Billig reisen und dabei etwas Gutes tun

Care and Travel (Bild: Alexander Hahn)
Alexander Popp musiziert mit Senioren in einem Heim (Bild: Alexander Hahn)

Viele Studierende wollen in der vorlesungsfreien Zeit die Welt erkunden und verreisen, doch das Geld macht oft einen Strich durch die Rechnung. Der Medizinstudent Alexander Popp hat deshalb Care and Travel entwickelt und verbindet dabei Reisen mit der Pflege von älteren Menschen in Seniorenheimen.

Was verbirgt sich hinter Care and Travel?

Care and Travel ist ähnlich wie Work and Travel, stellt aber stärker das soziale Engagement in den Vordergrund. Die Reisenden leben dabei in Pflegeheimen oder Wohnungen, die von Unterstützern der Idee von Care und Travel dafür bereitgestellt werden. Sie gehen während ihres Aufenthalts den Pflegern zur Hand oder unterstützen die Therapeuten, indem sie zum Beispiel sehr viel mit den Bewohnern reden, musizieren oder spielen. Die Teilnehmer erweitern ihren eigenen Horizont und machen auf sehr einfache Art viele Menschen glücklich.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Ich bin durch meine Pflegepraktika im Zuge meines Medizinstudiums auf die Idee gekommen. Dabei hatte ich sehr viel Kontakt mit alten Menschen und habe festgestellt, wie sehr sie psychisch und physisch geschwächt sind. Ich sehe einen großen Anteil der Ursache darin, dass Senioren selten noch eine richtige Aufgabe in der Gesellschaft und nur wenig Kontakt mit jungen Menschen haben. Mein Ziel ist es nun, Ansätze zu finden, um die Generationen einander wieder näher zu bringen und älteren Generationen die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen und ihre Weisheit weiter zu geben.

Wie hast du die Idee umgesetzt?

Umgesetzt habe ich die Idee indem ich zuerst mit Freunden und Bekannten darüber geredet habe. Dann habe ich eine Homepage entwickelt, um etwas Handfestes zu haben, mit dem ich werben kann. Schließlich habe ich einfach wahllos sehr viele Pflegeheimstiftungen kontaktiert. Viele fanden die Idee zwar gut, aber konnten eine solche Aktion in ihrer Einrichtung gerade nicht ermöglichen. Einige waren aber mutig genug und sind sofort voll eingestiegen. Bei einer dieser Stiftungen habe ich Care and Travel nun auch selbst ausprobiert und es war eine absolut grandiose Erfahrung!

Was bringt Care and Travel Studierenden?

Care and Travel (Bild: Alexander Popp)
Die andere Seite von “Care and Travel”: Freizeit und Freiheit (Bild: Alexander Popp)

Studierenden, aber auch Schülern und allgemein jungen Menschen bietet Care and Travel die Möglichkeit, sehr billig zu reisen und dabei etwas Gutes zu tun. Sie können sich persönlich ein Bild von Pflegeheimen machen, von der Situation der Senioren und erkennen dadurch auch Möglichkeiten und Probleme für die eigene Zukunft und die der eigenen Familie. Das Beste sind jedoch die Gespräche mit vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die jungen Menschen können von deren Weisheiten und Leben lernen und für die Zeit, die man ihnen schenkt, wird man mit unglaublich viel Dankbarkeit und Glück belohnt.

Worauf muss man bei der Arbeit mit alten Menschen auch vorbereitet sein?

Senioren sind auch nur Menschen. Es kann also vorkommen, dass sie mal schlecht drauf sind und laut werden. Das ist aber eher eine Seltenheit. Auf jeden Fall wird man Menschen in Ausnahmesituationen sehen, zum Beispiel, wenn man ihnen beim Waschen hilft, weil sie es selbst nicht mehr können. Und mit zunehmender Demenz sinkt auch die Hemmschwelle. So kommt es schon einmal vor, dass man erfährt, wie vor 60 Jahren Komplimente gemacht wurden.

Was war dein bestes Erlebnis bei Care and Travel?

Ich selbst habe Care and Travel in der Fürstin Wilhelmine Stiftung in Wallerstein ausprobiert und es hat all meine Erwartungen übertroffen! Die Liebe, die im Team und den Bewohnern gegenüber herrschte, war absolut inspirierend. Zu sehen, wie glücklich Menschen mit Demenz sein können, wenn ihnen mit genügend Liebe und Respekt begegnet wird, hat mir viel von meiner Angst vor dieser schlimmen Krankheit genommen. Die besten Erlebnisse waren für mich die Gespräche mit Bewohnern, Therapeuten und Pflegern. Zum Beispiel erzählte mir eine Frau von dem Geheimnis ihrer Liebe. Sie war so glücklich, als sie noch ihren 60. Hochzeitstag feiern konnte. Aber auch meine Abenteuer außerhalb des Pflegeheimes haben mir viel gegeben.

Weitere Informationen zum Projekt und Alexanders Reisetagebuch:

www.care-and-travel.org

www.facebook.com/CareandTravel/