Die Arbeit des Himmels: Toraschreiber zwischen Tradition und Moderne

Kinoschild
Bild: Colourbox.de

Im digitalen Zeitalter ist das handschriftliche Verfassen von Texten zur Seltenheit geworden. Nicht so in der jüdischen Kultur: Speziell ausgebildete Toraschreiber kopieren die heiligen Rollen per Hand und nach strengen Vorschriften, die seit 2.000 Jahren Bestand haben. Am Mittwoch, 23. November, führt Dr. Annett Martini ab 18.15 Uhr in ihrem Gastvortrag an der FAU in das Phänomen des rituellen Schreibens in der jüdischen Kultur ein. Der anschließende Dokumentarfilm „Dov the Scribe“ gewährt faszinierende Einblicke in die Tätigkeit des Jerusalemer Toraschreibers Dov, der sich bei der Arbeit über die Schultern blicken lässt.

Der Beruf des Toraschreibers ist ein höchst anspruchsvolles und verantwortungsvolles Amt, welches ausschließlich Männern vorbehalten ist. Die Beschaffenheit des Pergaments, die Farbe der Tinte, das Layout oder die Form der Buchstaben haben sich seit der Spätantike kaum verändert. Jede noch so kleine Abweichung bei der Abschrift führt dazu, dass die Rolle nicht mehr verwendet werden kann. Diese Vorschriften werden im Judentum auch als „Arbeit des Himmels“ bezeichnet. Im Interview mit Dov öffnet sich ein Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, in dem persönliche Ansichten – beispielsweise die Haltung zu Frauen in diesem Beruf – durchaus im Widerspruch zur rabbinischen Tradition stehen. Denn in liberalen Gemeinden werden auch von Frauen geschriebene Torarollen für den rituellen Gebrauch akzeptiert. Im Anschluss findet eine Diskussionsrunde statt.

Frau Dr. Martini ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Judaistik an der FU Berlin und bereitet zurzeit ihre Habilitationsschrift zum Thema „Konzeptionen des rituellen Schreibens im Judentum“ vor. Im Sommersemester 2017 wird sie als Gastprofessorin für Jüdische Studien am Fachbereich Theologie der FAU forschen und lehren. Dies wird ermöglicht durch das Büro für Gender und Diversity, das seit 2002 durch eine Gastprofessur die Vorbildfunktion von hochkarätigen Wissenschaftlerinnen für Studentinnen und weibliche Nachwuchswissenschaftlerinnen stärkt.

Wann und wo?

Gastvortrag und Filmvorführung, 23.11.2016, 18.15 Uhr, Theologisches Seminargebäude, Hörsaal B, Kochstr. 6, Erlangen

Weitere Informationen:

Franziska Grießer-Birnmeyer
Tel.: 09131/85-29292
franziska.griesser-birnmeyer@fau.de