Sabine Herold

Sabine Herold
Von der Mitarbeiterin zur Inhaberin - als Chemieingenieurin machte FAU-Alumna Sabine Herold Karrie beim Klebstoffhersteller DELO. (Bild: Beate Krebs/DELO)

Inhaberin des internationalen Klebstoff-Unternehmens DELO

Sabine Herold, Inhaberin und geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens DELO Industrie Klebstoffe in Windach am Ammersee, schloss im Jahr 1988 ihr Studium an der FAU als Diplom-Chemieingenieurin ab. Ihre Karriere bei DELO begann zunächst als Anwendungs-Ingenieurin, bald darauf übernahm sie die Leitung für Vertrieb und Marketing und wurde Mitglied der Geschäftsführung. Gemeinsam mit ihrem Mann Wolf-Dietrich übernahm Sabine Herold DELO 1997 per Management-Buyout. Als erfolgreiche Unternehmerin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes engagiert sie sich heute in vielen Verbänden und Gremien. Seit 2014 gehört sie dem Steuerkreis „Innovationsdialog“ der Bundeskanzlerin an.

Damals gehörte ich als Frau in dieser Fachrichtung noch zu einer seltenen Spezies.

Frau Herold, was hat Sie damals aus Ihrer Heimatstadt Fulda speziell nach Erlangen an die FAU zum Chemieingenieurstudium geführt?

Als ich 1982 mein Studium begann, gab es nicht viele Universitäten, die das Fach Chemie-Ingenieurwesen anboten. Darunter waren zum Beispiel Karlsruhe, Dortmund, Hamburg und eben auch Erlangen. Erlangen war von meinem Heimatort nur 2 Stunden Fahrzeit entfernt und die technische Fakultät war relativ neu: Das gab den Ausschlag.

An welches Ereignis aus Ihrer Studienzeit erinnern Sie sich immer wieder gerne?

Damals gehörte ich als Frau in dieser Fachrichtung noch zu einer seltenen Spezies. Besonders erinnere ich mich an die übervollen Mathematikvorlesungen mit mehr als 400 Studenten. Schon damals kam ich eher einmal 2 Minuten zu spät als zu früh. Von meinem Mathematikprofessor wurde ich dann coram publico immer mit einem „Guten Morgen, Frau Kind“ (mein Mädchenname) freundlich begrüßt – peinlich und nett zugleich.

Stehen Sie nach wie vor in Kontakt mit ehemaligen Studienfreunden oder Dozenten?

Leider habe ich nur noch zu 2-3 ehemaligen Studienkollegen Kontakt. Mit einem von diesem telefoniere ich mindestens einmal im Jahr und wir treffen uns in unregelmäßigen Abständen. Er arbeitet seit Studienende bei Nestlé und hat dort eine tolle Kariere gemacht. Dazu eine schöne Begebenheit: Vor ein paar Monaten habe ich durch Zufall meinen ehemaligen Organische Chemie-Professor, Prof. Saalfrank, wieder getroffen: Er war in die Ammersee-Region gezogen und auf unser hier beheimatetes Unternehmen aufmerksam geworden. Er meldete sich bei uns, weil er das Unternehmen spannend fand und bemerkte, dass die Chefin CIW in Erlangen studiert hatte. Natürlich wusste ich umgehend, wer er ist, hatte ich mich doch vor Jahrzehnten durch seine Vordiplom-Prüfung gezittert. Vor meiner Rückmeldung habe ich noch rasch die Note gecheckt – die war absolut o.k., ich brauchte mich nicht schämen! Das war ein wirklich netter Zufall und ein sehr angenehmes Treffen bei DELO.

In Ihrem Unternehmen Delo Industrie Klebstoffe entwickeln und produzieren Sie so genannte High-Tech-Klebstoffe. Was genau kann man sich darunter vorstellen und wo werden sie eingesetzt?

