Das Center for Management, Technology and Society

Studentin beantwortet Fragen
Ergebnisse studentischer Forschung: Die Studierenden beantworteten die viele Fragen der Gäste. (Bild: FAU/Erich Malter)

Besuch in einem Seminar, in dem Studierende aus verschiedenen Fakultäten gemeinsam forschen

Das Ziel: drängende gesellschaftliche und technologische Probleme wie den Klimawandel, eine alternde Gesellschaft oder die Herausforderungen des digitalen Wandels angehen. Die Idee: das vielfältig vorhandene Expertenwissen an der FAU über Fakultäts- und Disziplingrenzen hinweg bündeln und Lösungsansätze aus verschiedenen Perspektiven heraus entwickeln. Der Weg: ein Zentrum, das dieses Wissen an einem Tisch versammelt. Die Idee reifte einige Jahre, vergangenes Jahr nahm sie in Form des Center for Management, Technology and Society, kurz CMTS, Gestalt an. Jetzt präsentierte ein Masterseminar erstmalig die Ergebnisse studentischer Forschung.

Viele externe Besucher

Anfang Februar hatte das Zentrum dafür in den Energie Campus Nürnberg auf AEG geladen. Dass über 70 Interessierte der Einladung folgten, überraschte die beteiligten Studierenden und Dozenten dann doch. Und nicht nur Kollegen und Kommilitonen waren auf das ehemalige Gelände des Elektronikkonzerns im Nürnberger Westen gekommen. Auch viele Besucher von außerhalb der Universität wollten sehen und hören, was die Studierenden zum Thema Energiewende herausgefunden hatten.

 

Studentin mit Mikro
Zu Beginn hatten die Studierenden fünf Minuten, um ihre Ergebnisse vorzustellen. (Bild: FAU/Erich Malter)

Zum Beispiel Xenia Huft und Johannes Hofweber. Sie haben zusammen mit ihren Kommilitonen in einer von fünf Arbeitsgruppen in den vergangenen Monaten untersucht, wie sich Energieerzeugung und -verbrauch in Deutschland am besten organisieren lassen: zentral oder dezentral? „Durch die Energiewende sind Tendenzen weg von zentraler Energieversorgung hin zur Dezentralität zu beobachten“, erklärt Xenia Huft, die im ersten Semester Management studiert. Um herauszufinden, wie sich die Energiewende effizient umsetzen lässt, welche infrastrukturellen, administrativen oder finanziellen Hürden noch zu nehmen sind, welche Erfahrungen gemacht wurden, haben sie Akteure im Energiesektor befragt, also Unternehmen, Gesellschaftsinitiativen und Behörden. Für den dafür notwendigen Fragebogen mussten sie vorher natürlich recherchieren. „Man muss sich ja erst mal tief in das Thema einarbeiten“, sagt Johannes Hofweber, der Wirtschaftsingenieurwesen studiert. „Aber das hat mir viel Spaß gemacht.“

Nicht auswendig lernen

Wie sich die Geschäftsmodelle durch das Aufkommen neuer nachhaltiger Technologien im Energiesektor verändert haben und wie sie sich zukünftig verändern könnten, haben Maria Tillmann, die Internationales Management studiert, und Maximilian Wimmelbacher, der Management studiert, in ihrer Gruppe untersucht. Auch sie haben mit den Akteuren vor Ort gesprochen. Dies macht für die Studentin auch den Reiz des Seminars aus, wie sie erklärt: „Ich finde die interdisziplinäre Arbeit, den Praxisbezug und die Zusammenarbeit mit den Unternehmen, um daraus etwas Eigenes zu entwickeln, spannend.“ Für Maximilian Wimmelbacher war es rückblickend unter anderem das Lehrkonzept, welches das Seminar auszeichnete. „Mir gefällt einfach die moderne Vermittlung und das eigenverantwortliche Erarbeiten von Inhalten, ohne 500 Seiten Skript auswendig zu lernen“, sagt Wimmelbacher.

 

Podiumsdiskussion
Der Abschluss des Abends: eine Podiumsdiskussion zur Energiewende. (Bild: FAU/Erich Malter)

Der Grundgedanke hinter dem CMTS ist es, aktuelle gesellschaftliche Probleme aus möglichst vielen Blickwinkeln zu betrachten. Dennoch versteht sich das Zentrum nicht nur als reine Forschungseinrichtung, sondern auch als Vermittler sowohl zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen als auch zwischen den verschiedenen Seiten aus der Praxis – also Unternehmen oder Behörden – und der Forschung. Solche inter- und transdisziplinären Ansätze sind nicht neu. Jedoch ist die Breite, mit der dies an der FAU möglich ist, bisher einzigartig in Deutschland. „Interdisziplinarität ist heutzutage ja nicht mehr wegzudenken“, sagt Prof. Dr. Markus Beckmann, Leiter des Lehrstuhls für Nachhaltigkeitsmanagement und Mitglied beim CMTS. „Häufig kommt es aber eher durch Zufall zu einer Zusammenarbeit von Vertretern verschiedener Fachbereiche, vor allem wenn sie in verschiedenen Fakultäten beheimatet sind.“ Diesem Zufall möchte das Zentrum auf die Sprünge helfen.

Neue Perspektiven einbringen

Denn am CMTS sollen Wissenschaftler und Studierende aus den fünf Fakultäten der FAU zusammenwirken. „Bei ähnlichen Kooperationen werden andernorts zum Beispiel häufig die Erkenntnismöglichkeiten der Geisteswissenschaften nicht genutzt“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler weiter. „Die gesellschaftlichen Dimensionen technologischer Entwicklungen werden viel zu selten mit in die Überlegungen eingebracht.“ Dies liege natürlich auch häufig daran, dass es an anderen universitären Forschungseinrichtungen keine Geisteswissenschaften gebe, sagt Beckmann. Ein Vorteil, den eine Volluniversität wie die FAU dagegen bieten kann. Deshalb sind auch alle Fächer eingeladen, sich am CMTS zu beteiligen. Wichtig ist nur, dass dabei zu technischen Themen im größeren Umfeld geforscht wird.

Am Abend der Abschlusspräsentation hatte jede der fünf Studentengruppen fünf Minuten Zeit, um ihre Ideen und Ergebnisse vorzustellen. Zudem sollten die Gruppen diese für die Besucher grafisch auf einem Poster zusammenfassen. Dass die Präsentationen gelungen waren, zeigte aber nicht nur der Applaus der Gäste, sondern auch die vielen interessierten Fragen, die die Zuhörer an die Nachwuchsforscher hatten.

Das FAU-Magazin alexander

Dieser Text erschien im alexander (Ausgabe 104) – dem Magazin rund um alles, was an der FAU gerade aktuell ist.

Die Ausgabe 104 hat unter anderem folgende Themen: Projekte, die das Studium erleichtern, ein Interview mit dem neuen FAU-Kanzler Christian Zens und Wissenschaftler erklären das Phänomen Populismus.