Pellets für den Notfall

Prof. Dr. Geoffrey Lee
Will die Diagnose der Blutgerinnung vereinfachen: Prof. Dr. Geoffrey Lee. (Bild: FAU/Giulia Iannicelli)

Teil 4 der Serie über Kooperationen der FAU mit Unternehmen

Die Wissenschaftler an der FAU arbeiten in ihren Projekten nicht nur mit anderen Wissenschaftlern weltweit zusammen, sondern auch mit Unternehmen. Im vierten Teil unserer Serie spricht Prof. Dr. Geoffrey Lee über die Kooperation mit einem Unternehmen der Medizintechnik.

Worum geht es in dem Projekt?

In unserem Projekt geht es darum, die Diagnose von Blutgerinnungswerten in der operativen und Notfallmedizin zu vereinfachen. Hierfür entwickeln wir neue Formulierungen, das heißt, wir verbinden chemische Komponenten für spezielle Anwendungszwecke. In unserem Fall sind das gefriergetrocknete Kügelchen, sogenannte Cryopellets, die aus einer Trägersubstanz und Protein- oder anderen chemischen Verbindungen bestehen. Zum Einsatz kommen sollen sie in neuartigen, automatischen Geräten, die zur Messung der Blutgerinnungswerte das Verfahren der Thromboelastometrie nutzen. Ein Vorteil dieser neuen Geräte ist, dass das zur Diagnostik benötigte Blut und die Reagenzien nicht mehr manuell pipettiert werden müssen, was eine erhebliche Verbesserung in der sehr zeitintensiven Notfallmedizin bedeutet. Für die Bereitstellung der Cryopellets entwickeln wir also neue Verbindungen, die die Blutgerinnung nicht stören und zudem eine ausreichende Lagerstabilität gewährleisten.

Wer sind die Projektpartner?

Der Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie arbeitet mit der Firma tem Innovations GmbH aus München zusammen, einer Tochterfirma der Werfen GmbH, die weltweit rund 130 Mitarbeiter beschäftigt.

Warum eine Kooperation mit einem Unternehmen?

Unser Lehrstuhl fungiert als Schnittstelle zwischen der universitären wissenschaftlichen Forschung und der anwendungsorientierten pharmazeutischen Industrie. Unsere Kernkompetenz ist die Erforschung von Formulierungen für anspruchsvolle Biowirkstoffe und Reagenzien sowie das anschließende Übertragen auf den Produktionsmaßstab. Dies macht unseren Lehrstuhl zu einem wertvollen Ansprechpartner für die Industrie bei komplexen Fragestellungen. Wir profitieren aber auch von diesen Kooperationen, besonders wenn es darum geht, die neuesten Innovationen in die Praxis umsetzen zu können.

Wie sind die Aufgaben verteilt?

Die Aufgabenverteilung ist klassisch, das heißt, wir sind dafür zuständig, die Formulierung für die Reagenzien zu entwickeln und im kleinen Maßstab zu testen sowie im Anschluss die Prozessparameter für eine Fertigung im größeren Maßstab festzulegen. Die Firma tem testet und produziert die fertigen Produkte dann industriell und kümmert sich um die Zulassung und Vermarktung.

Zu der Kooperation kam es…

… weil uns mit tem bereits eine langjährige und produktive Partnerschaft auf Augenhöhe verbindet, von der beide Seiten schon in vorangegangenen Projekten profitiert haben.

Warum dieses Unternehmen?

Uns als Lehrstuhl ist es besonders wichtig, dass die von uns entwickelten Theorien und Methoden von der Industrie aufgegriffen und in der Praxis angewandt werden. An der Firma tem schätzen wir besonders die direkte Kommunikation sowie die Offenheit für Innovationen, denn diese Eigenschaften bilden die Basis für die Umsetzung unserer Ziele.

Welche Besonderheiten birgt die Zusammenarbeit mit einer Firma dieser Größe?

Tem ist ein relativ kleines Unternehmen. Für uns bedeutet das: kurze Wege und damit ein direkter Draht zu den Ansprechpartnern und auch zu Experten aus anderen Abteilungen der Firma. Dies kann sehr nützlich sein bei der Beantwortung von Fragestellungen, bei denen sehr kurzfristig eine Lösung gefunden werden muss.

Das FAU-Magazin alexander

Dieser Text erschien zuerst im alexander (Ausgabe 104) – dem Magazin rund um alles, was an der FAU gerade aktuell ist.

Die Ausgabe 104 hat unter anderem folgende Themen: ein Artikel über Projekte, die das Studium erleichtern, ein Interview mit dem neuen FAU-Kanzler Christian Zens, Wissenschaftlern, die das Phänomen Populismus erklären sowie ein Besuch bei zwei Studentinnen, die Lexikographie studieren.