Wie heißt „schales Bier“ auf Fränkisch?

Bierprost
Bild: Colourbox.de

An der FAU ist die Forschungsstelle „Fränkisches Wörterbuch“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu Hause, geleitet von Prof. Dr. Mechthild Habermann. Von 1913 bis 2001 wurde Datenmaterial gesammelt, das derzeit wissenschaftlich ausgewertet wird. Damit Sie heute erfahren, was Sie einmal darin werden lesen können, hat die Wörterbuchredakteurin Dr. Almut König einen Moment innegehalten.

Sommerzeit ist Biergartenzeit

Lässt man sein Bier zu lange stehen, verdirbt es und wird schal. Welche Ausdrücke gibt es dafür in Franken? Schales Bier bezeichnet man hier als Brühe (Brie-Brüü-Brüa-Bräih-Bröi), die mit den Attributen ogstanna, daab, matt, lack, school, löiblet (abgestanden, taub, matt, lack, schal, laulicht) ausgezeichnet wird. Mit Vergleichen wird auf die Temperatur des Getränks angespielt, das nun nicht mehr kühl und frisch, sondern gut abgestanden wie Uferhofenwasser (Ofenhafenwasser ist Wasser aus dem Wasserschiff des Küchenherdes) ist.

Es schmeckt wie ei’gschlaffena Bee

Die Beschreibungen „es schmeckt wie ei’gschlaffena Bee“ oder „wie a richtigä Nochtwächtä“ (eingeschlafene Beine, ein richtiger Nachtwächter) stellen einen konzeptuellen Bezug zwischen abgestandenem Bier und einem unangenehmen Körpergefühl bzw. einem von der nächtlichen Arbeit erschöpften Menschen her und rücken so das Getränk in die Nähe des Belebten. Leben eingehaucht wird dem Bier, dessen Schaum schon vergangen ist, per metaphorischem Vergleich mit „des Böir glotzt“ (das Bier glotzt), das den säumigen Trinker strafend anblickt. Also, schnell das Bier getrunken und dann wëidesch, wëidesch das Wörterbuch muss fertig werden!

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Dieser Text erschien auch in unserem Magazin alexander, das Sie unter fau.de/alexander als PDF herunterladen können.

Weitere Themen der Ausgabe Nr. 102: ein Artikel über das Klinik-Ranking für den Raum Nürnberg, eine Reportage über die Campusmedien funklust, ein Beitrag über die Mensa-Großküche im Einsatz und ein Interview mit Dr. Sybille Reichert über ihre Zeit als Kanzlerin der FAU.

Weitere Beiträge aus dem Magazin finden Sie unter dem Stichwort „alexander“.