Gremien an der FAU: Der studentische Konvent

Portrait Lawniczak
(Bild: Harald Böhm)

Die Stimme der Studierenden

Frau Lawniczak, Sie sind Vorsitzende des studentischen Konvents. Wie wird man Mitglied?

Generell wird der gesamte Konvent bei den Hochschulwahlen, die jedes Jahr stattfinden, gewählt: 15 Mitglieder direkt von allen Studierenden, 15 von den Fachschaftsvertretungen, die von den Studierenden der jeweiligen Fakultät gewählt werden.

Eine Beteiligung von zuletzt 10 Prozent an den Hochschulwahlen spricht nicht wirklich für ein hohes Interesse …

Viele Studierende sehen das Studium als eine zeitlich begrenzte Ausbildung. Entsprechend denken sie über Hochschulpolitik nach dem Motto „Warum soll ich mich engagieren, ich bin ja in drei oder fünf Jahren wieder weg“. Das verstehe ich auch. Aber man könnte ja den Studierenden, die nach einem an die Universität kommen, das Leben erleichtern. Darum versuchen wir, stärker klarzumachen, was wir in vergangener Zeit erreicht haben: Es gibt jetzt ein Semesterticket, wir waren an der Abschaffung der Studienbeiträge beteiligt, die FAU hat die Dual-Use-Problematik, also das Problem, dass Forschungsergebnisse zu nützlichen und zu schädlichen Zwecken verwendet werden können, in ihrem Leitbild verankert.

Was sind die Aufgaben des Gremiums?

Die allererste Aufgabe sind die Wahlen für die Gremien an der Universität, denn in fast allen sind Studierende vertreten. Zum Beispiel das zur Verteilung der Studienzuschüsse. Außerdem bestimmt der Konvent den Sprecher*innenrat, kurz Sprat. Der Sprat ist das ausführende Organ, das heißt er kümmert sich um das Tagesgeschäft. In den eigentlichen Konventssitzungen geht es darum, zu einheitlichen Positionen wie beim Semesterticket zu kommen. Sie bilden die Meinung der Studierenden ab und werden dann gegenüber der Uni-Leitung vertreten.

Was ist für Sie persönlich die interessanteste Aufgabe?

Ganz klar die Vernetzung der Fakultäten. Im Studium ist man schon sehr auf seinen Fachbereich, auf seine Themen fokussiert. Aber welche Probleme, welche Lösungen gibt es an der Universität noch? Der Konvent ermöglicht einen Überblick. Ein Beispiel: Schließberechtigungen für Studierende. Das läuft bei uns an der Informatik sehr gut, bei anderen gar nicht.

Warum ist der Konvent wichtig?

Die Studierendenvertretung (Stuve) bekommt dadurch eine Legitimation. Alle studentischen Vertreterinnen und Vertreter in Gremien können sagen: Das ist die Meinung der Studierenden der FAU. Das bietet viel mehr Macht und verschafft Gewicht. Wenigstens um gehört zu werden. Was danach umgesetzt wird, ist noch einmal eine ganz andere Frage. Es kann auch passieren, dass eine Position, die der Konvent beschließt, nicht der eigenen Meinung entspricht. Dann ist es oft so, dass sich jemand in anderen Gruppen oder Arbeitskreisen engagiert und nicht genau bei diesem Thema. Mir ist zum Beispiel als Informatikerin das Thema Datenschutz und freie Software sehr wichtig. Aber Konvent und Sprat setzen aktuell stark auf soziale Medien wie Instagram oder Facebook für die Öffentlichkeitsarbeit. Daher habe ich mich aus der Thematik weitgehend zurückgezogen.

Sie treffen sich ein- bis zweimal pro Monat. Welche Themen beschäftigen Sie derzeit?

Es sind vor allem zwei Themen. Zum einen die vom Ministerium vorgegebene Beschränkung auf eine Prüfung pro Modul. Was erst einmal gut klingt – weniger Prüfungen – ist aus unserer Sicht doch nicht so gut. Denn in der Umsetzung bedeutet es, dass Prüfungen zu ganz verschiedenen Themen zusammengelegt werden. Oder dass es keine bewerteten Hausaufgaben während des Semesters mehr gibt, sondern am Ende eine große Prüfung. Oder dass in Praktika nicht jeder Versuch zeitnah einzeln abgeprüft wird, sondern nach dem Semester eine einzige Prüfung über alle Versuche stattfindet.

Und was ist das zweite Thema?

Die neue Dual-Use-Kommission an der FAU. Wie kann ich als Studierender erfahren, wofür meine Arbeit verwendet wird, für welche Firmen der Lehrstuhl arbeitet, an dem ich meine Bachelor- oder Masterarbeit schreibe? Wir klären gerade, was wir uns aus Studierendensicht wünschen und wie wir uns dazu positionieren sollen. Außerdem werden wir in der Stuve einen Arbeitskreis gründen, der sich mit Drittmitteln und Transparenz beschäftigt.

Die Mischung aus Studierenden unterschiedlicher Fakultäten ist …

… sehr, sehr wichtig. Einerseits ermöglicht das den Austausch, andererseits gibt es den Positionen mehr Gewicht. Denn alle sind beteiligt und möglichst gleich vertreten.

Das darf in keiner Sitzung fehlen:

Ausdauer. Die Sitzungen dauern oft drei bis vier Stunden. Es wird ja aus den Fakultäten, Gremien, Arbeitskreisen berichtet, was es Neues gibt. Und das zieht sich manchmal, ist aber auch genau das Interessante, das einen Überblick erst möglich macht. Und Pizza in der Pause.


Gremienarbeit – öde und unwichtig? Dass dies keineswegs so ist, stellen wir in einer neuen Serie vor. Im zweiten Teil haben wir Prof. Dr. Christine Lubkoll zum Senat der FAU interviewt.


Das FAU-Magazin alexander

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Dieser Text erschien zuerst in unserem Magazin alexander. Weitere Themen der Ausgabe: Vielfalt an der FAU, das Bild, das wir vom Altwerden haben, das Unimusical und ein Roboter-Quartett, mit dem wir die Roboter vorstellen, an denen an der FAU geforscht wird.

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