Mit Licht kranke Zellen aufspüren

Endoskopie-Experten unter sich: Preisträger Prof. Dr. Christian Ell (v.l.) mit den Festrednern Prof. Dr. Meinhard Classen, Prof. Dr. Markus Neurath, Prof. Dr. Jürgen Riemann, Prof. Dr. Helmut Neumann und Prof. Dr. Raja Atreya bei der Eröffnungsfeier des Ludwig Demling Centers. (Bild: FAU)
Endoskopie-Experten unter sich: Preisträger Prof. Dr. Christian Ell (v.l.) mit den Festrednern Prof. Dr. Meinhard Classen, Prof. Dr. Markus Neurath, Prof. Dr. Jürgen Riemann, Prof. Dr. Helmut Neumann und Prof. Dr. Raja Atreya bei der Eröffnungsfeier des Ludwig Demling Centers. (Bild: FAU)

Neues Ludwig Demling Center bündelt Endoskopie-Wissen an der FAU / Endoskopie-Experte Professor Ell geehrt

Wer krank ist, bekommt Medikamente und wird therapiert. Aber welche Medikamente und welche Therapie wirken am besten? Gerade bei schweren Tumor- oder Entzündungserkrankungen hängen die Heilungschancen stark davon ab, ob es gelingt, das Krankheitsbild früh zu erkennen und die Behandlung individuell auf den Patienten auszurichten. Daran arbeiten Wissenschaftler des Universitätsklinikums Erlangen der FAU im neu eröffneten Ludwig Demling Center für Molekulare Bildgebung. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurde nun erstmals die Ludwig-Demling-Medaille verliehen.

Mit dem diesjährigen Preisträger, Prof. Dr. Christian Ell, ist die Wahl auf einen international renommierten Endoskopie-Spezialisten gefallen. Seine Wurzeln hat der Mediziner an der FAU: Am Uni-Klinikum Erlangen arbeitete er von 1981 bis 1996. In der Laudatio würdigte Prof. Dr. Markus Neurath, Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie – und zugleich Koordinator des neuen Zentrums, Professor Ell als einen wegweisenden Forscher, unter anderem wenn es darum geht, Speiseröhrenkrebs bereits in einem sehr frühen Stadium zu behandeln.

Denn je früher Krebs erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Und genau das ist auch das Ziel der Wissenschaftler am neuen Ludwig Demling Center. Dafür verwenden sie Laserendoskope, mit denen sie krankhafte Veränderungen bereits auf zellulärer Ebene erkennen können. Diese konfokalen Laser-Endomikroskope (CLE) erzeugen nicht nur Bilder der Oberfläche – beispielsweise des Darms –, sondern dringen auch optisch in das Gewebe ein. Dank der 1000-fachen Vergrößerung lassen sich so feinste zelluläre Strukturen sichtbar machen. Bei Erkrankungen wie Krebs verändern sich diese Strukturen und liefern den Spezialisten damit wertvolle Hinweise. Könnten die Mediziner bereits Krebsvorstufen erkennen und das betroffene Gewebe entfernen, hätten die Patienten eine deutlich bessere Chance auf Genesung.

Logo Ludwig Demling CenterDoch eine bessere Früherkennung ist nur eines der Ziele des neuen Zentrums. Denn auf Basis der Strukturveränderungen wollen die Wissenschaftler bessere Leitfäden für die Diagnose und Therapie von Tumor- und Entzündungskrankheiten entwickeln. In solchen sogenannten diagnostischen und therapeutischen Algorithmen sind für Ärzte die einzelnen Schritte – angefangen vom Symptom über die Diagnose bis hin zur Therapie – dokumentiert. Darüber hinaus hoffen die Forscher insbesondere bei Autoimmunkrankheiten vorhersagen zu können, auf welche Therapien, die gezielt und regulierend in das Immunsystem eingreifen, Patienten am besten ansprechen. Auf diese Weise wollen sie Therapien individuell optimieren. Ein erster Erfolg ist ein Signalspray, das bei Morbus-Crohn-Patienten bereits vor Therapiebeginn anzeigt, ob bestimmte Medikamente erfolgreich wirken. Denn diese Präparate, die gegen einen bestimmten Signalstoff wirken, helfen nur rund jedem zweiten Patienten – und zwar jenen, bei denen der Signalstoff in der Darmschleimhaut wirklich vorkommt. Die Wissenschaftler koppelten den zugehörigen Antikörper an einen fluoreszierenden Farbstoff. Die Substanz sprühten sie während einer Darmspiegelung auf die verdächtigen Stellen. Mit Hilfe eines CLE sahen sie, bei welchen Patienten sich die Zellen verfärbten, der zu bekämpfende Signalstoff also in der Darmschleimhaut saß und es folglich überhaupt sinnvoll war, das Medikament einzusetzen.

Angesiedelt ist das Ludwig Demling Center zwar an der Medizinischen Klinik 1, jedoch arbeiten Forscher aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Uni-Klinikums und der FAU zusammen: Beteiligt sind neben der Medizin 1 die Urologische Klinik, die HNO-Klinik, das Pathologische Institut, der Lehrstuhl für Genetik sowie der Lehrstuhl für Experimentalphysik. Das interdisziplinäre Zentrum ist eines der Projekte mit hohem Entwicklungspotenzial, die die FAU im Rahmen ihrer Emerging Fields Initiative (EFI) fördert. Benannt ist es nach Prof. Dr. Ludwig Demling, der von 1966 bis zu seiner Emeritierung 1986 Direktor der Medizinischen Klinik und Inhaber des Lehrstuhls für Innere Medizin in Erlangen war. Professor Demling gilt als ein Pionier der Endoskopie – zu seinen Erfolgen zählen unter anderem die Entfernung von Darmpolypen (endoskopische Polypektomie) und die Entwicklung der Gallengangsspiegelung (ERCP).

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Raja Atreya
Tel.: 09131/85-35000
raja.atreya@uk-erlangen.de