Vortrag: Islam und Gender Studies

Montag, 22. Oktober, 18.15 Uhr, Aula im Erlanger Schloss

Der Koran und die Frau. Es will scheinen, dass sich die Frage nach Islam und Geschlechterrollen auf eine einfache Formel reduzieren lässt: Eine mittelalterlich anmutende religiöse Ideologie nimmt billigend die Unterdrückung der weiblichen Hälfte der Menschheit in Kauf. So einfach ist es jedoch nicht. In ihrem englischsprachigen Vortrag geht die international renommierte muslimische Theologin Prof. Dr. Amina Wadud aus den USA auf Fragen dieses religiösen Selbstverständnisses ein. Der Vortrag, der vom Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE) und vom Department Islamisch-Religiöse Studien der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (DIRS) organisiert wird, findet am 22. Oktober um 18.15 Uhr in der Aula des Erlanger Schlosses statt.

Prof. Wadud zeigt in ihrem Vortrag auf, dass religiöse Selbstwahrnehmungen und Gegenwartskulturen des Islams komplizierter sind, als es oft den Anschein hat. Sowohl die Selbstwahrnehmung der Muslime als auch die wissenschaftlich geleitete Außenwahrnehmung zeichnen ein differenzierteres Bild der sozialen Rollenentwürfe im Islam. Beide Perspektiven sind von zentraler Bedeutung, zum Beispiel für religions- und kulturpolitische Entscheidungen, aber auch für den sich verändernden Umgang der Muslime mit ihren eigenen Traditionen, Wissensbeständen und Denkarten.

Die Referentin ist nicht nur für ihre provokant liberale Koranauslegung bekannt, sondern auch für das von ihr geleitete Freitagsgebet. Dieses wird üblicherweise von Männern vorgebetet, da Musliminnen und Muslime gemeinsam daran teilnehmen. Eine Frau als Vorbeterin wird als Ablenkung für die Männer gesehen und daher von den Gläubigen oft abgelehnt.

Prof. Dr. Harry Harun Behr, Tel. 0911/5302-607, hb@ewf.uni-erlangen.de