Innovative Ideen zu aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen

zum Thema Energiewende und zur nachhaltigeren Gestaltung von Mobilität
Das Team "2nd-Life" überlegte sich, wie man gebrauchte E-Autobatterien als Energiespeicher wiederverwenden könnte. (Bild: FAU/Christina Dworak)

Eine Plattform zum Austausch und zur Zusammenführung von Fachwissen aus unterschiedlichen Disziplinen – das ist das Center for Management, Technologie and Society (CMTS) der FAU. Das Center fördert an der thematischen Schnittstelle von Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft gezielt Kooperationen über Fächergrenzen hinweg, um so Lösungsskizzen für die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft zu entwickeln. Im Sommersemester 2017 veranstaltete das CMTS zusammen mit dem Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management erstmals ein Seminar für Bachelorstudierende zum Thema Energiewende und zur nachhaltigeren Gestaltung von Mobilität, insbesondere Elektromobilität. Unter dem Titel „Interdisziplinäre Innovations-Werkstatt (IIW): Energiewende und Elektromobilität“ entwickelten vier studentische Projektteams Geschäftsmodelle zu den unterschiedlichsten Herausforderungen und Problemstellungen.

Die Gruppe „Charge Green“ nahm sich des Themas Lade-Apps für Elektroautos an und fand heraus, dass es zwar viele Apps in diesem Bereich gibt, aber dass keine App alle von den Usern gewünschten Funktionen vereint. Hier setzt das Konzept von „Charge Green“ an: eine App, die unter anderem eine Bezahlmöglichkeit bietet und Ladesäulen in der Nähe inklusive Navigation anbietet. Ebenfalls mit dem Thema Ladesäulen hat sich die Gruppe „Tap Green Consulting“ befasst. Sie entwickelte ein Konzept für ein Label, anhand dessen Besitzer von Elektroautos auf einen Blick erkennen können, ob und in welchem Umfang der Strom, mit dem sie ihr Auto laden, aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde. Das Ziel des dritten Projektteams war die Weiterentwicklung von sogenannten Smart Homes. Mit „Home 4.0“ arbeiteten die Studierenden ein Geschäftsmodell aus, das dem Smart Home-Besitzer von morgen alles bietet, inklusive Stromversorgung und einer Versicherung. Die vierte Gruppe „2nd-Life“ überlegte sich, wie man gebrauchte Batterien aus Elektroautos zur Energiespeicherung in Einfamilienhäusern wiederverwenden könnte. Dieses Projekt wird im Folgenden näher vorgestellt.

Zweites Leben für E-Auto-Batterien

Es wird wohl nur den wenigsten bekannt sein, dass E-Auto-Batterien nach circa acht Jahren ausgetauscht werden. Die entnommenen Batterien sind aber keineswegs kaputt oder leer. Ihre verbliebene Leistung reicht nur nicht mehr für den Antrieb eines Elektroautos. Angelique, Mareike, David, Frederic und Niklas haben sich überlegt, wie man den Batterien ein „zweites Leben“ ermöglichen könnte. „Uns war der Aspekt der Nachhaltigkeit sehr wichtig. Aus diesem Grund kamen wir auf die Idee, dass man ausgemusterte Batterien aus Elektroautos als Energiespeicher und -lieferant in Eigenheimen wiederverwenden könnte“, erklärt David. „Unsere Zielgruppe waren dabei Hausbauer, denen Umweltschutz und Recycling wichtig sind und die auch eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach installieren würden.“

Das fiktive Unternehmen „estorage“, das die fünf für diese Zielgruppe erarbeitet haben, bietet Häuserbauern und -besitzern ein Komplettpaket an: Batterie, Photovoltaikanlage, Installation und Wartung – alles aus einer Hand. „So hätte der Kunde einen zentralen Ansprechpartner, der sich um alle Belange kümmert. Wir haben auch eine App angedacht, die den Kunden unter anderem über den Ladezustand der Batterie informiert oder ihm meldet, wenn die Batterie getauscht werden muss“, sagt Angelique. Aber wie genau funktioniert das Konzept mit der Batterie? „Die Batterie würde in erster Linie Energie, die von der Photovoltaikanlage erzeugt wird, speichern, und diese im Bedarfsfall in das Netz einspeisen“, erklärt Frederic. „Für unser Konzept haben wir uns auf ein System mit einer, maximal zwei Batterien beschränkt. Aber es wären auch Großspeicher mit mehreren Batterien für ganze Wohnsiedlungen denkbar.“

