Mittendrin statt außen vor

Durch eine Frauenbadezeit ermöglicht das BIG-Projekt auch muslimischen Frauen regelmäßig zu schwimmen. (Bild: Erich Malter)
Durch eine Frauenbadezeit ermöglicht das BIG-Projekt auch muslimischen Frauen regelmäßig zu schwimmen. (Bild: Erich Malter)

BIG-Projekt von FAU-Sportwissenschaftlern feiert zehnjähriges Bestehen

Mehr als 2.000 Frauen in schwierigen Lebenslagen haben Sportwissenschaftler der FAU in Bewegungsangebote integriert und so deren Gesundheit gefördert: Das ist die Erfolgsbilanz des Projekts „BIG – Bewegung als Investition in Gesundheit“, das nun sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Bewegungsangebote gibt es viele, schließlich ist Bewegung gesundheitsfördernd. Besonders Frauen in schwierigen Lebenslagen – beispielsweise Alleinerziehende, Frauen mit niedrigem Bildungsstatus oder geringem Einkommen – beziehungsweise Frauen mit Migrationshintergrund fallen häufig durchs Raster: Hohe Kursgebühren, fehlende Kinderbetreuung oder die fehlende Möglichkeit geschlechtergetrennter Angebote stellen für die Betroffenen zu hohe Hürden dar. Um diese Frauen zu erreichen, genügt es nicht aus, das individuelle Verhalten ändern zu wollen. Deshalb haben sich die Sportwissenschaftler der FAU darauf konzentriert, gemeinsam mit den Frauen Maßnahmen zu entwickeln, wie sie Bewegung in den Alltag integrieren können. In einem zweiten Schritt ging es darum, die Maßnahmen umzusetzen und durch neue Strukturen nachhaltig abzusichern. Unterstützt werden die Forscher dabei von Partnern aus Politik, Verwaltung und Sportvereinen, die mit finanziellen Mitteln oder anderen Ressourcen weiterhelfen.

Aus diesen Kooperationen sind vielerorts besondere Angebote entstanden: Die Teilnehmerinnen erhielten beispielsweise Zugang zu einer Sporthalle in ihrer Nähe, die normalerweise nur für Schulen und Sportvereine geöffnet ist, eine Frauenbadezeit erlaubte muslimischen Frauen, geschützt vor Blicken anderer zu schwimmen, in einem Kurs lernten die Teilnehmerinnen Fahrrad fahren.

Durch besondere Fitnessangebote werden durch BIG auch benachteiligte Frauen zu Bewegung animiert. (Bild: Erich Malter)
Durch besondere Fitnessangebote werden durch BIG auch benachteiligte Frauen zu Bewegung animiert. (Bild: Erich Malter)

Hinzu kommen viele verschiedene Fitness-Angebote von Zumba über Pilates bis zum Nordic-Walking. Erhebungen wiesen nach, dass die Frauen sich tatsächlich mehr bewegten, ihre Gesundheit so generell verbesserten.

Fest verankert in den Kommunen

Nach zehn Jahren ist das BIG-Projekt in vielen Kommunen bereits fest verankert. Die Stadt Erlangen hat beispielsweise die BIG-Koordinationsstelle geschaffen, in der politische Entscheidungsträger, Sportvereine, Wohlfahrtsverbände und Betroffene aus der Zielgruppe zusammen an neuen Maßnahmen arbeiten. Die Förderung geht dabei inzwischen über die ursprüngliche Zielgruppe hinaus: Ihr Ziel ist, sozial Benachteiligten aller Altersgruppen einen verbesserten Zugang zu lokalen Bewegungsangeboten zu verschaffen.

Ein weiterer Schritt, um das Projekt zu fördern: In Kooperation mit der BARMER GEK berät und unterstützt seit vier Jahren das BIG-Kompetenzzentrum interessierte Kommunen bei der Vorbereitung und Umsetzung von BIG-Projekten. Inzwischen wurde der BIG-Ansatz deutschlandweit an 15 Standorten umgesetzt und hat dabei mindestens 2.000 Frauen mit Sport- und Bewegungsangeboten erreicht.

Zudem entwickelten die FAU-Sportwissenschaftler in Kooperation mit der BARMER GEK und der Gesundheitsinitiative „Gesund.Leben.Bayern.“ eine Strategie, um das Projekt bundesweit noch bekannter zu machen. Kommunen erhalten dadurch das BIG-Handbuch, eine praxisnahe Schritt-für-Schritt-Anleitung, Arbeitshilfen, eine Anschubfinanzierung sowie wissenschaftliche Begleitung und Beratung durch das BIG-Kompetenzzentrum. Mit dieser Strategie wurden seit 2013 an weiteren fünf Standorten in Bayern BIG-Projekte umgesetzt und dabei innerhalb eines Jahres über 500 Frauen in schwierigen Lebenslagen in Bewegungsangebote integriert.

Fachforum am 6. Juli

Auf einem Fachforum im Erlanger Rathaus am 6. Juli blicken die Sportwissenschaftler zusammen mit der BARMER GEK auf das Erreichte zurück und suchen nach neuen Möglichkeiten, um sozial benachteiligte Menschen in Bewegungsangebote zu integrieren. Dabei sollen auch Möglichkeiten im Rahmen des für 2016 geplanten Präventionsgesetzes diskutiert werden. Anmeldungen sind bis zum 20. Juni per Mail an andrea.wolff@sport.uni-erlangen.de möglich.

Mehr Informationen gibt es unter www.big-projekt.de

Weitere Informationen:

Andrea Wolff
Tel.: 09131/85-25011
andrea.wolff@sport.uni-erlangen.de