Symposium: „Krieg und Frieden – Konstruktion von Geschichte(n)“
„Krieg und Frieden – Konstruktion von Geschichte(n)“: Symposium des Staatstheaters Nürnberg und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Inszenierung von „Krieg und Frieden“
Am 17. und 18. November findet im Gluck-Saal des Nürnberger Opernhauses unter dem Titel „Krieg und Frieden – Konstruktion von Geschichte(n)“ ein Symposium zu der Neuinszenierung von Prokofjews „Krieg und Frieden“ statt, die am 30. September 2018 am Staatstheater Nürnberg ihre Premiere feierte. In der gemeinsamen Veranstaltung des Staatstheaters Nürnberg in Kooperation mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der FAU soll der Austausch zwischen Wissenschaftler*innen, Theatermacher*innen und Zuschauer*innen neue Perspektiven und Horizonte öffnen. Interessierte sind herzlich zu dem zweitägigen Symposium eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos. Für den Vorstellungsbesuch von „Krieg und Frieden“ am 17. November müssen jedoch Tickets erworben werden.
Wissenschaftler*innen aus Geschichts-, Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaft werden sich im Rahmen des Symposiums gemeinsam mit künstlerisch Beteiligten der Produktion in Vorträgen und Diskussionen mit dem literarischen Kontext der tolstoischen Vorlage, dem historischen Kontext der Entstehungsgeschichte von Prokofjews Oper, mit den kompositorischen Besonderheiten und Prokofjews Ringen mit der Politik sowie mit den Herausforderungen und Chancen für eine heutige Inszenierung der Oper auseinandersetzen. An dem Symposium nehmen teil: Jens-Daniel Herzog, Staatsintendant und Operndirektor Staatstheater Nürnberg, Dr. Georg Holzer, Chefdramaturg Staatstheater Nürnberg, Prof. Dr. David J. Levin, University of Chicago, Prof. Dr. Julia Obertreis, Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Clemens Risi, Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Annika Täuschel, Bayerischer Rundfunk München, sowie Prof. Dr. Georg Witte, Freie Universität Berlin.
In Sergej Prokofjews Oper „Krieg und Frieden“ wird mit Napoleons Russland-Feldzug ein Kapitel russischer und europäischer Geschichte verhandelt – ein geschichtliches Ereignis des frühen 19. Jahrhunderts, das von Tolstoi im späten 19. Jahrhundert mit fiktiven Figuren zum politisch-gesellschaftlichen Panorama erweitert und in Romanform neu erzählt wird, das ein halbes Jahrhundert später (erneut während eines Krieges und im Machtgefüge einer totalitären Diktatur) von Prokofjew zu einem Musikdrama vertont wird und das nun von Jens-Daniel Herzog und dem Nürnberger Ensemble neu auf der Bühne inszeniert wurde.
Was geschieht mit diesem Stoff, wenn er dem Prozess von der Historie über den Roman und die Vertonung zur Inszenierung ausgesetzt wird? Welche neuen Schichten lagern sich auf jeder Stufe des Umgangs mit dem Stoff an? Jede Zeit und jeder Künstler entdeckt in dem Stoff eigene Aspekte, fügt Neues hinzu, setzt andere Schwerpunkte. Der künstlerische Prozess des Um- und Weiterschreibens von Ereignissen macht deutlich, dass bereits alles Wahrnehmen und Berichten immer schon subjektiv geprägt ist, Geschichte immer schon konstruiert ist. Zumal, wenn sie – wie im Fall von Prokofjews Vertonung – unter repressiven äußeren Bedingungen nacherzählt wird. Diesen vielfältigen Konstruktionsprozessen von Geschichte widmet sich das Symposium zur Nürnberger Neuinszenierung von Prokofjews Oper „Krieg und Frieden“.
Ort und Zeit
Am 17. und 18. November 2018 im Gluck-Saal des Opernhauses Nürnberg
Programm
Samstag, 17. November 2018
14 Uhr
Begrüßung
Jens-Daniel Herzog, Staatsintendant und Operndirektor, Staatstheater Nürnberg
Prof. Dr. Clemens Risi, Institut für Theater- und Medienwissenschaft, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
14.15 Uhr
Propagandainstrument oder Herzenssache? – Prokofjews Oper „Krieg und Frieden“: ein Werk zwischen den Fronten
Dr. Annika Täuschel, Bayerischer Rundfunk München
15 Uhr
Wie Lev Tolstoj die Geschichte verkleinert. Gedanken zu „Krieg und Frieden“
Prof. Dr. Georg Witte, Freie Universität Berlin
18 Uhr
Vorstellung „Krieg und Frieden“ von Sergej Prokofjew im Opernhaus Nürnberg
Sonntag, 18. November 2018
11 Uhr
Musikalisches Schaffen im Stalinismus
Prof. Dr. Julia Obertreis, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
11.45 Uhr
Opernkrieg und Opernfrieden: Gedanken zu einer heiklen Mediengeschichte
Prof. Dr. David J. Levin, University of Chicago
14 Uhr
„Kagda zhe reshylas‘ eta strashnaje dela“, Nicolai Karnolsky
Arie des Kutusow aus dem 10. Bild von „Krieg und Frieden“
14.15 Uhr
Gespräch zur Neuinszenierung von Prokofjews „Krieg und Frieden“ am Staatstheater Nürnberg
mit Staatsintendant und Operndirektor Jens-Daniel Herzog, Chefdramaturg Dr. Georg Holzer und Prof. Dr. Clemens Risi von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Clemens Risi
09131/85-22427
clemens.risi@fau.de