Mehr als Schall und Rauch: FAU-Alumnus gewinnt Technik-Oscar

Dr. Nils Thürey
FAU-Alumnus Dr. Nils Thürey erhält am 9. Februar einen Technik-Oscar. (Bild: privat)

Software für schnellere Simulation von Spezialeffekten ist bereits Standardverfahren in Hollywood

Am 9. Februar – 15 Tage vor den Film-Oscars – werden in Los Angeles die Technik-Oscars verliehen. Unter den Gewinnern: Ein Alumnus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Dr. Nils Thürey wird zusammen mit seinen Kollegen Prof. Markus Gross, Prof. Doug James und Theodore Kim von der Academy of Motion and Pictures Arts and Science (AMPAS) für eine Software zur Simulation von Spezialeffekten ausgezeichnet, die in Hollywood bereits in über 20 Hollywood-Produktionen verwendet wurde.

Es war sein schönstes und wohl auch überraschendstes Weihnachtsgeschenk: Kurz vor den Feiertagen erfuhr Dr. Nils Thürey von der AMPAS, dass er und seine Kollegen für ihre Wavelet Turbulence Software mit einem Technik-Oscar ausgezeichnet werden. „Das war wunderbar, ich konnte direkt mit der gesamten Familie – inklusive Omas – feiern“, erzählt Thürey. Den wissenschaftlichen Grundstein für die Entwicklung der Software, die schnell und zuverlässig Simulationen von Rauch und Explosionen errechnet, legte Thürey an der FAU: Dort studierte er zunächst an der Technischen Fakultät Informatik. Während seiner anschließenden Promotion am Lehrstuhl für Systemsimulation begann Thürey, zu erforschen wie man Wasser digital darstellen kann: „Diese Simulationen sind sehr komplex und aufwendig zu berechnen. Jedes einzelnes Wasserteilchen muss genau wissen, wie es sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat.“ Das dort erworbene Wissen setzt Thürey nun bei der Firma ScanlineVFX in Vancouver ein – mit Erfolg wie der Technik-Oscar beweist.

Wasser und Rauch kontrollierbar simulieren
Die Wavelet Turbulence Software, die Thürey und seine Kollegen bereits 2008 an der ETH Zürich entwickelten, beschleunigt und verbessert die Simulationen von Spezialeffekten für Spielfilme. Für Filmproduktionen eine wichtige Entwicklung – sind Spezialeffekte dort kaum noch wegzudenken. Echte Spezialeffekte mit Wasser und Explosionen – wie beispielsweise ein Haus in die Luft sprengen – sind jedoch schwer kontrollierbar und sehr teuer. „Vor allem, dass man schnell viele Versionen erstellen kann und sich auf das Verhalten der simulierten Elemente verlassen kann, ist unheimlich wichtig im Film-Alltag – und das war vorher nicht möglich“, erklärt Thürey. Dank Computer-Simulationen können Animatoren heutzutage nicht nur das Ergebnis genau bestimmen, sie können auch verschiedene Variationen berechnen. Der Nachteil: Diese Prozedur dauert mehrere Wochen. Mit der Wavelet Turbulence Software setzten Thürey und seine Kollegen einen neuen Standard. Ihre Software erstellt sehr schnell sehr viele Vorschau-Simulationen, aus der die Animatoren die schönste Version aussuchen können. Lange Berechnungszeiträume entfallen so, schließlich muss nur noch die eine ausgewählte Version filmreif berechnet werden. In Hollywood hat sich die Software sehr schnell durchgesetzt und gehört bereits nach nur wenigen Jahren zum Standardprogramm bei Firmen für Spezialeffekte: Zum Einsatz kam die Software unter anderem bei „Monsters vs Aliens“ und dem Mega-Blockbuster „Avatar“. Zurzeit arbeitet Thürey an den Spezialeffekten für zwei Filme, denen viele Fans ungeduldig entgegenfiebern:  Auch in „Iron Man 3“ und „Superman: Man of Steel“, die in diesem Jahr in den Kinos starten, kommt ein Teil der Filmsequenzen von einem FAU-Alumnus.

Der „kleine Bruder“ der Film-Oscars
Die Scientific and Technic Oscars der Academy of Motion and Pictures Arts and Science werden seit 1931 verliehen. Sie ehren originelle Entwicklungen, welche die Filmproduktion bedeutend voranbringt. Sie werden traditionell rund zwei Wochen vor den Film-Oscars verliehen.

Weitere Informationen:

Dr. Nils Thürey
nils.thuerey@scanlinevfx.com