Club: Straßenfußball in der Halbzeitpause

FUNiño-Präsentation vom TSV Neunkirchen am Brand (Bild: Sportfoto Wolfgang Zink)
FUNiño-Präsentation vom TSV Neunkirchen am Brand (Bild: Sportfoto Wolfgang Zink)

FAU-Sportwissenschaftler demonstriert mit acht Kindern des TSV Neunkirchen beim Spiel des 1. FCN gegen Fortuna Düsseldorf das kindgerechte Wettkampfsystem FUNiño

Bei vielen Profikickern – gerade wenn sie aus dem spanischen oder lateinamerikanischen Raum kommen – stand in der Kindheit beim Straßenfußball der Spaß und die Freude am Spiel im Mittelpunkt; großen Teilen des Fußballnachwuchs von heute dagegen wird schon im Grundschulalter durch ein nicht kindgerechtes Wettkampfsystem die Entwicklung zum Hochleistungsfußballer genommen.

Diese Überzeugung  motiviert Prof. Dr. Dr. Matthias Lochmann, Sportwissenschaftler an der FAU, sich für das Wettkampf- und Trainingssystem FUNiño einzusetzen, das der Deutsche Horst Wein entwickelt hat. Es gleicht dem Straßenfußball von einst. Am Sonntagnachmittag moderiert er in der Halbzeitpause beim Zweitligaspiel  1. FCN – Fortuna Düsseldorf eine FUNiño-Spieleinlage – und demonstriert den Stadionbesuchern, wie das optimale Wettkampfsystem für Kinder in Zukunft aussehen könnte.

Wenn am kommenden Sonntagnachmittag der Club gegen die Fortuna antritt, ist das Ergebnis – wie immer es ausfallen mag – für Prof. Dr. Matthias Lochmann zweitrangig. Sein eigentliches Highlight ist die Halbzeitpause. Der Wissenschaftler, der an der FAU am Institut für Sportwissenschaft und Sport den Lehrstuhl für Sportbiologie und Bewegungsmedizin leitet, widmet seine Forschung, aber auch einen großen Teil seiner Freizeit der Entwicklung immer besserer Wettkampfsysteme und Trainingsmethoden im Sport – vornehmlich im Fußball. Deshalb engagiert er sich für FUNiño – ein Wettkampf- und Trainingssystem, das ideal auf die Entwicklungsmerkmale von Kindern zugeschnitten ist. In der Halbzeitpause wird er – auf Bitten des 1. FCN – dieses System dem Publikum im Grundig Stadion präsentieren, in dem er ein FUNiño-Spiel in Echtzeit auf dem Profirasen moderiert und kommentiert.

 

Prof. Dr. Matthias Lochmann (Bild: Poli Nikolov)
Prof. Dr. Dr. Matthias Lochmann (Bild: Poli Nikolov)

Zum Hintergrund: Bei FUNiño spielen die Kinder auf kleineren Feldern drei gegen drei, ein vierter Spieler rotiert systematisch in und aus dem Spiel. Einen Torhüter gibt es nicht, dafür aber immer vier Tore. Zwei zum Angriff und zwei zur Verteidigung. Eines der beiden zu verteidigenden Tore ist immer weniger besetzt als das andere; dieses Tor wird der im Ballbesitz befindliche Spieler gemeinsam mit seinen Mitspielern angreifen – und lernt auf diese Weise, eine Überzahl im Angriff zu schaffen.

Jedes einzelne Kind hat häufiger den Ball, muss ständig Entscheidungen treffen und mehr laufen. Dabei schult FUNiño sowohl die Körperbeherrschung als auch die Handlungsschnelligkeit und verschafft Spielern, die auf diese Weise trainieren, einen Vorteil, der weit über athletische Fitness hinausgeht: Hat eine Mannschaft Spieler, die Handlungsszenarien schnell antizipieren und  richtig entscheiden können sowie über eine außergewöhnliche Körper- und Ballbeherrschung verfügen, sind sie Mannschaften, die rein auf Kraft und Ausdauer setzen, überlegen.  Es sind diese Fertigkeiten, die FUNiño schon bei den 6-10jährigen fördert.

„Fußball muss im Kopf beginnen und in den Füßen enden“, so Horst Weins Credo. „Wir brauchen uns gar nicht zu wundern, dass von unserem Fußballnachwuchs keiner spielen kann wie Messi“, sagt Lochmann. „Denn den Kindern wird, verursacht durch ein in weiten Teilen nicht kindgerechtes Wettkampfsystem der Spaß am Spielen und Dribbeln allzu oft ausgetrieben. Schon im Alter von sieben Jahren bekommen sie eingetrichtert, dass sie den Ball möglichst schnell wieder abspielen sollen. So werden sie aber niemals das Ballgefühl über die notwendigen Wiederholungszahlen entwickeln, das sie brauchen, um so zu spielen, wie die Zuschauer das eigentlich sehen wollen.“

Am Lehrstuhl für Sportbiologie und Bewegungsmedizin untersuchen die Forscher bereits seit längerer Zeit die Wirkung unterschiedlicher Wettkampfsysteme hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen für die Leistungsentwicklung junger Sportspieler. Fußball spielt dabei ein ganz besondere Rolle – nicht zuletzt deshalb hat das Team um Lochmann auch die Optimierung der Nachwuchsleistungszentren des 1. FC Nürnberg, der SpVgg Greuther Fürth, des FC Augsburg wissenschaftlich begleitet und betreut. Daneben widmet sich das FAU-Forscherteam allerdings auch  dem gezielten Einsatz des Sports in den Bereichen Prävention, Therapie, Rehabilitation und Gesundheitsförderung.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Dr. Matthias Lochmann
Tel.: 09131/85-25201
matthias.lochmann@fau.de