Systemrelevant, weltoffen und der Region verbunden

Schriftzug Dies academicus
Bild: FAU

Universität Erlangen-Nürnberg begeht Jubiläums-Dies academicus

Zur Feier des 275. Geburtstags der FAU lud deren Präsident, Prof. Dr. Joachim Hornegger, zum Abschluss zahlreicher Jubiläumsaktivitäten am 4. November 2018 in das Audimax der Universität. Als besonderer Ehrengast war Georg Friedrich Prinz von Preußen, Nachfahr des Gründers Markgraf Friedrich und heutiger Chef des Hauses Hohenzollern, geladen. Bei der Feier verlieh die FAU die Würde eines Ambassadors sowie einer Ehrensenatorin der FAU und stellte die diesjährigen Trägerinnen und Träger der Habilitationspreise vor. Im Zentrum des Berichts des Präsidenten standen die Entwicklungen des vergangenen Jahres sowie ein Ausblick auf die Herausforderungen, denen sich die FAU im kommenden Jahr stellen wird.

Die Universitätsgründung durch Markgraf Friedrich und seiner preußischen Gattin Wilhelmine sei das Ergebnis durchdachter politischer Strategie gewesen, leitete Hornegger seinen kurzen Ausflug in die Universitätsgeschichte ein. Denn in der Ausbildung von Juristen, Lehrern, Ärzten und Pfarrern wünschte man Mitbestimmung bei den Unterrichtspänen und der Berufung von Professoren. Ebenso wie das Markgrafenpaar erachtete der bayerische König Ludwig I die FAU als „systemrelevant“, erläuterte Hornegger, als er 1810 zu ihren Gunsten die damalige Nürnbergische Universität in Altdorf auflöste.

Seit dieser Gründungszeit verstehe sich die FAU auch als Nürnberger Universität und damit der Region verbunden, betonte der Präsident. Außerdem habe die FAU einen Forschungsauftrag der vom Geist der Aufklärung inspirierten Markgräfin bis zum heutigen Tage fortgeführt. „Wilhelmine bestimmte, dass die Vertreter der Fakultäten ohne Vorbereitung und ohne ihre jeweiligen Bücher – nur der reinen Vernunft verpflichtet – über die Frage zu debattieren hätten ‚ob Materie denke‘“. Diese Frage aus dem 18. Jahrhundert stelle sich heute wieder neu beispielsweise in Kontexten von künstlicher Intelligenz, Mustererkennung und deep learning. „Diese Fragen werden die Gesellschaften in den kommenden Jahrzehnten bis ins Mark bewegen, und wir sind mit unserer Volluniversität, die alle Wissenschaften in der Balance hält, die die Geistes- und Sozialwissenschaften breit gefächert mit der Medizin, der Informatik, den Naturwissenschaften und den Ingenieurwissenschaften ins Gespräch bringt, am Puls der Zeit“, erklärte Hornegger. Dazu gehöre auch die Verankerung von Wissenschaftsreflexion in der Universität.

Als Beleg für visionär ausgelegte universitäre Initiativen, die häufig mit Partnern aus Wissenschaft, Industrie und Wirtschaft – auch im internationalen Umfeld – erfolgten, nannte der FAU-Präsident drei neue Transregio-Sonderforschungsbereiche: den zur Blutstammzelltransplantation (mit Universität Regensburg), „Von den Grundlagen der Biofabrikation zu funktionellen Gewebemodellen“ (mit den Nachbaruniversitäten Bayreuth und Würzburg), und „Immun-Epitheliale Signalwege bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen“ (mit der Berliner Charité). Die Auszeichnung im aktuellen Reuters-Ranking als innovativste Universität Deutschlands und der zweite Platz für die Ingenieurwissenschaften im DFG-Förderatlas seien ebenfalls Belege für die hervorragenden Rahmenbedingungen in der Forschung. Diese müsse auch weiterhin den Freiraum zur ergebnisoffenen Arbeit enthalten, denn dies sei eine Grundlage für Erfolg. Er würdigte insbesondere den Vorschlag von Prof. Dr. Peter Wasserscheid, Prof. Dr. Wolfgang Arlt und Dr.-Ing. Daniel Teichmann für den Deutschen Zukunftspreis 2018 für ihre zukunftweisenden Ideen zur gefahrlosen Wasserstoffspeicherung, den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG 2018 für die Amerikanistin Prof. Dr. Heike Paul, die erfolgreiche Beantragung eines zweiten ERC Projekts durch den Chemieingenieur Prof. Dr. Peter Wasserscheid und den ersten an der FAU eingeworbenen ERC Synergy Grant für Prof. Dr. Georg Schett und Prof. Dr. Andreas Maier zusammen mit Prof. Dr. Silke Christiansen vom Helmholtz-Zentrum Berlin.

„Selbstbewusst blicken wir auch auf Drittmittelbilanz für das zurückliegende Jahr, in dem die FAU erstmals, den Schwellenwert von 200 Mio. € erreicht hat“, berichtete er. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spielten folglich mit ihren Ideen 400 € in der Minute, stündlich 24.000 € und 576.000 € am Tag ein, rechnete er vor.

