„Dehnungen verhindern Muskelkater nicht“ – Sportkongress soll Wissensdefizite abbauen

Stühle (Bild: Veer)
Bild: Veer

Über 200 Ärzte kommen zu „Heart and Sports 2015“ nach Erlangen

Kardiologen, Sportmediziner und interessierte Ärzte aus ganz Deutschland kommen am 12. und 13. Juni nach Erlangen, um neueste Erkenntnisse und Erfahrungen auf dem komplexen Gebiet der Sportkardiologie auszutauschen. Unter wissenschaftlicher Leitung von PD Dr. Christian Stumpf aus der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie des Universitätsklinikums Erlangen und Dr. Christian Rost (kardiologische Praxis main-herz in Würzburg) diskutieren die Teilnehmer in den Hörsälen Medizin, Ulmenweg 18, des Uni-Klinikums Erlangen über Sinn und Risiken von Sport bei Erwachsenen und Kindern.

„Die Sportkardiologie hat sich in den vergangenen Jahren zu einer bedeutenden Fachdisziplin entwickelt“, sagt PD Stumpf. Nachdem der Anspruch unserer „bewegten Gesellschaft“ nach einer optimalen sportkardiologischen Versorgung wächst, seien gute Kenntnisse in der Arztpraxis immer häufiger gefragt. Insbesondere im Sport gebe es zu viele dubiose Gesundheitstipps. Als einen der großen „Fitness-Irrtümer“, der sich in den vergangenen Jahrzehnten ausgebreitet und gehalten hat, bezeichnet Dr. Stumpf zum Beispiel die Empfehlung von Dehnübungen vor oder nach dem Sport, um sich vor Muskelkater oder Sportverletzungen zu schützen. „Schon in einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2002 zeigten australische Wissenschaftler, dass Dehnen nicht den gewünschten Effekt hat“, so der Erlanger Sportkardiologe. Die Datenauswertung ergab, dass Athleten, die das Stretching unmittelbar vor den Leibesübungen durchführten, genauso häufig unter Muskelkater litten wie ihre Kollegen, die sich danach streckten. Sein Fazit: „Es gibt bisher keinen wissenschaftlichen Beleg für einen Nutzen von Dehnübungen – unabhängig davon, ob sie vor oder nach dem Sport praktiziert werden.“

Gerade jetzt im Frühling würden viele den Drang verspüren, die angesammelten Pfunde der Wintermonate durch sportliche Aktivität wieder zu verlieren. „Dabei ist es allerdings wichtig, dass man sich nach Zeiten längerer Inaktivität sportmedizinisch untersuchen lässt, bevor man z. B. an einen Halbmarathon denkt“, empfiehlt Dr. Stumpf. Auch wenn Stretching nicht vor Schmerzen oder Verletzungen schützt, sollte man beispielsweise beim Joggen langsam anfangen. Man benötige zwar kein separates Aufwärmtraining, wichtig ist es nach Meinung namhafter Laufexperten jedoch, in ruhigem Tempo zu beginnen, damit auch tatsächlich eine Art Aufwärmeffekt zum Tragen kommt.

Generell würden Ärzte immer öfter mit der Frage konfrontiert, ob und wie intensiv körperliche Belastung möglich ist oder wie der Trainingszustand weiter verbessert werden kann – sei es durch gezielte Änderung des Training-Regimes, durch spezielle Ernährung oder psychologische Reize. Typische Fragen seien auch: Gibt es eine Sportsucht? Ist Marathon lebensgefährlich? Sind Cholesterinsenker „Trainingskiller“? Welche Bedeutung hat die Echokardiografie bei Sportlern wirklich? Beim zweiten „Heart-and-Sports-Kongress“ wollen Sportexperten aus ganz Deutschland an zwei Tagen Antworten auf diese Fragen geben. Aufgelockert wird das Programm in diesem Jahr unter anderem durch einen „KardioFun-Run“ für die Kongressteilnehmer am 12. Juni 2015.

Der Kongress „Heart and Sports“ findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Schirmherren sind die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V., die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie e. V., die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (Deutscher Sportärztebund) e. V. sowie der Bayerische Sportärzteverband e. V.

Mehr Informationen zu „Heart and Sports 2015“ und zum Programm: www.heart-and-sports.de

Weitere Informationen:

PD Dr. Christian Stumpf
Tel.: 09131 85-35301
christian.stumpf@uk-erlangen.de