Im Vergleich zu Alles- oder Sekundenklebstoffen, wie man sie von zuhause kennt, ist das eine andere Welt. Einige unserer Klebstoffe erreichen ihre volle Festigkeit in unter einer Sekunde, andere sind kristallklar und wieder andere halten bis zu 250 °C aus. Demensprechend kommen solche Hochleistungsprodukte vor allem in der Elektronik-, der Automobilindustrie und der Luftfahrt zum Einsatz. Was uns ein bisschen Stolz macht: Bei Chipkarten wie EC-, Kredit- oder SIM-Karten erreicht DELO einen Weltmarktanteil von 80 Prozent. Und auch in jedem zweiten Auto oder Mobiltelefon steckt ein Tropfen unseres Klebstoffs, mit dem die Hersteller zum Beispiel Kameras, Mikrofone oder Lautsprecher herstellen.

Sie haben bereits zahlreiche Preise für ihr Unternehmen erhalten, u.a. den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft oder den Responsible Care Award. Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen?

Solche Preise bedeuten uns sehr viel, denn sie sind eine besondere Form der Anerkennung. So wurden mit den beiden von Ihnen genannten Awards unsere Forschungsleistungen bzw. unser Nachhaltigkeitsengagement gewürdigt. Darüber hinaus tragen sie auch dazu bei, unser Unternehmen bekannter zu machen. Das ist wichtig, schließlich konkurrieren wir auf dem Arbeitsmarkt mit vielen Großunternehmen um die High Potentials.

Mit Ihrer gemeinnützigen DELO-HEROLD-Stiftung engagieren Sie sich auch außerhalb Ihres Unternehmens. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Die Stiftung hat sich die Förderung von Aus-, Weiter- und Fortbildung sowie vor allen Dingen Forschung und Entwicklung zum Ziel gesetzt. Wir möchten junge Leute durch unser Sponsoring maßgeblich auf den sehr wohl innovativen Mittelstand aufmerksam machen. Mal ehrlich: Welcher Student kennt denn schon DELO oder andere attraktive Mittelständler? Und Mittelstand hat im Vergleich zu den namhaften Großunternehmen wirklich viel zu bieten: Man bekommt von Anfang an eigene Aufgaben und Verantwortung, viele abwechslungsreiche Themenfelder und man sieht, bei welchen Kunden die selbst erarbeiteten Lösungen einfließen – das ist ungemein motivierend.

Der Erfolg Ihres Unternehmens basiert sicher nicht nur auf glücklichen Zufällen. Haben Sie einen Karriere-Tipp für junge Absolventen?

Ja, absolut! Egal, wo man seine Tätigkeit beginnt: sich immer reinhängen, als wäre es das eigene Unternehmen. Das fällt den Vorgesetzten garantiert auf und wird sich definitiv lohnen. Zugegebenermaßen ist eine Übernahme des Unternehmens nicht immer selbstverständlich. Aber vielseitiges Interesse über das eigene Fachgebiet hinaus bringt einen immer in eine gute Position für weitere Karriereschritte.

Seit 2014 beraten Sie Bundeskanzlerin Merkel im Steuerkreis „Innovationsdialog“. Welche Aufgaben sind damit verbunden?

Der Steuerkreis behandelt hochinnovative Felder, die sich stets noch im Forschungsstadium befinden, zum Beispiel die Mensch-Maschine-Interaktion. Jeder Teilnehmer kommt in einem ihm naheliegenden Fachgebiet zum Einsatz und wird für den folgenden Innovationsdialog zum fachlichen Themenpartner. Wir versuchen in diesen Dialogrunden früh neue Entwicklungstrends aufzudecken und richtungsweisende Handlungsempfehlungen an die Politik zu geben.

Verraten Sie uns Ihre Pläne oder Wünsche für die Zukunft?

Es wäre wunderbar, wenn unser Unternehmen weiterhin so nachhaltig wachsen würde. Es macht unglaublich viel Spaß, mit einer ausgewogenen Zusammensetzung von jungen und erfahrenen Leuten an technologischen Neuerungen zu arbeiten. Auch nach fast 30 Jahren Betriebszugehörigkeit ist das für mich Tag für Tag spannend und inspirierend.

 

Interview: Imke Zottnick-Linster (Oktober 2016)