„Leidenschaft impliziert allerdings auch Leiden. Wir haben im vergangenen Jahr einen Tiefschlag einstecken müssen“, kommentierte Hornegger die Tatsache, dass die FAU im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder kein Exzellenzcluster einwerben konnte. Dies müsse man sorgfältig analysieren. Leidenschaft bei Fragestellungen und Probleme sei an der FAU überall zu spüren, auch in allen strategischen Gesprächsrunden. „Deshalb bin ich sicher, dass auch aus den Leiden der letzten Monate ein zukunftsorientiertes Schaffen wird. Wir halten Wissen in Bewegung“, schloss der Präsident.

Beitrag der Studierenden

Für die Studierenden der FAU richteten die beiden Studierendenvertreter Luisa Weyers und Emanuel Sizmann auf der Bühne ihre Geburtstagswünsche zum Jubiläum an ihre Alma mater. Lernräume, Orte für sportlichen Ausgleich, mehr Raum für die Studierendengemeinschaft oder oder einheitlichere Regelungen für krankheitsbedingte Prüfungsrücktritte – das sind nur einige der Anliegen, die die beiden formulierten. Selbstverständlich beglückwünschten sie ihre FAU aber auch – zu ihrer Rolle als “größte Volluniversität in Bayern” und sie wünschten ihr,  sie möge es bleiben und  ihre hohe Qualität und (…) Vielfalt beständig weiterentwickeln und somit ihre große Attraktivität für Studis und Lehrende weiterhin behalten. Aber auch an den Ministerpräsidenten des Freistaats richteten Luisa Weyers und Emanuel Sizmann im Auftrag ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen noch eine eindringliche Bitte: Er möge die zugesagten “1,x Milliarden Euro” doch auch wirklich zur Verfügung stellen, damit die maroden Gebäude saniert werden könnten und den Studis nicht länger die “Decke auf den Kopf” falle.

Aus den Fakultäten

Aus Anlass des ebenfalls 275jährigen Jubiläums der Medizinischen Fakultät legte Prof. Dr. Karl-Heinz Leven mit Dr. Susanne Ude-Koeller, Philipp Rauh, MA, Andreas Thum, MA, eine umfassend recherchierte Geschichte der an der Universitätsgründung beteiligten Fakultät vor. Dekan Prof. Dr. Jürgen Schüttler überreichte das Werk „Die medizinische Fakultät der FAU: Kontexte, Köpfe, Kontroversen (1743-2018)“ dem Präsidenten.

Die Fakultäten und Fachbereiche der FAU stellten ihre Historie in einem kurzen Filmbeitrag vor. Im Anschluss wagten Prof. Dr. Rainer Trinczek, Dekan der Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Prof. Dr. Veronika Grimm, Dekanin der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Jürgen Schüttler, Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Jürgen Schatz, Prodekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät, und Prof. Dr. Reinhard Lerch, Dekan der Technischen Fakultät, sowie Prof. Dr. Anselm Schubert, Sprecher des Fachbereichs Theologie, in einer Podiumsdiskussion einen Blick in die Zukunft ihrer Fächer.

Eine (kurze) Geschichte der Fakultäten

Filmwettbewerb

Das Universitätsmotto „Wissen in Bewegung“ in bewegten Bildern wurde im Filmwettbewerb anlässlich des 275. FAU-Jubiläums von denen umgesetzt, die ihrerseits die FAU in Bewegung halten: Studierende, Beschäftigte, Alumni sowie Freunde und Förderer. Maximal drei Minuten sollten die Filme dauern, ansonsten waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Ergebnisse präsentieren nicht nur die verschiedenen Facetten der FAU, sondern zeigen auch, welch kreatives Potenzial in ihr steckt. Die Jury, bestehend aus Dr. Yvonne Mangelsdorf (Ressort Kunst, Kultur & Wissenschaftsveranstaltungen im Regionalreferat Erlangen/Nürnberg der Siemens AG, dem Jubiläumspartner der FAU), Stefanie Lotter (Bereichsleiterin Personal der Sparkasse Erlangen, Jubiläumspartner der FAU),  dem Filmemacher Matthias Rex, Prof. Dr. Kay Kirchmann, (Inhaber des Lehrstuhls für Medienwissenschaften) sowie Ulrich Berggötz (Chefredakteur von funklust.video, studentische Medieninitiative der FAU) kürte als Siegerinnen und Sieger:

  1. Platz: Jana Forkel, Studentin, mit dem Film „Lernpause“
  2. Platz: Karin Kulhanek, Studentin, mit dem Film „Nachts an der FAU“
  3. Platz: Leonie Maderstein & Anton Brahm, beides Studenten, mit dem Film „beWEGung“

Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen musste Ministerpräsident Dr. Markus Söder, MdL, der selbst Alumnus der FAU ist, seine geplante Teilnahme leider absagen.

