Lexikographie – mehr als Wörter

Žanete Hegmane und Hanisa Mansor mit Lexika
Für den Masterstudiengang nach Deutschland gekommen – Žanete Hegmane und Hanisa Mansor. (Bild: FAU/Erich Malter)

Den Europäischen Masterstudiengang für Lexikographie gibt‘s in Deutschland nur an der FAU

Nein, alltäglich ist der Studiengang nicht, den Hanisa Mansor und Žanete Hegmane an der FAU belegt haben. Und beide sind dafür extra nach Deutschland gekommen. Die Erasmus-Mundus-Stipendiatinnen studieren nämlich Lexikographie. Lexikographie? Das ist die Lehre von der Erstellung von Wörterbüchern. Dies beschränkt sich aber nicht mehr nur auf die großen gedruckten Wälzer, die sich in vielen Bücherregalen finden, sondern es gehören ebenso die Onlineausgaben von Pons, Langenscheidt und Co dazu. Verlage sind neben der Forschung und Lehre deshalb später einmal auch die wichtigsten Arbeitgeber für Absolventen des Europäischen Masterstudiengangs für Lexikographie (EMLex).

Klein und international

Wer Lexikographie studieren möchte, muss sich jedoch etwas umschauen. Nicht nur die Plätze sind sehr begrenzt – an der FAU gibt es insgesamt nur vier Studentinnen, die Lexikographie studieren –, zu finden ist dieser Masterstudiengang auch nicht überall. Nur insgesamt acht Universitäten weltweit bieten den Studiengang an. Davon liegen sieben in Europa, eine in Südafrika. Und so international wie der Studiengang, sind auch die zwei Teilnehmerinnen an der FAU. Žanete Hegmane kommt aus Lettland und Hanisa Mansor aus Malaysia. Beide haben vorher Sprachen studiert: Hegmane hat in ihrer Heimat ihren Bachelor in Übersetzen und Dolmetschen für Deutsch gemacht, Mansor hat in Deutsch und Linguistik ihren ersten akademischen Grad erreicht.

 

Žanete Hegmane und Hanisa Mansor im Interview
Die Lexikographiestudentinnen Žanete Hegmane und Hanisa Mansor berichten über ihr Studium. (Bild: FAU/Erich Malter)

Nicht nur Sprachwissenschaftler

Ein Studium in den Sprachwissenschaften ist für Lexikographie aber keine unbedingte Voraussetzung – wenn auch sehr praktisch. Es können sich ebenso Studierende aus den Informations- und Kommunikationswissenschaften auf einen der wenigen Plätze bewerben. Gute Sprachkenntnisse in Deutsch und Englisch sind dennoch sehr wichtig, denn an der FAU sind sie die Unterrichtssprachen.
Aber wie kamen die beiden Masterstudentinnen dazu, in Deutschland dieses außergewöhnliche Fach zu studieren? „Ich wollte meinen Master im Ausland machen“, sagt Hegmane. „Also habe ich mich umgeschaut, mich auf den Masterstudiengang beworben und wurde dann genommen – zu meiner großen Freude.“ Mansor ist hingegen von ihrem Dozenten in Kuala Lumpur auf den Studiengang aufmerksam gemacht worden. „Anfangs wusste ich nicht genau, was Lexikographie ist“, erzählt sie. „Ich habe dann nachgeschlagen und war sofort begeistert.“

Pflichtsemester im Ausland

Nach ihrer Zulassung ging es für beide an die FAU, wo sie jetzt ihr erstes Semester verbracht haben. Doch kaum angekommen, dürfen sie für das kommende Sommersemester auch schon nach Kattowitz in Polen. Denn ein Semester an einer der anderen Partneruniversitäten im Ausland gehört ebenfalls dazu. Dort treffen sich dann 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Erasmus-Mundus-Programms und arbeiten gemeinsam. Gastgeber ist jedes Semester eine andere Universität.

Seminare in Computerlinguistik

Kurse haben die beiden Masterstudentinnen Hanisa Mansor und Žanete Hegmane vor allem im Bereich der Anglistik und Germanistik gehabt, aber es gibt auch ein spezielles e-Learning-Programm für Lexikographen. Außerdem besuchen die beiden auch noch Seminare jenseits der klassischen Sprachwissenschaften. „Dieses Semester waren wir auch in einem Kurs in der Computerlinguistik“, erzählt Mansor. Hier arbeiteten die beiden zusammen mit anderen Fachstudenten an Lösungen, um neue Wortschöpfungen und veränderte Wortbedeutungen in großen Textmengen mittels Computer automatisch zu finden und zu vergleichen. Damit sollen Fehler in Wörterbüchern korrigiert werden.
So wie an der FAU gelehrt, beinhaltet die Lehre vom Erstellen von Wörterbüchern jedenfalls sehr viel mehr, als es zu Anfang scheint. Und alltäglich ist dieser Studiengang dabei sicherlich nicht.

Das FAU-Magazin alexander

Dieser Text erschien im alexander (Ausgabe 104) – dem Magazin rund um alles, was an der FAU gerade aktuell ist.

Die Ausgabe 104 hat unter anderem folgende Themen: Projekte, die das Studium erleichtern, ein Interview mit dem neuen FAU-Kanzler Christian Zens und Wissenschaftler erklären das Phänomen Populismus.