Da Vinci verstärkt die Operationskunst

OP Roboter Da Vinci
Neben dem OP-Tisch an einer Konsole arbeitet der Chirurg (links vorne). Das äußerst leistungsfähige Darstellungssystem liefert ihm eine 3-D-Ansicht des Körper­inneren. (Bild: UK Erlangen)

Neuer Robotik-Schwerpunkt am Uni-Klinikum Erlangen

Technisches Kunstwerk im OP-Saal: Ab sofort operieren Chirurgen unterschiedlicher Disziplinen des Universitätsklinikums Erlangen gemeinsam mit da Vinci – einem hochmodernen OP-Roboter. „Natürlich agiert das vierarmige System nicht selbstständig, der Arzt behält während des minimalinvasiven Eingriffs immer die Kontrolle“, erklärt Prof. Dr. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Uni-Klinikums Erlangen, der zusammen mit seinen Vorstandskollegen die Anschaffung des rund zwei Millionen Euro teuren Geräts beschlossen hatte. „Wir wollen damit unseren Patienten fachübergreifend eine neue, hochmoderne OP-Technik anbieten, die sich im Fachbereich Urologie bewährt hat und deren Einsatz für andere Fachbereiche ebenfalls sehr vielversprechend ist.“ Die Anschaffung des Geräts erfolgte mit Zustimmung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Das Robotersystem da Vinci führt im Körperinneren mechanisch die Bewegungen aus, die der neben dem OP-Tisch an einer Konsole sitzende Chirurg mit seinen eigenen Händen vorgibt. Besonders hilfreich für den Arzt ist u. a. die vergrößerte dreidimensionale HD-Darstellung des Operationsfelds auf dem Bildschirm der Konsole. Auch die Vorteile für die Patienten sind gut ersichtlich: Wer mit der neuen, schonenden Methode behandelt wird, hat postoperativ weniger Schmerzen, ist schneller wieder mobil und somit kürzer im Krankenhaus, trägt ein geringeres Risiko für Wundheilungsstörungen und freut sich über ein gutes kosmetisches Ergebnis dank kleinerer Narben.

„Ich war in guten Händen und kann den sogenannten OP-Roboter nur empfehlen“, sagte Gerd E. Der 69-jährige Nürnberger war im Sommer 2012 der erste Patient, der in der Urologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Uni-Klinikums Erlangen mit dem neuen Chirurgiesystem operiert wurde. Bereits 24 Stunden nach dem Eingriff war Gerd E. wieder auf den Beinen. „Ich hatte fast keine Schmerzen, es fühlte sich eher wie ein schwerer Muskelkater an.“ Die schnelle Genesung ihrer Patienten beeindruckt auch die Ärzte der Urologie, die das Da-Vinci-System zur Entfernung der von Krebs befallenen Prostata einsetzen.

Robotik-Schwerpunkt der chirurgischen Einrichtungen

OP Roboter Da Vinci
Jede kleinste Bewegung der Hände des Chirurgen wird in Echtzeit zitterfrei und äußerst präzise auf die miniaturisierten Instrumente im Körperinneren übertragen. (Bild: UK Erlangen)

Das Gerät in Erlangen ist der einzige da Vinci Mittelfrankens und soll nun nach und nach von weiteren chirurgischen Einrichtungen des Uni-Klinikums Erlangen genutzt werden. Auch die Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie setzt das System bereits ein. „Bisher haben wir beispielsweise Tumoren der Mundhöhle, des Schlunds und des Zungengrunds mithilfe von da Vinci durch die Mundhöhle entfernt“, berichtet Prof. Dr. Heinrich Iro, Direktor der HNO-Klinik. „Mit dem Gerät kann sogar vierhändig operiert werden, es ist also möglich, dass zwei Ärzte den Eingriff gemeinsam durchführen. Das ist ein neuer spannender Aspekt für uns.“ Nach Urologie und HNO-Klinik arbeiten nun auch die Ärzte der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Hohenberger) und die der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Raymund Horch) mit da Vinci. „Wir setzen das System unter anderem bei Neubildungen sowie Entzündungen des Dickdarms und funktionellen Erkrankungen des Enddarms ein. Außerdem planen wir derzeit auch leberchirurgische Eingriffe mit da Vinci“, kündigt Prof. Dr. Klaus Matzel, Sektionsleiter der Koloproktologie in der Chirurgie, an. Auch Prof. Horch und sein Team bereiten eine Operation mit dem Gerät vor: „Für die Verpflanzung des Rückenmuskels, beispielsweise um ein durch einen Unfall beschädigtes Bein wiederaufzubauen, mussten wir bisher einen langen Schnitt machen. Ende Januar führen wir eine solche Gewebeentnahme erstmals mit da Vinci durch und der Patient wird davon voraussichtlich nur drei kleine Narben zurückbehalten. Wir sind weltweit unter den Ersten, die dieses Verfahren anwenden.“

Vier Arme mit feinsten Instrumenten

OP Roboter Da Vinci
Der OP-Roboter arbeitet nie allein – das erfahrene OP-Personal behält immer die Kontrolle: hier über die (aus Hygienegründen in sterile Plastikfolie verpackten) Arme des Geräts. (Bild: UK Erlangen)

Wie eine Krake mit vier Armen schwebt da Vinci während der Operation über dem Patienten – vier äußerst präzise arbeitenden Armen: An ihnen sind miniaturisierte Instrumente montiert, die in Echtzeit jede kleinste Bewegung zitterfrei und präzise umsetzen, die der Chirurg mit seinen eigenen Händen vorgibt. Dieser sitzt neben dem Gerät sowie dem OP-Tisch an einer Konsole und steuert mithilfe seiner Hände und Finger den Roboter. Bei einer Prostataentfernung sind beispielsweise nur fünf Schnitte von jeweils 1 bis 2 cm Länge erforderlich, durch die die Instrumente ins Körperinnere geführt werden – bei einem klassischen Eingriff behält der Patient hingegen eine lange Bauchnarbe. Das äußerst leistungsfähige Darstellungssystem, das auf dem Bildschirm der Konsole eine stark vergrößerte 3-D-Ansicht des Köperinneren liefert, hilft dem Chirurgen, sich im Operationsgebiet zu orientieren. „Wenn es sein muss, ist es nur eine Sache von Sekunden, das Gerät zur Seite zu schieben und mit echten Chirurgenhänden einzugreifen. Insofern ersetzt der Roboter nicht den Operateur, ist aber ein äußerst hilfreiches Instrument für feinste chirurgische Eingriffe“, so Prof. Wullich.

Das Uni-Klinikum Erlangen bietet die neue Operationsmethode allen Patienten im Rahmen der Regelversorgung ohne Zuzahlung an. Ausführliche Informationen über das Verfahren und die aktuellen Anwendungsgebiete finden sich auf der Website des Uni-Klinikums Erlangen unter dem Menüpunkt „Universitätsmedizin“.

Weitere Informationen:

Barbara Mestel
Tel.: 09131/85-46678
presse@uk-erlangen.de