Neuer Schlüssel zur Fibrose-Therapie

Das Universitätsklinikum Erlangen von oben. (Bild: Uni-Klinikum Erlangen)
Das Universitätsklinikum Erlangen von oben. (Bild: Uniklinikum Erlangen)

Bis zu 40 Prozent aller Todesfälle in Industrienationen werden mitverursacht durch fibrotischen Gewebeumbau, also Ablagerung von Bindegewebe mit anschließender Gewebeverhärtungen. Effektive Behandlungsmöglichkeiten stehen derzeit jedoch kaum zur Verfügung.

Mediziner an der FAU haben jetzt einen molekularen Mechanismus entdeckt, der der Schlüssel zu neuen Fibrose-Therapien sein könnte. Die Ergebnisse zeigen, dass der Wachstumsfaktor Transforming growth factor-beta (TGF-beta) – ein wichtiges Protein bei Wachstumsvorgängen – sowie der nukleare Rezeptor Nr4a1 zentrale Funktionen bei der normalen Wundheilung und bei fibrotischen Erkrankungen einnehmen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler jetzt im renommierten Fachmagazin „Nature Medicine“ veröffentlicht. (doi: 10.1038/nm.3777)

Bei fibrosierenden Erkrankungen wie der Systemischen Sklerose kommt es durch eine überschießende Aktivierung von Bindegewebszellen zu einer Verhärtung des Gewebes. Diese Krankheiten können jedes Organsystem befallen und führen oft zu Störungen der Organfunktion. Bindegewebszellen spielen eine Schlüsselrolle bei der normalen Wundheilung und bei fibrotischen Erkrankungen. Die Wissenschaft vermutet, dass die Abschaltung der Reparaturprozesse bei fibrotischen Erkrankungen defekt ist, so dass es zu einer gesteigerten Aktivierung dieser Vorgänge kommt, in dessen Folge sich extrazelluläre Gewebestrukturbestandteile  anhäufen. Warum diese Reparaturprozesse bei fibrotischen Erkrankungen ausarten, war jedoch bisher unklar.

Ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Jörg Distler am Lehrstuhl für Innere Medizin 3 – Rheumatologie und Immunologie der FAU konnte nun einen molekularen Mechanismus entschlüsseln, der für die andauernde Aktivierung von Erneuerungsprozessen verantwortlich ist. In experimentellen Studien nahmen die Forscher den Wachstumsfaktor TGF-beta ins Visier. In der normalen Wundheilung wird TGF-beta vorübergehend verstärkt ausgeschüttet, um die Reparatur eines Gewebeschadens anzuregen. Gegen Ende des normalen Heilungsprozesses fällt der TGF-beta Spiegel wieder ab und die Bindegewebszellen kehren wieder in einen Ruhezustand zurück. „Wir konnten nachweisen, dass TGF-beta bei fibrotischen Erkrankungen aktiv bleibt und zu einer andauernden Stimulation der Bindegewebszellen und somit zu einer anhaltenden Ablagerung von Gewebsbestandteilen führt“, erklärt Professor Distler. Bei der Regulation der Aktivität von TGF-beta spielt der nukleare Rezeptor (Nr4a1) eine zentrale Rolle. Nr4a1 hemmt in der normalen Wundheilung die Effekte von TGF-beta. Bei fibrotischen Erkrankungen wird dieser Mechanismus, durch eine Inaktivierung des Rezeptors unterbunden. TGF-beta kann so ungehemmt wirken und der Reparaturvorgang wird nicht beendet.

„Wir konnten in experimentellen Untersuchungen zeigen, dass Nr4a1 pharmakologisch reaktiviert werden kann. Hierdurch wird TGF-beta gehemmt, die überschießende Aktivierung von Bindegewebszellen unterbunden und der Fibrosierung effektiv entgegen gewirkt,“ sagt Prof. Jörg Distler. Die Aufdeckung dieses molekularen Mechanismus könnte ein Ansatz zur Entwicklung innovativer Behandlungsmethoden bei fibrotischen Erkrankungen sein.

Quelle: Palumbo-Zerr K, et al. Nat Med. 2015 Jan 12. doi: 10.1038/nm.3777.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. med. Jörg Distler
Tel.: 09131/85-34742
joerg.distler@uk-erlangen.de

Katrin Palumbo
katrin.palumbo@uk-erlangen.de