Menschenrechte und Religion – ein Widerspruch?

Internationale Experten diskutieren beim XI. Nürnberger Forum

Islamisten attackieren koptische Christen in Ägypten. Militante Buddhisten machen in Myanmar Jagd auf Muslime. Frauen in Pakistan droht wegen angeblicher Gotteslästerung die Todesstrafe. Der Eindruck liegt nahe, dass Religion sich nicht mit dem Grundanliegen der Menschenrechte verträgt, nämlich die Würde und das Lebensrecht aller Menschen zu achten und sicherzustellen. Das XI. Nürnberger Forum „Menschenrechte und interreligiöse Bildung“, das vom 24. bis 26. September an der FAU stattfindet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das spannungsvolle Verhältnis zwischen Menschenrechten und Religionen unter die Lupe zu nehmen und nach den sich daraus ergebenden Herausforderungen für Bildung und Erziehung zu fragen.

Zum Nürnberger Forum werden Experten aus verschiedenen Ländern, Disziplinen und religiösen bzw. weltanschaulichen Kontexten erwartet, die über die Wechselbeziehungen zwischen Religionen und Menschenrechten sowie ihre Konsequenzen für Erziehung und Bildung diskutieren. Veranstaltet wird der Kongress von Prof. Dr. Manfred Pirner und Prof. Dr. Johannes Lähnemann, Lehrstuhl für Religionspädagogik der FAU, in Kooperation mit Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit und Leiter des Lehrstuhls für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik an der FAU, und Martina Mittenhuber vom Menschrechtsbüro der Stadt Nürnberg. In diesem Jahr findet das Nürnberger Forum bewusst im Vorfeld der Verleihung des Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg und der zugehörigen Tagung statt, die im Anschluss an das Forum beginnt.

Religiöse Bildung könne einen bedeutsamen Beitrag zur Menschenrechtsbildung leisten, davon sind die Veranstalter des XI. Nürnberger Forums überzeugt. Zumal die Ethik der Menschenrechte unter anderem auf religiöse Wurzeln zurückgeht. Das soll bei dem Kongress deutlich werden. Dabei werden auch Konfliktfelder zwischen Religionen und Menschenrechten wie z.B. der Kopftuchstreit, der Kruzifixstreit oder die Diskussion um das Gebet an öffentlichen Schulen aufgegriffen.

Bereits am Eröffnungstag des Kongresses kommen zwei prominente muslimische Menschenrechtsaktivistinnen zu Wort. Dr. Ziba Mir-Hosseini, international renommierte Rechtswissenschaftlerin und Filmemacherin, arbeitet seit Jahren wissenschaftlich zur Stellung der Frau im islamischen Recht und ist Mitbegründerin der internationalen Bewegung „Musawah“, die sich für Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit in muslimischen Familien einsetzt. Außerdem wird die iranischstämmige Juristin, Theologin und Frauenrechtsaktivistin Hami-deh Mohaghegi ihre Perspektive einbringen.

Verdanken sich die Menschenrechte auch religiösen Traditionen und sind deshalb religiöse Deutungen der Menschenrechte hilfreich? Oder sind sie rein weltliche Normen, die gerade dann am besten funktionieren, wenn sie von religiösen Bezügen frei gehalten werden? Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Vorträge und das Podiums des ersten Forums-Tages, während es in den Folgetagen stärker um die Felder Schule, Bildung und Erziehung gehen wird.

Das Nürnberger Forum

Als Plattform für den internationalen, interkulturellen und interreligiösen wissenschaftlichen Austausch haben die Nürnberger Foren seit ihrer Gründung durch Prof. Dr. Johannes Lähnemann, Lehrstuhl für Religionspädagogik der FAU, in den 1980er-Jahren ein weit über die deutschen Grenzen hinaus gehendes Renommee gewonnen. In dreijährigem Abstand werden zentrale Themen des interkulturellen und interreligiösen Dialogs sowie der darauf bezogenen Bildungsarbeit diskutiert und in konkrete Impulse für die Praxis überführt. Die Forumsbeiträge werden regelmäßig in Buchform publiziert.

Ausführliche Informationen zur Tagung gibt es unter www.nuernberger-forum.fau.de.

Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Manfred Pirner
Tel.: 0911/5302-548 bzw.-549
manfred.pirner@fau.de