Von Menschen und Maschinen

Fritzsche auf Spielplatz
Dr. Albrecht Fritzsche (Bild: FAU/David Hartfiel)

Ingenieure und Philosophen aus der ganzen Welt treffen sich in Nürnberg zur technologisch-philosophischen Diskussion

Technologie kann das Leben vereinfachen. Gleichzeitig birgt sie Gefahren. Manchmal stößt sie auch auf Ablehnung durch die Menschen. Wie der Umgang mit Technologie sich gestaltet und welche Verantwortung ihre Entwickler haben, ist Thema der internationalen Tagung des „forum for Philosophy, Engineering and Technology“ (fPET), die vom 18. bis 20 Mai in der Findelgasse 7, Nürnberg stattfindet. Der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbes. Innovation und Wertschöpfung und das Institut für Philosophie der FAU sind die diesjährigen Ausrichter der internationalen Tagung.

Wir haben mit dem Tagungsleiter Dr. Albrecht Fritzsche gesprochen und nachgefragt, was es mit Technikphilosophie und dem fPET auf sich hat.

Was ist Technikphilosophie? Welche Probleme spricht sie an?

Technikphilosophie befasst sich mit vielen verschiedenen Fragestellungen. Was ist Technik eigentlich? Welche Rolle spielt sie im menschlichen Leben? Wie verändert die technische Entwicklung den Menschen? Welche Ziele sollte sie haben? Wer muss wie bei Entscheidungen über Technikentwicklung beteiligt werden? Bei unserer Tagung geht es vor allem um die Ingenieursphilosophie, die sich mit den Aufgaben von Ingenieuren, ihrer Geschichte und ihre Verantwortung für die Technikgestaltung auseinandersetzt. Dabei sind auch sehr viele Ingenieure und Vertreter benachbarter Disziplinen beteiligt.

Zurzeit wird viel über die Industrie 4.0 diskutiert. Viele Menschen denken dabei an drohenden Arbeitsplatzverlust  und das Computer zukünftig die Arbeitsgeschwindigkeit vorgeben. Vor allem Ältere haben da Angst, nicht mehr mithalten zu können und letztlich durch diese ersetzt zu werden. Was sagt die Technikphilosophie in Deutschland dazu beziehungsweise was wird zu diesem Punkt momentan diskutiert?

Die deutsche Technikphilosophie beteiligt sich insbesondere durch Institutionen wie acatech sehr ausführlich an der Diskussion über Industrie 4.0. Ihr geht es zunächst darum, die Problemlage besser zu verstehen, um unbegründete Ängste zu vermeiden und sich ernsthaft mit dem auseinandersetzen zu können, was vor uns liegt. Derzeit wird zu Industrie 4.0  sehr viel heiße Luft verbreitet. Die Philosophie versucht herauszuarbeiten, auf was es bei diesem Thema wirklich ankommt und wie es das Leben der Menschen verändern wird.

Vor dem Privaten macht die Digitalisierung ja auch nicht halt. Künstliche Intelligenz übernimmt in sogenannten Smarthomes die komplette Regelung, autonome Autos werden in nicht mehr allzu ferner Zukunft ohne Fahrer auskommen. Roboter saugen und mähen Rasen. Algorithmen sortieren Ergebnisse  für uns im Internet vor. Auch wenn die moderne Technologie vieles sicherer und einfacher macht, geht so nicht auch ein Teil dessen verloren, was den Menschen ausmacht? Also das, was antike Philosophen in den mythischen Gestalten des Herakles, als der mühevoll Arbeitende und nach getaner Arbeit Ruhende, oder in Odysseus, dem Reisenden und neugierig Suchenden, versinnbildlicht sahen? Besteht dadurch letztlich nicht die Gefahr einer Entmündigung des Menschen?

Entmündigt uns der autonome Staubsauger? Für die meisten Menschen bedeutet er wohl eher eine Befreiung von den Zwängen des Alltags, sodass sie sich endlich mit dem auseinandersetzen können, was ihnen wirklich wichtig ist. Aufklärung und Technisierung haben – auch historisch gesehen – viel miteinander zu tun. Wenn Sie die Geschichten von Herakles und Odysseus nachlesen, werden Sie auch feststellen, dass technische Lösungen bei ihren Heldentaten eine wichtige Rolle spielen. Man kann den Menschen und die Technik also nicht so einfach gegeneinander ausspielen. Aber das Verhältnis, in dem sie zueinander stehen, muss natürlich immer wieder aufs Neue überprüft und diskutiert werden.

Worum geht es beim “forum for Philosophy, Engineering and Technology “, das Sie dieses Jahr organisieren?

Das “forum for Philosophy, Engineering and Technology“ hat sich Anfang des neuen Jahrtausends als erste wiederkehrende Tagung zur Ingenieursphilosophie auf internationaler Ebene etabliert. Das Ziel der fPET besteht darin, die Technik- und Ingenieursphilosophie durch einen fachübergreifenden Diskurs voranzubringen. Unsere Tagung sucht deshalb explizit die Nähe zu den technischen Forschungsdisziplinen und zur industriellen Anwendung. Das spiegelt sich auch in einigen innovativen Veranstaltungsformaten wieder, mit denen wir dieses Jahr experimentieren: einem interaktiven Jam im JOSEPHS, einem Theaterbesuch und einer weiteren Abendveranstaltung im Museum für Industriekultur.

Es sind Philosophen, Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker vertreten. Dazu gehören auch einige Experten, die in der Industrie und nicht an einer Hochschule tätig sind.  Außerdem haben wir es dieses Jahr auch zum ersten Mal geschafft, Vortragende von allen Kontinenten zu gewinnen. Die größten Delegationen kommen aus den U.S.A., China und Europa, aber ich freue mich besonders, dass viele Gäste aus ganz anderen Regionen vertreten sind. Sie stellen eine enorme Bereicherung der Tagung dar, weil sie die Technikentwicklung und das Ingenieurswesen aus einem Blickwinkel betrachten können, er bisher nur selten berücksichtigt wird.

Weitere Informationen:

Dr. Albrecht Fritzsche
Tel. 0911/5302-158
albrecht.fritzsche@fau.de