Erlanger Neurologe: Vorsitz GutachtergruppeDLR-Forschungsprojekte “Research under Space Conditions”

Erde und Mond
Bild: Colourbox.de

Weltraumforschung auf dem Prüfstand

Nutzt Weltraumforschung uns allen, nutzt sie dem Otto Normalverbraucher? Oder hat uns dieses teure und „exotische“ Unterfangen bisher nur die Teflonpfanne beschert? Die Fülle wissenschaftlicher Fragestellungen, die beantwortet werden müssen, um nicht nur unsere Fernseh- und Telefon-Satelliten sicher ins Weltall zu bringen, sondern die technischen und biologischen Voraussetzungen für langfristige Weltraummissionen, wie etwa Flüge zum Mars, zu ermöglichen, wird in Deutschland vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erforscht. Die einzelnen Forschungsprojekte werden regelmäßig überprüft. Den Vorsitz der Gutachtergruppe im Bereich „Research under Space Conditions“ hat in der jetzigen Prüfrunde Prof. Dr. Max Hilz, Oberarzt der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Stefan Schwab), übernommen.

Das DLR ist eine der wichtigsten Forschungseinrichtungen der renommierten Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist ein Verbund aus 18 hochkarätigen Forschungszentren und wacht darüber, wie die Gelder für teure Weltraumforschung eingesetzt werden. Bevor weitere Finanzmittel für künftige Forschungsprojekte bewilligt werden, lädt die Helmholtz-Gemeinschaft alle vier Jahre Experten ein, die Forschungsleistungen des DLR zu beurteilen und Empfehlungen zu künftigen Forschungsarbeiten auszusprechen. Die DLR-Forschungsaufgaben sind in verschiedene Gebiete unterteilt, wie etwa Kommunikation und Navigation, Erdbeobachtung, Weltraumerforschung und mehrere andere Bereiche. Internationale Expertengruppen mit Spezialkenntnissen in den verschiedenen Gebieten erstellen dabei gemeinsam eine detaillierte Bewertung der Forschungsergebnisse und -ziele und stellen somit sicher, dass Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden.

Das Überleben im Weltall erforschen

Einer der spannendsten Themenbereiche betrifft die Forschung unter Weltraumbedingungen. Sie befasst sich zum einen mit physikalisch-technischer Forschung, unter anderem mit Studien zu materialwissenschaftlichen Entwicklungen unter Bedingungen der Schwerelosigkeit, zum anderen mit entscheidenden medizinischen Fragen dazu, wie Menschen im Weltall überleben können. Die Ergebnisse und Ziele dieses Gebiets beurteilen aktuell der Mediziner Max Hilz und mehrere Naturwissenschaftler. Der Neurologe und Experte im Bereich des sogenannten autonomen oder vegetativen Nervensystems sagt: „Ohne besondere Vorkehrungen würden binnen kurzer Zeit im Weltall Muskeln schrumpfen, Knochen schwinden, die Kreislaufregulation versagen und eine vorschnelle Alterung eintreten. Zudem sind Astronauten im Weltall einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt.“ Seine Gutachtergruppe kommt zu dem Schluss, dass es den Forscherteams aus dem Bereich „Research under Space Conditions“ gelingt, unter Bedingungen der Schwerelosigkeit neue und verbesserte Werkstoffe hervorzubringen, die beispielsweise zur Entwicklung stabilerer und im Verbrauch kostengünstigerer Flugzeugantriebsturbinen führen.

Weltraumforschung nutzt allen Menschen

Als einziger Mediziner in der Gutachterrunde ist Prof. Hilz besonders von den medizinischen Erkenntnissen und neuen Therapieansätzen begeistert. Die Ergebnisse der DLR-Forscher im Bereich „Research under Space Conditions“ können nach seiner Einschätzung für Volkskrankheiten wie Schlafstörungen und Alterungsprozesse wie Osteoporose und Muskelschwund, Kreislaufstörungen mit Schwindel und Ohnmachtsanfällen und viele andere Krankheitsbilder wichtige Erkenntnisse und neue Therapieansätze liefern. „Die Veränderungen, die ein Raumfahrer in wenigen Wochen und Monaten im All durchlebt, gleichen dem Alterungsprozess des Menschen – nur eben im Schnelldurchlauf“, erklärt der Erlanger Neurologe. Die unter Bedingungen der Schwerelosigkeit gewonnen Ergebnisse liefern demnach wichtige Erkenntnisse zu vielen medizinischen Problemen und zu deren Therapie, die unter anderen Umständen kaum zu gewinnen wären.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Max J. Hilz
Tel.: 09131/85-39190
max.hilz@uk-erlangen.de