Intensive Recherche und Experteninterviews

Bevor das Konzept so konkrete Formen annehmen konnte, mussten Angelique, Mareike, David, Frederic und Niklas viel recherchieren. So fanden sie heraus, dass bereits einige Autohersteller ein eigenes Programm zum Recyceln von Autobatterien haben. „Würde das Geschäftsmodell umgesetzt werden, dann wäre die größte Herausforderung die Beschaffung der Batterien, insbesondere, da viele Autohersteller ihre Batterien selbst wieder aufbereiten oder entsorgen“, erklärt Mareike. „Außerdem gibt es noch keine verlässlichen Daten hinsichtlich der Verwendungsdauer von ausgemusterten Elektroautobatterien.“

Um dennoch herauszufinden, wie realistisch ihre Geschäftsidee ist, hat die Gruppe Interviews mit Experten geführt, unter anderem mit einen Elektriker und einem Hersteller von Photovoltaikanlagen. „Laut dem Elektriker wäre unsere Idee durchaus machbar. Man müsste allerdings bestimmte Sicherheitsaspekte abklären. Zum Beispiel, ob die Batterie eine feuerfeste Verkleidung bräuchte“, sagt Niklas. „Und bezüglich der Photovoltaikanlagen wurde uns geraten nicht außer Acht zu lassen, dass es verschiedene Modelle gibt, die unter Umständen nicht alle mit einer solchen Batterie kompatibel sind.“

Abschlusspräsentation im JOSEPHS

Mitte Juli 2017 durften die vier Projektgruppen schließlich ihre Konzepte im Rahmen einer Abendveranstaltung im JOSEPHS in Nürnberg vor Publikum und einer Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Industrie präsentieren. Die Jury wurde gebildet von Christine Wimschneider, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Technologiemanagement der FAU, Dr. Patrick Fleischer, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung N-ERGIE, und André Hückstädt, Abteilungsleitung Projektfinanzierung, UmweltBank AG.

Hier betonten Angelique, Mareike, David, Frederic und Niklas nochmal den Nachhaltigkeitsaspekt ihrer Idee: Gebrauchte Batterien seien günstiger als neue und durch das Recycling müssten auf einen längeren Zeitraum betrachtet weniger seltene Erden, die in den Batterien enthalten sind, abgebaut werden. Damit könnte die zunehmende Umweltverschmutzung, die durch die Gewinnung solcher Rohstoffe entsteht, eingedämmt werden.

Nach den Projektpräsentationen kürte die Jury das aus ihrer Sicht beste Projekt – „Charge Green“ – und Publikum sowie Studierende hatten Gelegenheit sich in rege Diskussionsrunden zu begeben. Es soll aber nicht das letzte Mal gewesen sein, dass sich Studierende der FAU mit gesellschaftsrelevanten Zukunftsfragen befassen. Auch im Wintersemester 2017/18 bietet das CMTS zwei fächerübergreifende Seminare an. Seminar I: „Ethik und Philosophie der Technik“ richtet sich an Bachelor- und Masterstudierende und bietet zwei Spezialisierungen: Autonomes Fahren und ethische Aspekte medizintechnischer Innovationen. „Die Zukunft der Arbeit im Zeitalter von Industrie 4.0“ wiederum lädt Master-Studierende ein sich unter anderem mit gesellschaftliche Veränderungen, die mit Industrie 4.0 einhergehen, auseinanderzusetzen.

Weitere Informationen zum Center for Management, Technologie and Society der FAU und den angebotenen Seminaren stehen auf der Homepage des Centers zur Verfügung. Zudem findet sich dort ein weiterer Bericht über die Abschlusspräsentationen im JOSEPHS.