Sammlungen der FAU: Die ISER und ihre Zuse Z23

Der Rechner Zuse Z23 ist Teil der Informatik-Sammlung Erlangen. (Bild: ISER-Sammlung)
Der Rechner Zuse Z23 ist Teil der Informatik-Sammlung Erlangen. (Bild: ISER-Sammlung)

Sie sieht aus wie ein grauer Büroschreibtisch mit blechernen Unterschränken, ist aber tatsächlich ein Computer: die Zuse Z23. Vor über 50 Jahren war sie die erste elektronische Rechenanlage der FAU und die Grundlage für die elektronische Datenverarbeitung der Universität. Heute ist sie eine Rarität und Teil der Informatik-Sammlung Erlangen.

Der Grundstein für die Informatik-Sammlung Erlangen, kurz ISER, wurde 1948 gelegt, als der Vater der Erlanger Informatik, Prof. Dr. Wolfgang Händler aus privatem Antrieb heraus begann, Objekte und Unterlagen zur Informatik zu sammeln. Im Jahre 1997 wurden durch Dr. Franz Wolf, dem ehemaligen Leiter des Regionalen Rechenzentrums Erlangen (RRZE) und Prof. Dr. Wolfgang Händler die Objekte des damaligen Instituts für Mathematische Maschinen und Datenverarbeitung (IMMD) und des RRZE zur Informatik-Sammlung zusammengeführt. Ergänzt wird die Sammlung durch Dauerleihgaben des Mathematischen Instituts der FAU, darunter mathematisch-geometrische Instrumente, sogenannte Analogrechner wie z. B. Planimeter oder harmonische Analysatoren, sowie Tischrechenmaschinen.

Viele der Instrumente, Geräte, Schaltteile und Anlagen haben einen starken Bezug zur Erlanger Informatik, was für dieses Sammlung ein Alleinstellungsmerkmal darstellt. Anhand der Geräte können den Studierenden, Wissenschaftlern und Besuchern historische Informationen als auch die sozialen Auswirkungen dieser rapiden Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie auf unsere Gesellschaft vermittelt werden.

Die Erlanger Informatiksammlung ist so umfangreich, dass zurzeit nicht genug Ausstellungsflächen zur Verfügung stehen, um die Vielfalt der Sammlung richtig zur Geltung zu bringen. In den Fluren des Rechenzentrums und des Wolfgang-Händler-Hochhauses befinden sich einige Vitrinen, die zu den Öffnungszeiten der Gebäude zugänglich sind. Der Großteil der Sammlung ist allerdings nur durch Führungen zu besichtigen, wie die im neu eingerichteten Zuse-Raum aufgestellten Großgeräte und die in den Lagerräumen befindlichen Objekte. Im Online-Katalog der Sammlung sind allerdings alle Objekte dokumentiert und jederzeit aufrufbar.

Eines der herausragendsten Objekte ist die 1962 für das Mathematische Institut mit Unterstützung der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) angeschaffte erste elektronische Rechenanlage an der Universität Erlangen-Nürnberg, die Zuse Z23. Sie wurde 1958 entwickelt und ging 1961 in Serienproduktion. Dieser vollständig in Transistortechnik aufgebaute Rechner (2700 Transistoren und 6800 Dioden) mit einem Takt von 140.000 Hz pro Bit verfügt über einen Magnettrommelspeicher mit 8192 Wörtern à 40 Bits und einen Ferritkernspeicher. Peripheriegeräte, wie Magnetbandspeicher, analoge Ein-/Ausgabegeräte sowie Lochstreifenleser und -stanzer gehörten ebenfalls zur Ausstattung. Die Z23 kostete damals 340.000 DM, bzw. 640.000 DM mit allen Zusatzgeräten. Sie bildete den Grundstein der elektronischen Datenverarbeitung an der FAU.

Insgesamt wurden durch die Zuse KG, dem Unternehmen des Computerpioniers Konrad Zuse, 98 Maschinen dieses Typs gebaut, die an vielen deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen eingesetzt wurden. Der Zuse Rechner wurde sowohl in der Forschung als auch in der Lehre eingesetzt. An ihr wurde der mathematische Nachwuchs ausgebildet, z. B. in der Programmierung und der Anwendung von ALGOL, einer Familie von Programmiersprachen, die ab Ende der 1950er Jahre bis in die 1980er Jahre verwendet wurde. Mit ihr wurden Forschungsaufgaben des mathematischen und medizinischen Instituts bearbeitet, aber auch die von anderen naturwissenschaftlichen Instituten.

Bald folgte zusätzlich die Übernahme von Aufgaben aus der Universitätsverwaltung. Nach einer vierzehnjährigen Betriebszeit musste die Z23 neueren Rechneranlagen weichen und wurde im Christian-Ernst-Gymnasium in Erlangen noch weitere 7 Jahre bis 1983 betrieben. Danach wurde sie eingelagert, um schließlich in der ISER wieder ausgestellt zu werden. Die Zeit hat allerdings ihre Spuren hinterlassen, das betagte Gerät wieder in Betrieb zu nehmen ist deshalb eines der Ziele der ISER.

Die Zuse Z23 ist Teil der Informatik-Sammlung Erlangen der FAU. Führungen sind im Rahmen des Collegium Alexandrinum oder nach Anmeldung möglich. Aktuelles zur Sammlung finden Sie auf der Facebook-Seite „ISER – Informatiksammlung Erlangen“.

Öffnungszeiten:

Einige Vitrinen befinden sich in den Fluren des Rechenzentrums und des Wolfgang-Händler-Hochhauses in Erlangen und sind zu den regulären Öffnungszeiten der Gebäude zugänglich. Der Großteil der Sammlung kann nur durch eine Führung besichtigt werden.

Führungen:

Vereinbarung von Terminen für Führungen bitte per E-Mail an iser@uni-erlangen.de oder über das Sekretariat des RRZE unter +49/9131-85-27031.

Kontakt:

Guido Nockemann M.A.
Wiss. Sammlungsleiter ISER
Tel.: 09131/85-27006
guido.nockemann@fau.de