Wissenschaft in atemberaubender Bergkulisse

Einen ähnlich beeindruckenden Ausblick dürfen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ferienakademie genießen. (Bild: colourbox.de)
Einen ähnlich beeindruckenden Ausblick dürfen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ferienakademie genießen. (Bild: colourbox.de)

Ein Tal in Südtirol, hohe Berge, fünf Gasthöfe und circa 200 Wissenschaftler, Studierende und Betreuer – das sind die „Hauptzutaten“ für die Ferienakademie Sarntal. Seit 1985 ist die FAU Mitorganisatorin dieses besonderen Projekts, das ein Jahr zuvor von der TU München ins Leben gerufen wurde. Seit 2002 beteiligt sich zudem die Universität Stuttgart. In Erlangen unterstützt der Universitätsbund Erlangen-Nürnberg die Ferienakademie und ermöglicht so besonders engagierten Studierenden die einmalige Möglichkeit, sich jedes Jahr an den letzten 12 Tagen im September in 10 bis 12 Kursen zu Themen wie Programmieren oder Augmented Reality intensiv auszutauschen und zu arbeiten. Das wissenschaftliche Arbeiten wird dabei durch Freizeitaktivitäten wie Wandern ergänzt. Wir haben mit Prof. Dr. Andre Kaup, Beauftragter der FAU für die Ferienakademie Sarntal, und Andreas Spruck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Multimediakommunikation und Signalverarbeitung und ehemaliger Ferienakademieteilnehmer, über die Ferienakademie gesprochen.

Prof. Kaup, Sie sind seit zwei Jahren Beauftragter der FAU für die Ferienakademie. Warum engagieren Sie sich für dieses Projekt?

Prof. Dr. Andre Kaup ist Beauftragter der FAU für die Ferienakademie Sarntal. (Bild: Peter Kraus)
Prof. Dr. Andre Kaup ist Beauftragter der FAU für die Ferienakademie Sarntal. (Bild: Peter Kraus)

Prof. Kaup: 2003 habe ich meinen ersten Kurs an der Ferienakademie geleitet und bin bis heute von der besonderen Atmosphäre der Akademie begeistert. Rund 14 Studierende aus Erlangen, München und Stuttgart bilden einen Kurs und werden von zwei Dozenten der ausrichtenden Universitäten zusammen mit einem Gastdozenten betreut. Zudem wohnen die Kursteilnehmer und Dozenten für die gesamte Dauer der Ferienakademie zusammen in einem Gasthof. So entwickelt sich eine ganz spezielle, viel engere Arbeitsweise, die in einem herkömmlichen Seminar nicht möglich ist. Das liegt auch an der besonderen Mischung aus Arbeit und Freizeit: Zu fünfzig Prozent wird wissenschaftlich gearbeitet, zu fünfzig Prozent gibt es Freizeitaktivitäten wie Wandern, Tischtennis oder Schach. Man lernt die Studierenden und Kollegen so auf einer ganz anderen, viel persönlicheren Ebene kennen. Die Ferienakademie Sarntal ist somit ein außergewöhnliches Projekt, das den wissenschaftlichen Austausch auf den verschiedensten Ebenen fördert, und das unterstütze ich natürlich gern.

Die Ferienakademie wird unter anderem durch Spenden von Unternehmen finanziert. Warum sollten sich Firmen für die Ferienakademie einsetzen?

Prof. Kaup: Zunächst einmal fördern Unternehmen mit ihrem Sponsoring besonders engagierte Studierende und ermöglichen ihnen einen Austausch mit Gleichgesinnten. Die Mitgliedschaft im Universitätsbund ist übrigens eine sehr gute Möglichkeit die Ferienakademie zu unterstützen. Zudem bieten Veranstaltungsformate wie die Kaminabende eine Plattform zum direkten Austausch mit den Studierenden. Pro Ferienakademie wird ein Kaminabend angeboten, bei dem ein Firmenrepräsentant eingeladen wird. So können Studierende und Unternehmer miteinander in Kontakt treten. Zusätzlich werden die Studierenden gebeten, freiwillig ihre Kontaktdaten anzugeben, damit diese an die Sponsoren weitergegeben werden können. Somit bietet ein Engagement für die Ferienakademie für Unternehmen die Möglichkeit, sich mit potentiellen Mitarbeitern auszutauschen und sich als Arbeitgeber zu präsentieren.

