Halbes Gewicht – doppelte Lebensqualität

Patientin Christine F.
Ihr altes Ich hat Christine F. hinter sich gelassen. Das Foto im Hintergrund zeigt sie an ihrem 50. Geburtstag – mit 124 kg. (Bild: UK-Erlangen)

Plastische Chirurgen am Universitätsklinikum Erlangen ermöglichen Patienten die Wiederherstellung ihrer Körperkonturen nach massivem Gewichtsverlust

Adipöse Patienten kämpfen zuerst gegen überflüssige Pfunde und danach gegen überschüssige Haut. Gewebe, das sich über Jahrzehnte gedehnt und geweitet hat, müssen die Ärzte der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Raymund E. Horch) des Uni-Klinikums Erlangen nach der enormen Gewichtsreduktion ihrer Patienten wieder straffen – in erster Linie aus gesundheitlichen Gründen. In der kommenden Woche lädt die Plastische Chirurgie Interessierte zu zwei Informationsveranstaltungen ein.

Christine F. war schon immer übergewichtig. Als die 54-Jährige und ihr Mann 2013 eine Kreuzfahrt planten, zu der sie ein bestimmtes Kleid tragen wollte, beschloss sie: „Ich nehme ab!“ Christine F. stellte ihre Ernährung um und blieb konsequent. Innerhalb von 14 Monaten verlor sie fast die Hälfte ihres Körpergewichts: Statt vorher 124 kg wog sie 2014 nur noch 65 kg.

Doch der enorme Gewichtsverlust hatte auch negative Folgen: Überschüssige Haut hing an den Armen und Beinen, an der Brust und am Bauch von Christine F. schlaff herab. Die aneinander reibenden Hautfalten wurden wund, dazwischen sammelte sich Feuchtigkeit, die Entzündungen hervorrief. „Das ließ sich nicht vermeiden, so sehr ich das auch wollte“, sagt die Schwabacherin.

Keine Schönheits-OPs

Ihr Mann riet ihr schließlich dazu, ihre Körperkonturen von einem Plastischen Chirurgen wiederherstellen zu lassen. Im Juni 2014 kam Christine F. zu einer ersten Begutachtung in die Plastisch- und Handchirurgische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen und holte zusätzlich noch ein zweites Gutachten ein. Im November 2014 nahmen Klinikdirektor Prof. Dr. Raymund E. Horch und die Oberärztinnen Dr. Anja M. Boos und Dr. Marweh Schmitz den ersten Eingriff zur Straffung der Bauchdecke vor. Es folgten Hautstraffungen an den Oberschenkeln, an der Brust und schließlich im September 2015 an den Oberarmen.

„Die OPs waren aus medizinischer Sicht, also zur Wiederherstellung der normalen Körperfunktionen, absolut notwendig. Denn gerade die Haut unter den Armen und an den Oberschenkeln scheuert sich bei Bewegung wund. Das ist wie bei einem prall gefüllten Luftballon, der plötzlich leer und schlaff wird“, erklärt Prof. Horch. „Auch die Krankenkasse hat den Krankheitswert anerkannt und die Kosten der Wiederherstellungschirurgie bei Christine F. übernommen“, ergänzt Dr. Boos.

Diese sogenannten postbariatrischen Eingriffe, das heißt Operationen zur Rekonstruktion der Körpersilhouette, werden in der Plastischen Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen minimalinvasiv oder mittels ausgedehnterer Maßnahmen vorgenommen – je nachdem, wie umfangreich die erforderlichen Korrekturen sind. Eine Erlanger Besonderheit ist es, dass die Operationen an den verschiedenen Körperpartien mit ausreichend zeitlichem Abstand nacheinander durchgeführt werden. „Damit senken wir die Komplikationsrate und mögliche Wundheilungsstörungen auf ein Minimum“, sagt Prof. Horch. „Wird alles auf einmal operiert, kann ein optimales Ergebnis nicht gewährleistet werden.“

Neben einer wiederhergestellten Körperkontur stellt sich auch die positive psychologische Wirkung der plastisch-chirurgischen Eingriffe schnell ein: „Ich fühle mich heute super“, sagt Christine F. „Ich würde es immer wieder machen lassen – und immer wieder am Uni-Klinikum!“ Gegen ihre Aufregung vor der ersten Operation habe sie statt eines Beruhigungsmittels ein 20-minütiges Gespräch mit einer Ärztin bekommen, das ihr die Angst nahm. „Das ist doch besser als jede Pille! Das Team war einfach fantastisch.“

Heute trägt die 54-Jährige figurbetonte Kleider und fühlt sich auch im Bikini wohl. Nach fünf Jahren arbeitet Christine F. wieder im Außendienst. „Einige frühere Kunden haben mich gar nicht mehr erkannt. Aber das bin jetzt ich.“

Informations- und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema

Die Chancen der Wiederherstellungschirurgie möchten die Plastischen Chirurgen des Uni-Klinikums Erlangen am Montag, 11. Juli 2016, um 18.15 Uhr auch der Öffentlichkeit vorstellen: Im Rahmen der Bürgervorlesung des Uni-Klinikums referiert die Oberärztin Dr. Marweh Schmitz zum Thema „Erst dick – dann dünn – Möglichkeiten der Plastischen Chirurgie“. Zu hören ist ihr Vortrag im Rudolf-Wöhrl-Hörsaal in der Östlichen Stadtmauerstraße 11 in Erlangen.

Unter dem Titel „Wiederherstellungsoperationen nach massivem Gewichtsverlust“ bietet die Plastische Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen in Kooperation mit dem Fachzentrum für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Schön Klinik Nürnberg Fürth zudem eine Info- und Fortbildungsveranstaltung für Ärzte, medizinisches Personal und Patienten an. Interessierte sind dazu am Mittwoch, 13. Juli 2016, von 17.30 bis 19.45 Uhr in den Multimedia-Konferenzraum des Chirurgischen Zentrums, Krankenhausstraße 12 (Eingang Maximiliansplatz, Erdgeschoss, Raum 0.353), eingeladen. Um telefonische Anmeldung wird gebeten unter Tel. 09131/85-33277.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Raymund E. Horch
Tel.: 09131/85-33296
irma.goldberg@uk-erlangen.de