Neue Humboldt-Professur für die FAU

Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Ewa Dąbrowska
Die Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Ewa Dąbrowska ist 2017 mit einer Alexander-von-Humboldt-Professur ausgezeichnet worden. Mit dem mit 3,5 Millionen Euro dotierten Preis kann Dąbrowska ihre bisherige wissenschaftliche Arbeit an der FAU fortsetzen. (Bild: Michael Pincombe)

Die Sprachwissenschaftlerin Ewa Dąbrowska erhält den höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands

Die FAU hat sich bei der Bewerbung um den höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands zum vierten Mal durchgesetzt. Die von der FAU nominierte Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Ewa Dąbrowska, 54, ist mit einer Alexander-von-Humboldt-Professur ausgezeichnet worden. Mit dem mit 3,5 Millionen Euro dotierten Preis kann Dąbrowska ihre bisherige wissenschaftliche Arbeit nun an der FAU fortsetzen. Die gebürtige Polin lehrt derzeit an der University of Birmingham in England.

Forschungsziel: Wie lernt der Mensch eine Sprache?

Ewa Dąbrowska ist eine Revolutionärin der Spracherwerbsforschung. Lange ging die Sprachforschung davon aus, dass jeder Mensch schon von Geburt an eine Art Grundausstattung an Grammatik hatte. Etwas, das wie ein naturgegebener allgemeingültiger Bauplan das Erlernen von Sprache ermöglicht, gleich in welcher Umgebung ein Kind aufwächst und welche Muttersprache es lernt, sei es Deutsch, Chinesisch oder Kisuaheli. Die kognitive Linguistik, zu deren prominentesten Vertretern Ewa Dąbrowska zählt, hat dieses Denkgebäude erschüttert.

Dąbrowska hat anhand von empirischen Untersuchungen bei Kindern und Erwachsenen die je nach Sprache und Kultur unterschiedlichen Wege analysiert, die zum Spracherwerb führen, und welche Rolle dabei soziale und individuelle Einflüsse spielen. Im Gegenzug zur klassischen Analyse erforscht Dąbrowska die Sprache von ihrem Gebrauch und von ihrer Wirkung ausgehend. Die Forschungsergebnisse sind auch gesellschaftlich und bildungspolitisch relevant. So hat Dąbrowska zum Beispiel belegt, dass sprachliche Defizite aus den ersten Lebensjahren kaum noch kompensiert werden können und die späteren Sprachmöglichkeiten einschränken.

Ewa Dąbrowska wird an der FAU einen neuen Lehrstuhl für Sprache und Kognition innehaben. Zudem wird sie die kognitive und gebrauchsbasierte Linguistik verstärken und helfen, ein Linguistics Lab aufzubauen, in welches auch das Expertenwissen aus anderen Bereichen einfließt. Dąbrowska möchte ein Forschergruppe zusammenstellen, die die Unterschiede zwischen verschiedenen Sprechern einer Sprache erforschen soll – ein Thema, das sie seit langem fasziniert. Sprecher einer Sprache unterscheiden sich in Bezug auf ihr Sprachwissen, die Flüssigkeit ihrer Sprachproduktion und wahrscheinlich auch dahingehend, wie sie Sätze bilden und verstehen. Die geplante Forschergruppe soll die Gründe für solche Unterschiede erforschen. Bei den Projekten von Dąbrowska ergeben sich Berührungspunkte zu an der FAU bereits bestehenden Schwerpunkten der linguistischen Forschung, vor allem im Bereich der Kollokationsforschung und einem geplanten Multilingualismus-Projekt.

Zur Person

Prof. Dr. Ewa Dąbrowska wurde 1963 in Polen geboren. Sie lehrt derzeit als Professorin am Department of English Language and Applied Linguistics an der University of Birmingham in England. Dąbrowska studierte an der Uniwersytet Gdański in Danzig in Polen. Dort wurde sie 1995 auch promoviert. Weitere wissenschaftliche Stationen waren unter anderem die University of Glasgow in Schottland sowie in England die University of Sussex, die University of Sheffield und die Northumbria University Newcastle. 2008 wurde Dąbrowska zum Ehrenmitglied der Polish Cognitive Linguistics Society (PCLA) ernannt. Seit 2014 ist sie Präsidentin der United Kingdom Cognitive Linguistics Association.

Die Alexander-von-Humboldt-Professur

Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung zeichnet mit der Professur weltweit führende und im Ausland tätige Forscher aller Disziplinen aus. Die Alexander-von-Humboldt-Professur soll es deutschen Hochschulen ermöglichen, Spitzenkräfte nach Deutschland zu holen und ihnen eine langfristige Perspektive für die Arbeit in Deutschland zu bieten. Die aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanzierte Professur ist mit bis zu fünf Millionen Euro über fünf Jahre dotiert.