Gumbertusbibel im Germanischen Nationalmuseum zu sehen

Ausschnitt aus der Gumbertusbibel (Bild: Unibibliothek)
Ausschnitt aus der Gumbertusbibel (Bild: Unibibliothek)

FAU-Forscher haben Schrift der hochmittelalterlichen Riesenbibel untersucht

Sie ist einer der größten Schätze der Universitätsbibliothek der FAU: die um 1180/85 entstandene Gumbertusbibel, eine der wenigen noch erhaltenen Riesenbibeln. Ab dem 1. Mai ist sie für drei Monate in einer Sonderausstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen. Präsentiert werden neben der Bibel aktuelle Forschungsergebnisse von FAU-Wissenschaftlern zur ihrer Entstehung.

Die Gumbertusbibel zählt zu den prächtigsten Handschriften des Hochmittelalters. Mit ihrem Format von 67 x 45 Zentimetern und einem Gewicht von 40 Kilogramm zählt sie zu den Riesenbibeln – eine Art von bebilderten Handschriften, die seit dem 11. Jahrhundert erst in Italien und dann nördlich der Alpen hergestellt wurden. Vor zwei Jahren stellte die Universitätsbibliothek Erlangen die Gumbertusbibel Prof. Dr. Michele C. Ferrari, Inhaber des Lehrstuhls für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit, für seine Forschungen zur Verfügung. Ziel war, die Schrift der Bibel im Kontext der Buchproduktion ihrer Zeit zu untersuchen. Darüber hinaus stieß Ferrari aber auch ein weiteres Projekt an: die Ausstellung der Bibel im Germanischen Nationalmuseum. „Ich bin sehr froh, dass die Universitätsbibliothek und das Germanische Nationalmuseum und zu einer solchen Ausstellung bereit waren“, erklärt Ferrari.

12 Schreiber für eine Bibel

Um den Urhebern der Bibel auf die Spur zu kommen, haben Ferrari und seine Mitarbeiter die Schrift der Gumbertusbibel mit anderen Handschriften aus dem 12. Jahrhundert verglichen. Das Ergebnis: An der Riesenbibel waren zwölf verschiedene Schreiber beteiligt, darunter zwei Schreiber, die in oder um Salzburg herum ausgebildet worden waren. Für die Wissenschaft ein wichtiger Anhaltspunkt auf die Herkunft der Bibel, denn ob die Handschrift in Salzburg oder Regensburg entstanden ist, ist seit Jahren ungeklärt. Und ganz genau steht es immer noch nicht fest, denn: „Die Schreiber können nach ihrer Ausbildung auch woanders hingezogen sein“, erklärt Ferrari.

Um die Herkunft der Bibel klar bestimmen zu können, widmet sich Prof. Ferrari in einem nächsten Schritt dem Text. Im Hochmittelalter wurden die Bibeltexte abgeschrieben, je nach Region unterschieden sich aber die Übersetzungen, so dass Passagen teilweise voneinander abweichen. „Dabei geht es um kleine Unterschiede, zum Beispiel einzelne Wörter“, weiß Ferrari. Durch einen Vergleich mit anderen Texten will er das Rätsel nun lösen.

Eine weitere interessante Entdeckung: Die Gumbertusbibel wurde nach ihrer Fertigstellung von ihren neuen Besitzern – den Kanonikern im Gumbertusstift – bearbeitet. Die Wissenschaftler konnten zwei Schreiber nachweisen, die nachträglich noch Ergänzungen einfügten, wie beispielsweise Kapitelverzeichnisse. „Das ist deshalb sehr interessant, weil es sich um eine sehr teure Bibel handelt. In Ansbach traute man sich aber offensichtlich solche Einträge zu.“

Historie der Gumbertusbibel

Im Jahre 1195 kaufte der Stiftsdekan des Ansbacher Chorherrenstifts St. Gumbertus, Gotebold, für die damals sehr große Summe von 12 Talenten – in heutiger Währung entspricht das in etwa mehreren 10000 Euro – die berühmte Gumbertusbibel. Das Werk war so teuer, dass auch die Ansbacher Bürger dazu ansehnliche Geldbeträge beisteuerten. Nach der Auflösung des Gumbertusstifts kam der Bestand der Stiftsbibliothek in die neu gegründete Konsistorialbibliothek in Ansbach und von dort 1733 in die Schlossbibliothek der Ansbacher Markgrafen. Hier sahen sie erstaunte Besucher, die das mittelalterliche Prachtstück in ihren Berichten als besondere Sehenswürdigkeit nennen. Kurz bevor Preußen im Zuge der napoleonischen Politik das Markgraftum Ansbach an Bayern abtreten musste, ließ König Friedrich III. die Schlossbibliothek in das damals noch preußische Erlangen überführen. So kam 1805 die Gumbertusbibel zusammen mit vielen anderen Schätzen in die Universitätsbibliothek der FAU.

Weitere Informationen zu der Ausstellung gibt es im Begleitprogramm des Germanischen Nationalmuseums (PDF).

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Michele Camillo Ferrari
Tel.: 09131/85-22416
michele.ferrari@fau.de