Gibt es die absolute Gerechtigkeit?

Portrait Prof. Dr. Hans Kudlich
Prof. Dr. Hans Kudlich über die strafrechtliche Relevanz der Aktion. (Bild: FAU/Studioline)

Kudlich über die absolute Gerechtigkeit

Warum schmeckt das Meer salzig? Wie viele Sandkörner sind an einem Strand? Wo endet das Universum? Und wie sieht dieses Ende dann aus? Wer kennt diese Fragen nicht, auf die man schon immer einmal eine Antwort haben wollte? Wir haben in unserem FAU-Forschungsmagazin friedrich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern „Große Fragen“ gestellt – auch wenn es möglicherweise nicht immer eine Antwort gibt. Unsere Frage, ob es eine absolute Gerechtigkeit gibt, beantwortet heute Prof. Dr. Hans Kudlich, Leiter des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie.

 

Wahrscheinlich nein – und wenn ja, können wir Menschen im Allgemeinen und wir Juristen im Besonderen sie jedenfalls nicht erkennen. Sie ist nicht nur als Prinzip zu abstrakt, um sie exakt fassen zu können, sondern es gibt auch zu viele Einzelaspekte, die unter den Begriff „Gerechtigkeit“ zu subsumieren und gegeneinander abzuwägen sind, um eine absolute Gerechtigkeit bestimmen zu können. Dazu gehören etwa Einzelfallgerechtigkeit, Rechtsanwendungsgleichheit, Rechtssicherheit oder Verhältnismäßigkeit. Aber sie bleibt trotzdem hilfreich: Auch wenn wir sie nie erreichen werden, können wir doch versuchen, uns an ihr zu orientieren. Das ist wie mit der untergehenden Sonne: Auch wenn wir sie auf dem Meer nie dort erreichen werden, wo sie gerade zischend ins Wasser taucht, ist sie ein verlässlicher Wegweiser, nicht nach Osten abzudriften, wenn man immer der untergehenden Sonne folgt. In diesem Sinne ist das redliche Bemühen um Gerechtigkeit auch ein guter Wegweiser dafür, in den konkreten Einzelfällen ungerechte Entscheidungen zu vermeiden.


Der friedrich – das Forschungsmagazin der FAU

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Dieser Artikel erschien zuerst in unserem Forschungsmagazin friedrich. Die aktuelle Ausgabe wirft einen Blick zurück in die 275-jährige Geschichte der Universität. Darüber hinaus beschäftigen es sich mit Fragen, die die Wissenschaft hier und heute bewegen: Was macht gute Wissenschaft aus? Muss Wissenschaft nützen? Wann ist Scheitern erfolgreich? Die Jubiläumsausgabe wagt aber auch einen Blick in die Zukunft. Denn obwohl wir heutzutage so viel mehr wissen als noch vor 200 Jahren, existieren immer noch jede Menge offener Fragen, auf die es Antworten zu finden gilt.

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Die Großen Fragen

Seit jeher haben die Menschen Fragen gestellt. Fragen nach dem Warum, Fragen nach dem Wie, Fragen nach dem Wohin. Wir haben FAU-Wissenschaftlern 22 große Fragen der Menschheit gestellt. Sie finden Sie alle in unserem Forschungsmagazin friedrich sowie nach und nach online in der Reihe “Die großen Fragen”