Elektronisch für den Notfall gerüstet

Gesundheitskarte
Kartengrafik: gematik GmbH

FAU-Forscher begleiten Praxistest der Notfalldaten für die elektronische Gesundheitskarte

Medizinische Notfalldaten jederzeit elektronisch gespeichert bei sich tragen – das soll in Zukunft mit der elektronischen Gesundheitskarte möglich sein. Ob dies in der Praxis funktionieren kann, soll in Kürze ein Pilotprojekt mit 32 Arztpraxen, dem Universitätsklinikum Münster sowie 4000 Patienten zeigen. Forscher der FAU sowie Kollegen der Universität Münster begleiten das Projekt wissenschaftlich.

In einem Zeitraum von sechs Monaten werden ab Juni Ärzte aus der Region Münster und Umgebung für rund 4000 Patienten Notfalldatensätze anlegen. Ziel des Pilotprojekts „NFDM-Sprint“ ist es, zu untersuchen, ob die Anlage von Notfalldaten unter realen Bedingungen in Praxen und einem Krankenhaus funktioniert. Dieser Test ist ein wichtiger Schritt für die Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte, deren Einführung der Gesetzgeber ab 1. Januar 2018 vorschreibt und die anschließend jedem gesetzlich Versicherten freiwillig zur Verfügung stehen werden.

Der Begriff Notfalldaten-Management (NFDM) steht für den Umgang mit Informationen, die auf der elektronischen Gesundheitskarte abgelegt werden und den Behandelnden in einer medizinischen Notfallsituation weiterhelfen. Dabei wird unterschieden zwischen dem Notfalldatensatz mit notfallrelevanten medizinischen Informationen und dem Datensatz „Persönliche Erklärungen des Patienten“. Beide werden künftig auf der Gesundheitskarte getrennt voneinander gespeichert und lassen sich im Notfall auch separat lesen. Der Notfalldatensatz kann zum Beispiel Angaben zu Diagnosen, Medikation oder Allergien enthalten, die Erklärungen Hinweise zum Aufbewahrungsort etwa einer Patientenverfügung. Der Patient entscheidet, ob er einen Notfalldatensatz für sich anlegen lässt. Im Notfall können Ärzte oder Sanitäter diese Informationen unter Nutzung ihres elektronischen Heilberufeausweises auch ohne zusätzliche Einwilligung des Patienten lesen.

Vor weiteren Erprobungen und schließlich der bundesweiten Einführung sollen mit NFDM-Sprint vor allem zwei Punkte untersucht werden: Wie gut funktioniert der Prozess der Anlage der Daten durch Ärzte mithilfe ihres Praxisverwaltungs- oder Krankenhausinformationssystems? Wo liegen Verbesserungspotenziale? Die Daten werden in diesem Pilotprojekt noch nicht auf der Gesundheitskarte gespeichert.

Die FAU-Wissenschaftler um Prof. Dr. Oliver Schöffski, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, planen drei Befragungen der teilnehmenden Ärzte – vor, während und nachdem die Datensätze erfasst werden. Anschließend folgt noch eine anonyme Befragung mit 1000 Patienten. Dadurch wollen die Forscher herausfinden, ob der Ablauf bei der Datenerfassung von den Beteiligten akzeptiert wird, ob er praxistauglich ist und welche Änderungen sinnvoll sind.

Federführend für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ist die gematik GmbH, das Notfalldaten-Management entwickelt die Bundesärztekammer. Vor rund eineinhalb Jahren hatten die Gesundheitsökonomen der FAU den Zuschlag für Evaluation der elektronischen Gesundheitskarte erhalten, NFDM-Sprint ist ein Teilprojekt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Oliver Schöffski
Tel.: 0911/5302-313
oliver.schoeffski@fau.de