Andreas Spruck ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Multimediakommunikation und Signalverarbeitung der FAU und nahm 2016 an der Akademie teil. (Bild: Matthias Spruck)
Andreas Spruck ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Multimediakommunikation und Signalverarbeitung der FAU und nahm 2016 an der Akademie teil. (Bild: Matthias Spruck)

Herr Spruck, Sie haben 2016 als Student an der Ferienakademie teilgenommen. Was ist aus studentischer Sicht das Besondere an der Ferienakademie und warum lohnt sich eine Teilnahme?

Herr Spruck: Da möchte ich mich der ersten Aussage von Prof. Kaup anschließen: Durch die besondere Atmosphäre entwickelt sich ein sehr ungezwungenes Verhältnis zu den Dozenten, vor allem durch die gemeinsamen Aktivitäten. Bei Kulturabenden oder Ausflügen kann man sich auch mal über außeruniversitäre Themen unterhalten und so neue Seiten des jeweils anderen kennenlernen. So bin ich auch wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Kaup geworden. Durch die Ferienakademie kannte er mich besser als Studierende in einem herkömmlichen Seminar und hat mich eingestellt. Als Student hat mir natürlich auch die intensive Beschäftigung mit einem wissenschaftlichen Thema zusammen mit Studierenden aus München und Stuttgart sehr gefallen. Dadurch kann man über seinen eigenen fachlichen Tellerrand hinausblicken und neue Aspekte entdecken. Und knapp zwei Wochen in Südtirol zu verbringen ist natürlich auch eine angenehme Abwechslung zum üblichen Universitätsalltag.

Prof. Kaup: Das gilt im Übrigen auch für die teilnehmenden Dozentinnen und Dozenten. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus München und Stuttgart hat durchaus schon zu gemeinsamen Forschungsprojekten geführt.

Wie kann man sich für die Ferienakademie bewerben?

Prof. Kaup: Bewerberinnen und Bewerber füllen ein Onlineformular aus. Hier geben sie ihren präferierten Kurs sowie zwei Alternativen an. Anschließend wählen die Dozenten und die Beauftragten der drei Universitäten die endgültigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus. Grundsätzlich ist die Ferienakademie für Studierende aller Fachrichtungen offen, allerdings sollte man bedenken, dass die Mehrzahl der Kurse eine stark technische Ausrichtung hat. Häufig kommt auch die Frage auf, was passiert, wenn in die Zeit der Ferienakademie Prüfungstermine fallen. Wir versuchen in einem solchen Fall immer eine Lösung zu finden. Es kam auch schon vor, dass im Sarntal geschrieben wurden.

Und wie läuft die Ferienakademie Sarntal grundsätzlich ab?

Herr Spruck: Die circa 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind auf insgesamt fünf Gasthöfe im ganzen Sarntal untergebracht, pro Gasthof in der Regel zwei bis drei Kurse. Nach dem gemeinsamen Frühstück folgen Seminare, die ungefähr einen halben Tag dauern. Während der Seminare halten zwei bis drei Studierende Vorträge, die anschließend diskutiert werden. Und dann gibt es natürlich das Freizeitprogramm: Da die einzelnen Gasthöfe relativ weit auseinander liegen, gibt es beispielsweise einen gemeinsame Tageswanderung. Aber auch so gibt es genug Möglichkeiten mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Zeit zu verbringen, ob beim Abendessen oder in einer gemütlichen Runde vor dem Kamin.

Was ist das Ziel der Ferienakademie Sarntal?

Prof. Kaup: Das Hauptanliegen der Akademie ist die Förderung besonders guter Studierender, ähnlich dem Prinzip der Begabtenförderungswerke. Es ist ein kostenloses, alternatives Lehrangebot über das „normale“ Studium hinaus, eine Art Belohnung für Studierende, die sich durch besonders gute Leistungen hervorgetan haben. Darüber hinaus dient die Ferienakademie der Vernetzung von Studierenden, Forschenden und den Sponsoren. Denn auch das Zusammenbringen von Studierenden und potentiellen Arbeitgebern ist ein Ziel der Akademie.

Vielen Dank für das Interview, Prof. Kaup und Herr Spruck.

Weitere Informationen zur Ferienakademie Sarntal stehen auf der Homepage des Projekts zur Verfügung.

Der Universitätsbund Erlangen-Nürnberg feiert 2017 sein 100-jähriges Bestehen. Seit 1917 fördern die rund 2.000 Mitglieder Forschung und Lehre an der FAU. Zu den Mitgliedern zählen auch namhafte Unternehmen wie Der Beck oder die Konrad Wormser AG. Unter anderem wird in der aktuellen Ausgabe des FAU-Magazins alexander über den Universitätsbund berichtet.