FAU-FabLab: „Do it yourself“ in der Hightech-Werkstatt

Im "FabLab" der FAU dürfen sich nicht nur Studierende und Lehrende austoben, sondern auch Hobbybastler mit Ideen und Lernbereitschaft. (Bild: Robert Meinel)
Im “FabLab” der FAU dürfen sich nicht nur Studierende und Lehrende austoben, sondern auch Hobbybastler mit Ideen und Lernbereitschaft. (Bild: Robert Meinel)

Hobby-Bastler setzen ihre Ideen in neuen Räumlichkeiten selbst um

Ein elektronisches Drumkit oder eine USB-Soundkarte selbst herstellen – im FabLab der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) ist das längst keine Zukunftsmusik mehr: In der Hightech-Werkstatt können Bastler ihre Ideen an Geräten, die sonst der Industrie vorbehalten sind, selbst umsetzen. Da seit der Eröffnung im Herbst 2011 ständig neue Geräte hinzugekommen sind, zieht das FabLab jetzt in größere Räume an der Technischen Fakultät: Am 13. April um 14 Uhr werden die Räume feierlich eröffnet. Medienvertreter sind zu der Veranstaltung herzlich eingeladen.

Fabrication Laboratory – kurz FabLab – nennen sich die vielen Hightech-Werkstätten weltweit, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: Hightech-Maschinen aus der Industrie  sowie Know-how für deren Nutzung jedem zur Verfügung stellen, der eine Idee hat und sie umsetzen will. Studierende der FAU gründeten das Erlanger FabLab im September 2011, beantragten Zuschüsse und Förderungen – unter anderem aus Studienbeiträgen – beim Dekanat der Technischen Fakultät, wo die Werkstatt am Lehrstuhl für Rechnerarchitektur angesiedelt ist, und warben um Gelder von Sponsoren, unter anderem von BASF und CCC Erlangen – Bits´n´Bugs. Als sie das FabLab auf 20 Quadratmeter eröffnen, beherbergt es eine Elektrowerkstatt, einen Lasercutter zum Schneiden und Gravieren – und einen selbstgebauten 3D-Drucker. Mit ihm lassen sich dreidimensionale Computermodelle ausdrucken. „Den Drucker habe ich bei einem Workshop im Aachener FabLab gebaut, aus Bauteilen, die dort auch ein 3D-Drucker gedruckt“, erzählt Johannes Jordan, einer der rund 20 ehrenamtlichen Studierenden – FabLab-Aktive genannt –, die die Werkstatt betreuen.

Inzwischen ist die Ausstattung des FabLabs so  gewachsen, dass der Platz nicht mehr ausreichte: Ende vergangenen Jahres zog die Werkstatt in neue 70 Quadratmeter große Räume um. Neben Lasercutter und 3D-Drucker finden sich hier nun unter anderem auch eine Näh- und Stickmaschine sowie ein Schneideplotter zum Schneiden von Folien. Die neueste Errungenschaft der Studierenden ist eine CNC-Fräse, die Metall schneiden kann.

Zurzeit sind Studierende der Technischen Fakultät in der Überzahl im FabLab. Die Nähe zu ihren Studiengängen ist sicherlich ein Grund dafür: An den Maschinen und Computerprogrammen in der Werkstatt setzen sie in Seminaren und Vorlesungen erworbene Kenntnisse ein, die Geräte bieten zudem eine ideale Möglichkeit, sich neues Wissen anzueignen.

Für die Zukunft wünschen sich die FabLab-Aktive jedoch auch mehr Nutzer mit künstlerischer Ader. Denn das FabLab steht jedem offen:  Nicht nur Studierende, auch externe Bastler sind jederzeit willkommen. Auf ihrer Internetseite stehen die geplanten Öffnungszeiten, zudem wird angezeigt, ob das Labor gerade geöffnet ist – manchmal geschieht das ganz spontan, wenn einer der Ehrenamtlichen gerade Zeit hat.

Um den Spaß an Technik auch an den Nachwuchs zu vermitteln, engagieren sich die FabLab-Aktiven an FAU-Projekten wie „Mädchen-und-Technik Praktikum“ oder „Schnupperuni Maschinenbau“, bei dem Schüler Einblicke in die Bereiche der Technischen Fakultät bekommen. „Die Schüler können dann hier im FabLab unter Anleitung eigene kleine Projekte umsetzen“, erzählt der FabLab-Aktive Michael Jäger. „Schlüsselanhänger sind total populär – und einfach herzustellen mit dem Lasercutter.“

Einzige Voraussetzungen: Eine Idee und Lernbereitschaft

Um das FabLab nutzen zu können, brauchen Nutzer keine speziellen Vorkenntnisse. Alles, was sie mitbringen müssen ist eine Idee – und die Bereitschaft zu lernen. Nach dem Motto „Learning by doing“ nehmen die FabLab-Aktiven sich der Neuen an, prüfen gemeinsam mit ihnen, ob und wie das anvisierte Projekt technisch umgesetzt werden kann und lernen sie dann an den Maschinen an. „Wir helfen gerne jedem dabei, seine Idee Wirklichkeit werden zu lassen“, erklärt Jäger. „Aber wir nehmen keinem die Arbeit ab.“ Für die Nutzung des FabLab selbst fallen keine Kosten an, die Bastler bezahlen lediglich das verwendete Material und zum Teil die Maschinenlaufzeit.

Wer sich erst mal Basiswissen aneignen möchte, statt einfach drauflos zu basteln, der kann Workshops belegen – von Löten für Anfänger oder Fortgeschrittene bis zur Gestaltung von 3D-Objekten mit dem Programm „Blender“. Die Workshops werden jeweils von Studierenden angeboten, die sich umfassendes Wissen in einem Bereich angeeignet haben.

Voneinander lernen, sich gegenseitig helfen, Ideen austauschen, das ist ein Leitgedanke der Fabrication Laboratories. Daher fordern die Aktiven die Nutzer auf, ihre Projekte mit einer kurzen Beschreibung auf der Internetseite des FabLabs anderen Bastlern zur Verfügung zu stellen. Um diese Idee des Austauschs zu fördern, haben die Erlanger FabLab-Aktiven zu einem Wettbewerb aufgerufen, gesucht wird das beste Projekt. Ausgewählt wird nach Kriterien technische Umsetzung, Kreativität und Ästhetik. Der Gewinner wird auf der Eröffnungsfeier bekannt gegeben.

Von der Vorlesung zur weltweiten Bewegung

Die Fabrication Laboratories sind aus einer Vorlesung von Professor Neil Gershenfeld vom Massachussetts Institute of Technology (MIT) hervorgegangen. Er stellte den Teilnehmern eine Werkstatt zur Verfügung, in der sie ihre Ideen umsetzen konnten. Überwältigt von dem Erfolg erstellte das MIT ein Konzept, nach dem ähnliche Werkstätten weltweit aufgebaut werden können. Neben FabLabs in den USA gibt es die High-Tech-Werkstätten in vielen europäischen Ländern sowie acht FabLabs auf dem afrikanischen Kontinent. Das erste deutsche Fabrication Laboratory wurde 2009 in Aachen eröffnet.

Die Eröffnung der neuen Räumlichkeiten findet am 13. April von 14 bis 18 Uhr in der Erwin-Rommel-Straße 60, Raum U1.239 (Untergeschoss) statt. Weitere Informationen gibt es unter http://fablab.fau.de

Weitere Informationen:

Robert Meinel
kontakt@fablab.fau.de