Eine Reise in die Vergangenheit mit Prof. Dr. Wolfgang Gast

Portraitbild von Prof. Dr. Wolfgang Gast mit Hut in der Sonne
Prof. Dr. Wolfgang Gast promovierte 1968 an der FAU und besuchte dieses Jahr nach 50 Jahren wieder seine Alma Mater. (Bild: Lisa Wieser)

Alumni blicken zurück

Anlässlich ihres 275. Geburtstages lud die FAU ihre Alumni, die vor 50 Jahren (1968), vor 25 Jahren (1993) und vor 15 Jahren (2003) ihren Doktortitel machten, ein und ehrte diese gemeinsam mit den diesjährigen Promovierten. Wie sah das Leben an der FAU wohl vor 50 Jahren aus? Was hat sich seitdem alles verändert? Und was ist es für ein Gefühl nach langer Zeit wieder zurück an die Alma Mater zu kehren? Um dies zu erfahren, nimmt uns Prof. Dr. Wolfgang Gast, der 1968 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der FAU seine Promotion abgeschlossen hat, mit auf eine Zeitreise.

Prof. Gast, wie hat es sich angefühlt nach 50 Jahren wieder zurück an Ihre Fakultät zu kehren?

Ich habe in Jura promoviert und hielt meine Promotionsurkunde am 26. April 1968 in den Händen. Danach bin ich nach Heidelberg gezogen und kam erst wieder als „Jubilar“ an meine Fakultät zurück. Mein einziges Gefühl dabei war schlicht Neugierde.

Was hat sich an Ihrer Fakultät denn alles verändert?

Vom Optischen hat sich vieles verändert. Anstelle meines alten Seminargebäudes steht zum Beispiel nun das neue Juridicum da. Außerdem beansprucht die Lehre heutzutage alle Beteiligten erheblich stärker als früher.

Wie sah Ihr Studentenleben an der FAU aus?

Ein schwarz-weiß Automatenfoto, das Prof. Dr. Wolfgang Gast aus dem Jahr 1963 zeigt.
Prof. Dr. Wolfgang Gast während seiner Zeit als Student im Jahr 1963 (Bild: Wolfgang Gast)

Das Studentenleben war, wenn man es für sich so wollte, ein Dasein in nahezu vollkommener Freiheit. Die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Juristen enthielt einen Kanon an Vorlesungen, Übungen und Seminaren, die zu belegen waren. Ob ich hinging, hat niemand überprüft. In diese juristischen Vorlesungen bin ich gelegentlich der Orientierung halber gegangen. Regelmäßiger saß ich jedoch bei Philosophen, Politologen, Historikern und einem uralten Zeitungswissenschaftler. Zwar war mein Ziel das Referendarexamen mit der entsprechenden Promotionsnote zu bestehen, doch die Schwerpunkte meines angesprochenen Daseins in Freiheit lagen eher im Geldverdienen als Nachhilfelehrer oder mit Freunden das „Kabarett von unten“ zu betreiben, das im damals neuen „Strohhalm“ sein Quartier hatte und durch Bayern tingelte.

Und wie war Ihr Doktorandenleben?

Als Doktorand hatte ich nicht mehr so viel Freizeit, denn ich musste mein Rechtsreferendariat mit meiner Dissertation unter einen Hut bringen. Dafür saß ich häufig in der Bibliothek des Oberlandesgerichts Nürnberg, wo ich alles benötigte Material – Bücher, Fachzeitschriften, Urteilssammlungen – fand. Den fertigen Entwurf legte ich meinem Doktorvater dann schließlich im Herbst 1967 vor.

Inwiefern war diese Zeit wichtig für Sie?

Geprägt wurde ich durch die beiden Hauptmerkmale meiner Studentenjahre – ein Leben in Freiheit und Eigenverantwortung. Dabei sind mir auch die internationalen Wochen des Studententheaters in schöner Erinnerung geblieben.

Für die immaterielle Seite der Welt habe ich mich schon immer stärker interessiert, als für die materielle.

Worum ging es in Ihrer Doktorarbeit und warum haben Sie sich damals gerade für dieses Thema entschieden?

Das Thema meiner Doktorarbeit lautete „Der Schutz der Besonderen Geschäftsbezeichnung und des Geschäftsabzeichens“. Dabei ging es um Eigennamen und überhaupt um sprachliche und bildliche Kennzeichen, die ein Unternehmen exklusiv für sich beansprucht. Gibt es zum Beispiel ein Alleineigentum an Wörtern, Wortkürzeln oder optischen Markierungen? Das Thema betrifft das Immaterialgüterrecht – und für die immaterielle Seite der Welt habe ich mich schon immer stärker interessiert, als für die materielle.

Und wie hat Sie Ihre Forschungsarbeit für Ihr Berufsleben geprägt?

Als mein Studium und meine Promotion zu Ende waren, habe ich alle anderen Berufswünsche und Angebote beiseite geschoben und für mich entschieden, dass ich jetzt selbst in die Wissenschaft gehen und als Lehrling von Grund auf neu anfangen möchte.

Haben Sie einen Tipp für die heutigen Studierenden und Doktoranden?

Früher gab es noch kein Internet und man wälzte für sein Studium viel mehr in Büchern und Fachzeitschriften als es heute der Fall ist. Selbstverständlich bietet das Internet heute viele Vorteile, jedoch sollte dieses nicht mit der wirklichen Welt verwechselt werden.

Vielen Dank für das Interview!

Nächstes Mal nimmt uns Prof. Dr. Maria Kufner mit ins Jahr 1993.


Hut und Schärpe
Mit Doktorhut und Schärpe zogen die Promovierten und Jubilare am 21. Juli 2018 in das Stadion der SpVgg Greuther Fürth. (Bild: FAU/Georg Pöhlein)

Weitere Eindrücke zu der diesjährigen Ehrung der Promovierten und Jubilare erhalten Sie im Kurzfilm sowie in der Bildergalerie.