Verleihung der Würde einer Ehrensenatorin

Für ihre langjährige Verbundenheit mit der FAU wurde Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann mit der Würde einer Ehrensenatorin ausgezeichnet. Von 2007 bis 2014 wirkte sie als Mitglied des Wirtschaftsbeirats des Lehrstuhls für Industriebetriebslehre der FAU und engagierte sich von 2002 bis 2015 im Universitätsrat.

Die in Prag geborene und in Wien aufgewachsene Unternehmerin setzt sich als Gesellschafterin der Schaeffler Gruppe für die Fortführung des Lebenswerks ihres 1996 verstorbenen Mannes ein und unterstützt in vielfältiger Weise soziale und gesellschaftliche Belange, wofür sie mehrfach – unter anderem mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – ausgezeichnet wurde.

Verleihung der Würde eines Ambassadors

Auch in diesem Jahr wurde ein FAU-Ambassador ernannt: Prof. John Bessant, PhD. Ein Ambassador soll die Interessen der FAU in seinem Heimatland vertreten und in seinem eigenen wissenschaftlichen Umfeld von den Erfahrungen an der Universität Erlangen-Nürnberg berichten.

Prof. John Bessant, PhD, ist Inhaber des Lehrstuhls für Innovation und Entrepreneurship an der University of Exeter in Großbritannien und zudem außerordentlicher Professor an der Universität Stavanger in Norwegen. Sein Forschungsinteresse gilt dem Management von diskontinuierlicher Innovation, Strategien zur Entwicklung von High-Involvement-Innovation und der Verwendung von Lernnetzwerken, um die Verbreitung von Innovationen zu ermöglichen. Er ist Autor von 25 Büchern und zahlreichen Artikeln zu diesen Themen und beriet außerdem mehrere Regierungen und internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, die Weltbank oder die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Habilitationspreise

Die vom Universitätsbund Erlangen-Nürnberg gestifteten und mit jeweils 2.000 Euro dotierten Habilitationspreise wurden in diesem Jahr an folgende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für ihre Habilitationsschriften verliehen, von denen sich vier mit einem Science Slam beim Dies academicus präsentierten:

Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie

  • Prof. Dr. rer. nat. David Daniel Ebert: Digitale diagnostische Instrumente und psychologische Interventionen
  • PD Dr. phil. Karin Hoepker: The Edge of Reason: Fiction, Risk and Probability in American Antebellum Literary Narratives

Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

  • Prof. Dr. rer. pol. Tassilo Schuster: A series of essays on international management challenges

Medizinische Fakultät

  • PD Dr. rer. nat. Dr. habil. med. Claudia Günther: Molekulare Regulation des programmierten Zelltods bei Entzündungskrankheiten

Naturwissenschaftliche Fakultät

  • Dr. Milos Filipovic: Biological Chemistry of Gasotransmitters Signaling

Technische Fakultät

  • PD Dr.-Ing. Habil. Karsten Müller: Stoffdatenscreening zur Optimierung von thermochemischen Prozessen

 

Moderiert wurde die Veranstaltung von Anouschka Horn. Lichtkünstler Andreas Hauslaib sorgte für die festliche Gestaltung durch ein futuristisches Lichtintro und künstlerische Beleuchtung. In der Palmeria des Klinikums klang der Festakt mit einem Umtrunk aus. Der Abend beschloss ein ganztägiges Programm, das den von Prof. Dr. Konrad Klek musikalisch gestalteten Jubiläumsgottesdienst, die Vorstellung des Jubiläumsbuchs „Wissen in Bewegung“, in dem Prof. Dr. Gregor Schöllgen die vergangenen 25 Jahre Universitätsgeschichte beleuchtet, sowie die Ausstellungseröffnung von „Die Hohenzollern und die FAU – Vergangenheit und Gegenwart“ in der Universitätsbibliothek umfasste.

Impressionen der Feierlichkeiten

Programm des Dies academicus 2018 mit Rede- und Videobeiträgen

Universitätsgottesdienst

mit musikalischer Gestaltung von Prof. Dr. Konrad Klek in der Neustädter Kirche

Matinee zur Vorstellung des Buches „Wissen in Bewegung. 275 Jahre FAU“

mit dem Autor Prof. Dr. Gregor Schöllgen im Wassersaal der Orangerie

Feierliche Eröffnung der Ausstellung „Die Hohenzollern und die FAU – Vergangenheit und Gegenwart“

in der Universitätsbibliothek, Ausstellungsraum

Festakt zum Dies academicus

mit der Rede des Präsidenten der FAU, Beiträgen aus Wissenschaft und Studium sowie den prämierten Einsendungen unseres Filmwettbewerbs „Wissen in Bewegung“ im Audimax

Festlicher Empfang in der Palmeria

 

Weitere Informationen:

www.275.fau.de und www.fau.info/dies-academicus

Medienkontakt:

Pressestelle der FAU
Tel: 09131/85-70229
presse@fau.de