Frank Kramer

Frank Kramer, Gymnasiallehrer und Fußballtrainer
Frank Kramer, Gymnasiallehrer und Fußballtrainer

Der Gymnasiallehrer und Fußballtrainer im Interview

Frank Kramer, Jahrgang 1972, studierte zwischen 1995 und 2000 an der FAU Sport und Englisch für das Lehramt. Im Anschluss absolvierte er den zweijährigen Erweiterungsstudiengang „Didaktik des Deutschen“.

Fußball prägt sein Leben, zunächst als aktiver Spieler in seinem Heimatverein FC Memmingen, später in der 2. Mannschaft von Bayern München und anderen bekannten Vereinen. Nicht nur während des Studiums, sondern auch während seiner Zeit als Gymnasiallehrer und seinen Einsätzen als Sportdozent an der FAU zwischen 2008 und 2011 blieb er dem Fußball treu.

Ich sehe Lernen als eine lebenslange Aufgabe. Es ist mir wichtig, selbst zu lernen und andere zum Lernen zu motivieren.

Seit 2011 trainiert er das Regionalliga-Team der TSG 1899 Hoffenheim und übernahm Ende 2012 vorübergehend das Traineramt für die Bundesliga-Mannschaft. Im Jahr 2011 ließ er sich für drei Jahre als Lehrer beurlauben, um sich dem Sport intensiver zu widmen. Im Sommer 2012 begann er zudem den Fußball-Lehrer-Lehrgang des Deutschen Fußball-Bundes, in dem Trainer aus dem Profi- und höchsten Amateurbereich auf verantwortungsvolle Trainer-Positionen vorbereitet werden.

Sie standen im Dezember als Interimstrainer der Bundesligamannschaft im Abstiegskampf sicher unter hohem Druck…

Ja das stimmt, aber man braucht Mechanismen, die es einem ermöglichen, diesen Druck nicht an sich heranzulassen. Man muss inhaltlich arbeiten. Das heißt, man benötigt Aufgaben für die Truppe und muss den Druck dabei ausblenden. Der entscheidende Punkt ist, zu schauen, was war gut, was war nicht gut und dann auf dieser Grundlage neue Aufgaben zu entwickeln.

Wie war das für Sie, dermaßen im Rampenlicht zu stehen?

Ich bin gut organisiert und es gewohnt, vor Leuten zu stehen. Es geht um die Mannschaft, es geht um den Verein. Ich will mich nicht selbst profilieren. Die Außendarstellung des Trainers ist nicht das Wichtigste für mich, denn das ist nur die Nummer zwei. Die Nummer eins ist der Sport und das vermittle ich den Spielern. Sie sind die Nummer eins.

Nach verschiedenen Trainerpositionen in Fürth und Hoffenheim − was ist Ihr großer Traum als Trainer?

Mein großer Traum als Trainer ist das perfekte Spiel. Wenn ich als Trainer draußen sitze und denke: „Jetzt läuft alles, wie du es dir vorstellst.“ Das bedeutet, die Spieler wissen, was zu tun ist und der Plan geht auf. Und natürlich gehört dazu, dass das Spiel erfolgreich ist – ein Sieg muss es sein.

Welche drei Eigenschaften muss ein Fußballtrainer haben?

Erstens muss ein Fußballtrainer überzeugend sein. Zweitens muss er die Mannschaft begeistern können. Drittens muss er fachlich kompetent sein, das heißt, er muss einen Plan haben und strukturiert sein. Überzeugend ist man, wenn man die Spieler mitnimmt, und machbare aber anspruchsvolle Aufgaben stellt. Begeistern kann man, indem man kleine Erfolgserlebnisse vermittelt. Struktur entsteht, wenn die Aufgaben für jeden Spieler klar sind. Dann schaut man nach dem Spiel: was waren die Aufgaben? Wie ist es gelaufen? Wie ist das Mannschaftsziel? Außerdem muss man immer einen klaren Plan im Kopf haben.

Wenn Sie an Ihre Zeit als aktiver Spieler denken: Auf welcher Position haben Sie am liebsten gespielt?

Am liebsten habe ich „Zentrales Mittelfeld“ gespielt, denn hier ist man beides: offensiv und defensiv. Außerdem bin ich sehr laufstark und habe mich dabei gut ausgetobt. Ich habe immer gerne gesteuert, mitgedacht und andere mitgenommen. Dabei war ich immer mitten im Getümmel, denn ich bin ein Teamplayer. Als aktiver Spieler habe ich von der Mannschaft und für die Mannschaft gelebt.

Sie haben an der FAU studiert und waren als Sportdozent tätig. Worüber müssen Sie noch heute schmunzeln?

Über die Staatsexamensprüfung für das Lehramt im Turnen muss ich heute noch lachen. Stellen Sie sich einmal einen Fußballer beim Turnen vor! Ein Fußball-Kollege erschien sogar extra im Turndress zur Prüfung. Wir Fußballer hatten wirklich viel Spaß beim Zuschauen. Besonders, als sich ein 100 Kilogramm schwerer Prüfling unter dem Reck hindurch schwang. Er hat es tatsächlich geschafft, diese Übung zu meistern ohne hängen zu bleiben. An diese Turnprüfung erinnere ich mich heute noch gerne.

Warum wollten Sie Lehrer werden?

Mein Berufswunsch stand schon früh fest, denn mein Vater war Hauptschullehrer. Ich habe Englisch und Sport im Leistungskurs belegt und habe dann auch Englisch und Sport studiert. Ich wollte immer gerne mit Menschen zu tun haben, besonders gerne mit jungen Leuten. Ich sehe Lernen als eine lebenslange Aufgabe. Es ist mir wichtig, selbst zu lernen und andere zum Lernen zu motivieren. Deshalb bin ich dabei auch gerne Vorbild.

Welche Parallelen zwischen Universität und Fußball sehen Sie?

Sowohl in der Universität als auch im Fußball gibt es motivierte Menschen. Es geht darum, andere zum Lernen zu motivieren und weiterzubringen.

Stellen Sie sich einen perfekten Tag vor – was gehört unbedingt dazu?

Zu einem perfekten Tag gehört meine Familie. Das sind meine sechsjährige Tochter, mein vierjähriger Sohn und meine Frau. Es gibt auch perfekte Tage, an denen Fußball keine Rolle spielt, denn Zeit ist das Wichtigste. Ich wünsche mir, Zeit für mich selbst und für meine Familie zu haben.

In welchen Momenten würden Sie am liebsten nie wieder einen Fußball sehen wollen?

Der einzige Moment, in dem ich keinen Fußball sehen will, ist, wenn der Weihnachtsbaum von meinem kleinen Sohn zusammengeschossen wird. Er schießt mit allen möglichen Bällen um sich. Das ist prima, solange der Weihnachtsbaum stehen bleibt, sonst gibt es Ärger mit unseren Mädels im Haus. Ganz ehrlich: Es gibt keinen Moment, in dem ich etwas gegen Fußball habe.

Besten Dank, dass Sie sich für unser Interview Zeit genommen haben.

Interview: Karina Prüßing (Dezember 2012)