Zeichnen seit Dürer

Diese Stadtansicht Nürnbergs ist rund 500 Jahre und gilt als ältestes getreues Panorama, das direkt in Nürnberg entstanden ist. (Bild: Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg)
Diese Stadtansicht Nürnbergs ist rund 500 Jahre alt und gilt als ältestes getreues Panorama, das direkt in Nürnberg entstanden ist. (Bild: Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg)

Neben Zeichnungen Albrecht Dürers besitzt die FAU graphische Arbeiten aller wichtigen Künstler der Renaissance in Süddeutschland. Darunter Meisterwerke von Albrecht Dürer, Albrecht Altdorfer, Wolf Huber, Hans von Kulmbach und Hans Schäufelin.

Albrecht Altdorfers Landschaft bei Sonnenuntergang ist eine der ersten autonomen Landschaftsdarstellungen und wird bei der Sonderausstellung gezeigt. (Bild: Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg)
Albrecht Altdorfers Landschaft bei Sonnenuntergang ist eine der ersten autonomen Landschaftsdarstellungen. (Bild: Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg)

Unter den 23 Handzeichnungen sind zwei ganz besondere Pretiosen: Albrecht Altdorfers „Landschaft bei Sonnenuntergang“ stellt eine der ersten autonomen Landschaftszeichnungen dar. Die Erlanger Wissenschaftler vermuten, dass sie um das Jahr 1520 entstanden ist. Landschaften waren für Maler bis zum Übergang vom Mittelalter zur Renaissance gewissermaßen Beiwerk für religiöse Darstellungen und Portraits. Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung: eine Stadtansicht von Nürnberg. Zwar können die Forscher sie keinem einzelnen Maler zuordnen, jedoch wissen sie, dass er sie zwischen 1516 und 1528 vor Ort gezeichnet haben muss – darauf deuten realitätsgetreue Details an den Gebäuden hin. Damit gilt die Zeichnung nun als ältestes getreues Panorama, das in Nürnberg selbst entstanden ist. Neben diesen zwei Meisterstücken werden außerdem Werke von Albrecht Dürer, seinem Schüler Hans von Kulmbach, Georg Pencz sowie von Wolf Huber und Wenzel Jamnitzer gezeigt. Knapp zwei Wochen haben die Besucher Zeit, einen Blick auf die Kostbarkeiten zu werfen – länger dürfen sie dem Licht nicht ausgesetzt werden ohne Schaden zu nehmen.

Zeitgleich mit der Ausstellung haben die Kunsthistoriker der FAU unter Leitung von Prof. Dr. Hans Dickel ein aufwändiges Forschungsprojekt abgeschlossen: Sie haben die einzigartigen Zeichnungen des 16. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung der UB neu katalogisiert, insgesamt rund 640 Blätter. Sie stellen einen bedeutenden Teil der nordeuropäischen Zeichnungen aus der Renaissance dar. Dazu gehören auch Dürers Zeitgenossen und Nachfolger in Nürnberg und Franken wie Peter Flötner sowie Barthel und Sebald Beham. Nicht weniger bedeutend sind die Werkgruppen aus anderen süddeutschen Schulen, die mit Zeichnungen von Hans Holbein d. Ä., Hans Burgkmair, Matthias Grünewald und anderen, die deutsche Zeichenkunst ihrer Zeit auf höchstem Niveau repräsentieren. Die Erlanger Sammlung bietet neben diesen Meisterzeichnungen aber auch besonders aufschlussreiche Einblicke in die Arbeitsprozesse einer Künstlerwerkstatt.

Nach der Fertigstellung des ersten Bandes zu den Zeichnungen des 14. und 15. Jahrhunderts in der Graphischen Sammlung („Zeichnen vor Dürer“, 2009) ist damit nun auch der zweite Band „Zeichnen seit Dürer“ erschienen, der die reichen Bestände aus dem 16. Jahrhundert auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Untersuchungen mit farbigen Abbildungen publiziert. Für einen Abschluss der wissenschaftlichen Inventarisierung der Graphischen Sammlung mit einem Katalog zu den etwa 500 Zeichnungen des 17. Jahrhunderts unter dem Titel „Zeichnen im Barock“ werden noch Sponsoren gesucht.

