen

Gewebe DIVA-Verfahren (Bild: UK Erlangen)
Das DIVA-Verfahren ermöglicht dem Operateur, leuchtend rot-violettes Tumorgewebe von dunkelblauem, gesundem Gewebe zu unterscheiden. (Bild: UK Erlangen)

Bei der Tumor Fluoreszenz-Visualisierung wird dem Patienten einige Stunden vor der Operation ca. 50 Milliliter Farbstoffflüssigkeit verabreicht. Durch den erhöhten Stoffwechsel im Tumorgewebe reichert sich die Flüssigkeit in den Krebszellen an und wird in fluoreszierenden Farbstoff umgewandelt. Der Operateur kann dann im Licht einer Speziallampe leuchtend rot-violettes Tumorgewebe von dunkelblauem, gesundem Gewebe unterscheiden. Die Anwendung des DIVA-Verfahrens ermöglicht die schonende Tumorentfernung auch in operativ schwer zugänglichen Hirnarealen, ohne das Risiko einer postoperativen neurologischen Verschlechterung zu erhöhen.

„Das DIVA-Operationsverfahren bedarf zwar eines erhöhten apparativen und technischen Aufwandes für den Neurochirurgen und die Klinik“, sagte der zuständige Oberarzt Dr. Eyüpoglu. „Dies ist jedoch durch die bessere Darstellung des Tumors und der damit verbundenen verbesserten Operationsresultate und klinischen Verläufe der Patienten vollauf gerechtfertigt.“ Auch wenn bis heute keine kurative Therapie für Hirntumorpatienten mit bösartigen Gliomen zur Verfügung steht, ist mit dem DIVA-Verfahren die Möglichkeit geschaffen, eine möglichst komplette und schonende Entfernung des Tumors zu erreichen und damit eine erfolgreiche anschließende Therapie zu gewährleisten.

Der Fachartikel ist erschienen in: Plos One; September 2012, Vol 7 – I.Y. Eyüpoglu, N. Hore, N.E. Savaskan, P. Grummich, K. Roessler, M. Buchfelder, O. Ganslandt: „Improving the Extent of Malignant Glioma Resection by Dual Intraoperative Visualization Approach“.

Weitere Infos für Patienten: Tel.: 09131/85-49000, krebsinformation@uk-erlangen.de.

Weitere Informationen:

PD Dr. Ilker Y. Eyüpoglu
Tel.: 09131/85-44756
ilker.eyupoglu@uk-erlangen.de