Workshop: Planten Menschen im Mittelalter ihre Zukunft?

Die Geburt des Antichrist
Die Geburt des Antichrist, Marienkirche Frankfurt a. O. (14. Jahrhundert). Foto: Prometheus digitales Bildarchiv

Dienstag, 16. April, 9.00 bis 17.30 Uhr, Senatssaal, Universitätsstraße 15, Erlangen

Lohnte es sich für die Menschen im Mittelalter, die Zukunft zu planen angesichts des eigenen, baldigen, unvermeidbaren Todes? Über diese Frage diskutieren Wissenschaftlerinnen aus der mediävistischen Forschung am Dienstag, 16. April 2013, im Rahmen eines Workshops an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).  Zu der Veranstaltung eingeladen haben Prof. Dr. Felicitas Schmieder, die zurzeit ein Fellowship am Internationalen Kolleg für geisteswissenschaftliche Forschung (IGKF) an der FAU innehat, zusammen mit Prof. Dr. Klaus Herbers (Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der FAU und stellvertretender Direktor des IKGF). Eine Anmeldung ist erforderlich unter http://www.ikgf.uni-erlangen.de/events/upcoming-events/forming-the-future-when-time-is-running-short.shtml

Das Bild des Mittelalters ist mitunter von der Annahme geprägt, dass die Menschen im Mittelalter vor allem an ihr Leben nach dem Tod dachten, dass es für sie auf Erden keine Zukunft gab. Eine Planung der Zukunft war für sie überflüssig, schließlich war die verbleibende Zeit zu stark begrenzt. Prof. Schmieder, die an der Fernuniversität Hagen lehrt und forscht, stellt dem gegenüber die These auf, dass „Zukunft“ im Mittelalter eine andere Bedeutung besessen habe. Zwar sei sie nicht vollkommen offen gewesen, um durch den Einzelmenschen gestaltet zu werden. Gleichzeitig aber, und gerade auch weil die auf Erden verbleibende Zeit so knapp bemessen war, mussten die Menschen über diese Zeit und über ihre Handlungen währenddessen nachdenken. Damit planten sie durchaus eine Zukunft vor dem Ende. Diese These stellt Prof. Schmieder auf dem Workshop zur internationalen Fachdiskussion.

Als eines von zehn Käte Hamburger Kollegs in Deutschland fördert das Internationale Kolleg für geisteswissenschaftliche Forschung der FAU internationale Spitzenforschung zur Thematik „Schicksal, Freiheit und Prognose. Bewältigungsstrategien in Ostasien und Europa.“ Unter Leitung von Prof. Dr. Michael Lackner (Sinologie), Prof. Dr. Klaus Herbers (Mediävistik) und Prof. Dr. Thomas Fröhlich (Sinologie) gehen jährlich zehn internationale Gastwissenschaftler dieser Fragestellung in spezifischen Forschungsschwerpunkten des Kollegs nach. Ziel des Projekts ist ein Vergleich der Schicksalsvorstellungen asiatischer Kulturen ­– die der Berechenbarkeit des Schicksals anscheinend eine stärkere Rolle beimessen – mit den Vorstellungen europäisch-westlicher Kulturen, in denen die prinzipielle Unergründlichkeit des Ratschlusses der Götter bzw. des Einen Gottes Ausgangspunkt für den Umgang mit dem individuellen und sozialen Schicksal des Menschen ist.

Weitere Informationen zu dem Internationalen Kolleg für geisteswissenschaftliche Forschung der FAU gibt es unter http://www.ikgf.uni-erlangen.de

Weitere Informationen:

Andreas Holndonner
Tel.: 09131/85-20604
andreas.holndonner@ikgf.uni-erlangen.de