Ausstellung

Eine Sonderausstellung bot bis zum 1. Februar in der Universitätsbibliothek (UB) unter anderem eine der ersten Zeichnungen, in der die Landschaft das Hauptthema ist, sowie die älteste vor Ort entstandene Stadtansicht Nürnbergs. Einen Einblick gibt das Frankenfernsehen mit einem Videobeitrag.

Die Bilder der Ausstellung im Überblick:

  • Albrecht Altdorfer: Landschaft bei Sonnenuntergang; Pinsel in Aquarell und Deckfarben, auf Bütten
  • Albrecht Dürer (Umkreis): Schlafender im Lehnstuhl; Feder in Graubraun und Schwarzgrau, auf Bütten
  • Albrecht Dürer (Umkreis): Fortuna Amoris; Feder in Schwarzgrau, grau laviert, weiß gehöht auf beidseitig rötlich getöntem Bütten
  • Albrecht Dürer: Männliche Proportionsfigur nach rechts; Feder in Hellbraun auf Bütten
  • Hans von Kulmbach: Studie zu einem männlichen Kopf; Pinsel in Grau und Braungrau, rötliche und bräunliche Wasserfarben, auf Bütten
  • Hans von Kulmbach: Studie zu einem weiblichen Kopf; Pinsel in Grau und Braungrau, rötliche und bräunliche Wasserfarben, auf Bütten
  • Monogrammist IB/Georg Pencz (?): Der Zorn; Feder in Schwarz, über Vorzeichnung in schwarzem Stift, auf Bütten
  • Monogrammist IB/Georg Pencz (?): Sol; Feder in Schwarz und Grau, über Spuren von Vorzeichnung in schwarzem Stift (?), auf Bütten
  • Hans von Kulmbach (?): Glasmalerei-Karton mit kniender Stifterin; Pinsel in Schwarzbraun auf Bütten
  • Sebald Beham oder Barthel Beham: Landsknecht in Rückenansicht; Feder in Braun, Spuren von schwarzem Stift, auf Bütten
  • Augsburg: Zeichnung der Orgel in der Fugger-Kapelle bei St. Anna in Augsburg; Feder in Schwarz, grau laviert, weiß und gelb laviert, auf graublauem Tonpapier
  • Nürnberg: Ansicht Nürnbergs von Südosten; Feder in Braun und Schwarz, braun, braungrün und in verschiedenen Rottönen aquarelliert, auf Bütten
  • Wenzel Jamnitzer (Werkstatt oder Umkreis): Akeleipokal; Feder in Braun, blau laviert, über Vorzeichnung in schwarzem Stift, auf Bütten
  • Hans Schäufelin: Bärtiger Mann im Mantel; Schwarzer Stift, auf Bütten
  • Hans Schäufelin: Profilbildnis eines Geistlichen; Kohle (?), Spuren von Lavierung an Nase und Mund, auf Bütten
  • Daniel Hopfer: Hl. Barbara; Feder und Pinsel in Grau, Braun, Weiß und Rot, auf Bütten
  • Wolf Huber: Brustbild eines jungen Mannes mit geöffnetem Mund, 1522; Kohle und weiße Kreide, beidseitig rotbraun getöntes Bütten
  • Wolf Huber – Kopie (?): Visierung eines Passionsaltares; Feder in Schwarzbraun, grau laviert, auf Bütten
  • Meister von Mühldorf (Wilhelm Pätzsold?): Drachenkampf des Hl. Georg; Feder in Schwarz und Weiß, Pinsel in Deckfarben, auf grau grundiertem Bütten
  • Monogrammist CS (Conrad Schnitt?) Entwurf für eine Kanne; Feder in Braun, über Vorzeichnung mit schwarzem Stift, auf Bütten
  • Zeichner der Erlanger Willaert-Komposition: Viola da Gamba-Spieler(in?) – 1. Tenor; Feder und Pinsel in Grau und Braun, grau und braun laviert, über schwarzem Stift, auf bläulich gefärbtem Bütten
  • Zeichner der Erlanger Willaert-Komposition: Zinkenbläser – Alt; Feder und Pinsel in Grau und Braun, grau und braun laviert, über schwarzem Stift, auf bläulich gefärbtem Bütten
  • Süddeutschland: Antiker Torso und flötespielender Faun in zwei Ansichten; Feder in Schwarz, dunkelgrau laviert und weiß gehöht, auf rotbraun getöntem Bütten

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hans Dickel
Tel.: 09131 / 85-29234
hans.dickel@fau.de