Weltweiter Meilenstein in der Stammzell-Transplantation

Über 100 erfolgreiche Transplantationen bei Krebspatienten

Erfolgsbilanz: Mehr als 100 Stammzelltransplantationen bei Patienten mit Blutkrebs hat das Universitätsklinikum Erlangen im vergangenen Jahr durchgeführt – ein neuer Rekord. Seit über 25 Jahren wird dort bei Patienten mit bösartigen Erkrankungen wie dem Blutkrebs Knochenmark von einem gesunden Spender auf einen Patienten übertragen. Mittlerweile ist in Erlangen nicht nur die Stammzell-Transplantation (SCT) auf einen Patienten aus operativ entnommenen oder aus Blut gewonnenen Stammzellen eines passenden Spenders möglich (allogene SCT), sondern auch aus Nabelschnurrestblut oder aus Knochenmark eines verwandten, nur teilweise passenden Spenders (haploidente SCT).

Hoffnungsvolle Zahlen für Patienten mit Blutkrebs: Weltweit erhielt vor kurzem der Millionste Blutkrebspatient eine lebensrettende Stammzelltransplantation. Das gab das weltweite Netzwerk für Blut- und Stammzelltransplantationen (WBMT) in Bern jetzt bekannt. In der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Mackensen ist die Durchführung von autologen und allogenen Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantationen bei Erwachsenen ein bedeutender Schwerpunkt. Bei der sogenannten autologen Stammzelltransplantation werden blutbildende Stammzellen des Patienten verwendet. Bei der wesentlich komplizierteren allogenen Stammzelltransplantation stammen diese blutbildenden Stammzellen von einem anderen Menschen. Von diesen Transplantationsverfahren profitieren vor allem Patienten mit akuten Leukämien, Myelodysplasien (Präleukämien) und Lymphdrüsenkrebs. „Durch die Entwicklung schonenderer Transplantationsverfahren können heute auch Patienten bis 70 Jahre durch die allogene Stammzelltransplantation geheilt werden“, so Prof. Mackensen.

Während früher für die autologe und allogene Stammzelltransplantation überwiegend operativ entnommenes Knochenmark zur Transplantation eingesetzt wurde, werden heute die Stammzellen vorrangig aus dem Blut gewonnen. „Das ist für den Stammzellspender mit deutlich weniger Belastung verbunden“, erläutert Prof. Mackensen. Über die Kooperation mit dem Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) stehen für die allogene Stammzelltransplantation derzeit etwa 18 Millionen potenzielle Knochenmarkspender zur Verfügung.

Transplantation von Stammzellen aus Nabelschnurblut oder von Verwandten
Neben der bewährten Knochenmark- oder Blutstammzelltransplantation wird in der Medizinischen Klinik 5 seit zwei Jahren auch erfolgreich die Nabelschnurbluttransplantation durchgeführt, wenn kein Knochenmarkspender gefunden werden kann. Das Blut der Nabelschnur ist reich an Stammzellen, die bei der Therapie von Leukämien und Lymphomen eine entscheidende Rolle spielen. Nach der Entbindung wird die Nabelschnur nicht entsorgt, sondern mit Einverständnis der Eltern das Restblut (60 – 100 ml) mit seinen Stammzellen aus der Nabelschnur entnommen und bei etwa –170 °C im Uni-Klinikum Erlangen eingelagert. Später können diese Stammzellen entweder dem Kind selbst oder einem passenden Empfänger zur Therapie transplantiert werden.

Eine weitere neue Methode bei fehlendem Fremdspender, die seit 2011 in Erlangen eingesetzt wird, ist die sogenannte haploidente Knochenmarktransplantation. Bei dieser Transplantationsform, bei der nur eine Hälfte des Gewebetyps übereinstimmt, stehen entweder die Eltern oder Geschwister als Knochenmarkspender zur Verfügung.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Andreas Mackensen
Tel.: 09131/85-35954
andreas.mackensen@uk-erlangen.de