1.000. DMEK-Hornhauttransplantation

Prof. Dr. Friedrich E. Kruse (links) kontrolliert im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig das Ergebnis des DMEK-Eingriffs bei Dr. Thomas Poetsch, dem 1.000 DMEK-Patienten. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)
Prof. Dr. Friedrich E. Kruse (links) kontrollierte im Rahmen von Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig das Ergebnis des DMEK-Eingriffs bei Dr. Thomas Poetsch, dem 100. DMEK-Patienten im Jahr 2010. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)

Jubiläum an der Augenklinik zum Tag der Organspende am 7. Juni

„Wir freuen uns, dass wir in der Augenklinik des Universitätsklinikums Erlangen jetzt den 1.000. Patienten durch eine Hornhauttransplantation von Blindheit befreien konnten“, sagte der Direktor der Augenklinik, Prof. Dr. Friedrich E. Kruse, zwei Tage vor dem Tag der Organspende, der am Samstag, 7. Juni 2014, bundesweit stattfindet.

Gleichzeitig appellierte er an jeden Bürger, einen Organspendeausweis auszufüllen. „Organspende bewahrt Leben – vielleicht einmal Ihr eigenes. Helfen Sie anderen Menschen, indem sie einen Organspendeausweis ausfüllen und stets bei sich tragen“, so Prof. Kruse. Rund 8.000 Patienten warten bundesweit auf eine Spenderhornhaut – allein auf der Warteliste der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen stehen mehr als 500 Patienten. Im Gegensatz zur Spende von lebenswichtigen Organen wie Leber, Lunge, Herz etc. kann die Hornhaut auch im achten oder neunten Lebensjahrzehnt nach dem Versagen der Vitalfunktionen (Herzstillstand) noch bis zu 72 Stunden nach dem Versterben entnommen werden.

Nach einem dreiwöchigen Konservierungsverfahren werden die gespendeten Hornhäute bis zur Transplantation in einem Nährmedium gelagert. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)
Nach einem dreiwöchigen
Konservierungsverfahren
werden die gespendeten
Hornhäute bis zur Transplantation in einem Nährmedium gelagert.
(Bild: Uni-Klinikum Erlangen)

Das Universitätsklinikum Erlangen nimmt im Bereich der Hornhauttransplantation (Keratoplastik) bundesweit einen Spitzenplatz ein. Mit über 440 durchgeführten Keratoplastiken pro Jahr steht Erlangen zahlenmäßig an erster Stelle der deutschen Universitätsaugenkliniken. Prof. Kruse und sein Team zählen weltweit zu den Pionieren der neuen schonenden Descemet-Membrane-Endothelial-Keratoplasty-Methode (DMEK).

„Die wissenschaftliche Auswertung der 1.000 Patienten, bei denen an unserer Klinik in den vergangenen vier Jahren eine DMEK-Hornhauttransplantation durchgeführt wurde, bestätigte eine schnelle und dauerhafte Wiederherstellung der Sehschärfe“, sagte Prof. Kruse. Im Vergleich zur herkömmlichen, alle Gewebeschichten durchgreifenden Operation, erleiden Patienten nach dem DMEK-Verfahren, bei dem nur die erkrankte Zellschicht transplantiert wird, seltener (20 Prozent) Abstoßungsreaktionen; dies belegt eine internationale Studie unter Beteiligung der Erlanger Wissenschaftler.

Über 95 Prozent der Patienten erreichten nach der DMEK-Transplantation eine Sehstärke von über 50 Prozent, mehr als die Hälfte sogar 80 Prozent. „Durch die Weiterentwicklung der Erlanger Implantationstechnik mit einem speziell für uns hergestellten Implantationsinstrument sind wir in der Lage, nun eine völlig standardisierte Operation anbieten zu können“, so Prof. Kruse. „Mit diesen neuen Transplantationstechniken und schonenderen Operationsverfahren könnten viele Patienten ihr Sehvermögen zurückerlangen, wenn ihnen eine geeignete Spenderhornhaut zur Verfügung gestellt würde.“

In den vergangenen Jahren haben sich die Wartelisten für Hornhauttransplantationen nicht verkürzt, sondern eher noch verlängert. Bundesweit warten rund 8.000 Menschen auf eine Spenderhornhaut – allein auf der Erlanger Warteliste stehen mehr als 500 Betroffene. Nationale und internationale Hornhautbanken haben eine Schlüsselrolle in der Beschaffung, Konservierung und Verteilung von Spenderhornhäuten.

Internationales Netzwerk

Die Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen verfügt über eine eigene Hornhautbank. Sie verwaltet die Spenderhornhäute und die Informationen über die Patienten, die auf der Erlanger Warteliste zur Hornhauttransplantation stehen. Jährlich können durch regionale Hornhautspenden an der Erlanger Hornhautbank zahlreiche Hornhauttransplantate zur Operation bereitgestellt werden. Obwohl die Erlanger Hornhautbank mittlerweile ein Netzwerk zu den Kliniken der Umgebung aufgebaut hat, decken die Spenderhornhäute noch lange nicht den Bedarf. „Vor diesem Hintergrund ist die Kooperation mit nationalen und internationalen Hornhautbanken unverzichtbar, da sie eine Schlüsselrolle in der Beschaffung, Konservierung und Verteilung von Spenderhornhäuten haben“, erläuterte Prof. Kruse.

Höchstmaß an Qualität

Eine Hornhautbank ist verantwortlich für die Einholung von Spenderhornhäuten, deren Aufarbeitung und Kultivierung sowie für das Bereitstellen von Hornhauttransplantaten. Bei der Bearbeitung der Spenderhornhäute werden hohe Ansprüche an die Qualität und die sachgerechte Durchführung aller Arbeitsschritte gestellt. Hierfür ist eine sachgerechte Dokumentation aller Arbeitsschritte inklusive Sicherheitskontrollen notwendig und erfolgt entsprechend eines sogenannten Qualitätsmanagementhandbuchs (nach ISO 9001). In diesem sind alle Arbeitsschritte detailliert aufgeführt, wodurch ein Höchstmaß an Reproduzierbarkeit und Qualität in der Bereitstellung von Spenderhornhäuten erreicht wird.

Häufige Erkrankungen, die eine Hornhauttransplantation erforderlich machen, sind:

  • Keratokonus
  • Hornhautendothelerkrankungen
  • Hornhautnarben
  • durchgreifende offene Hornhautwunden
  • nicht heilende Hornhautgeschwüre

Unsere vierjährige Erfahrung bestätigt, dass wir mit der DMEK-Methode auf dem richtigen Weg sind, eine schichtspezifische operative Behandlung von Hornhauterkrankungen zu etablieren“, sagte Prof. Kruse. Die Verdienste der Erlanger Arbeitsgruppe wurden unlängst mit der Verleihung der Tillett-Lecture von Tissue-Banks International geehrt, die Prof. Kruse am 01.03.2014 in Baltimore hielt.

Weitere Informationen:

Angelika Händel
Tel.: 09131 85-34459
angelika.haendel@uk-erlangen.de