Krankheitsmechanismen für maßgeschneiderte Therapien von Nierenerkrankungen aufdecken

Grafik von zwei Nieren
Bild: Colourbox.de

FAU-Mediziner an SFB-Projekt in der Nierenforschung beteiligt – Gesamtförderung von 11,3 Millionen Euro

Im Sonderforschungsbereich (SFB) 1350 „Tubular system and interstitium of the kidney: (Patho-) physiology and crosstalk“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) haben sich 37 Forscherinnen und Forscher aus Grundlagenfeldern und klinischen Fachgebieten der Universität Regensburg und der FAU zusammengeschlossen. Sie werden in den nächsten vier Jahren von 2019 bis 2022 durch die DFG mit insgesamt 11,3 Millionen Euro unterstützt, davon gehen 2,9 Millionen Euro an die FAU.

Unsere Nieren sind Hochleistungsorgane: Sie entgiften den Körper und passen die Salz- und Wasserausscheidung genau an den jeweiligen Bedarf an. Allerdings werden sie durch eine Reihe von Krankheiten und Noxen, also schädigende Stoffe oder Umstände, dauerhaft geschädigt. Diese chronischen Nierenerkrankungen können im Endstadium eine lebenslange Dialysepflicht oder eine Nierentransplantation erforderlich machen und gehen mit einer deutlich erhöhten Sterblichkeit einher. „Viele Nierenerkrankungen verlaufen vom Patienten unbemerkt und sind nicht mit Schmerzen verbunden. Daher weiß ein großer Teil der Betroffenen gar nicht, dass die Nieren bereits geschädigt sind. Der schleichende Nierenfunktionsverlust stellt jedoch eine reale Bedrohung dar, und die Sterblichkeit ist bei Nierenfunktionsausfall trotz Dialysetherapie so hoch wie bei manchen Krebsarten“, sagt Prof. Dr. Richard Warth von der Universität Regensburg, Sprecher des SFB 1350. Die Erlanger Forscher sind mit sechs Projekten aus der Medizinischen Klinik 4 und der Abteilung für Nephropathologie im Pathologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen sowie dem Institut für Zelluläre und Molekulare Physiologie der FAU beteiligt.

In Deutschland leiden mehr als zwei Millionen Menschen an chronischer Niereninsuffizienz. Rund 80.000 von ihnen mit funktionslos gewordenen, vernarbten Nieren benötigen eine Dialysebehandlung. Das Ziel der modernen Medizin ist es daher, Nierenerkrankungen früh zu erkennen und durch spezifische Therapien die weitere Schädigung, insbesondere überschießende Entzündungs- und Vernarbungsprozesse, abzuwenden oder zu verlangsamen. Ein großes Problem für die Entwicklung spezifischer Therapieansätze ist jedoch die Tatsache, dass bei Nierenschädigungen oft komplexe Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Zelltypen des sogenannten Tubulussystems und des Interstitiums auftreten, die zugrundeliegenden Signale und Mechanismen aber weitgehend unbekannt sind. Diese Prozesse sind jedoch entscheidend daran beteiligt, ob es nach einer Schädigung des Nierengewebes zur normalen Wundheilung oder zu zerstörerischen Vernarbungsprozessen mit Nierenfunktionsverlust kommt.

Im neuen Sonderforschungsbereich 1350 „Tubular system and interstitium of the kidney: (Patho-) physiology and crosstalk“ hat sich daher ein interdisziplinäres Team von Nierenforschern aus Regensburg und Erlangen das ambitionierte Ziel gesetzt, die Pathophysiologie und die krankheitsrelevanten Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Zelltypen in der Niere zu erforschen. Durch die Verknüpfung von Grundlagenforschung und klinischer Forschung sollen entscheidende Zusammenhänge der Nierenfunktion und Krankheitsmechanismen aufgeklärt werden, um so einen Beitrag zur Entwicklung neuer Therapiekonzepte zu liefern.

Die Zukunft jedes Forschungsfeldes steht und fällt mit den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, welche sich dafür begeistern und es mit ihren innovativen Ideen befruchten. Deshalb sind im SFB 1350 die Forschungsaktivitäten mit einem nierenspezifischen Ausbildungskonzept eng verknüpft. Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden durch ein maßgeschneidertes Lehrangebot zu Nierenforschern ausgebildet, früh in internationale Kooperationsnetzwerke eingebunden und durch ein Mentoringprogramm zur Selbstständigkeit und zu einer erfolgreichen Karriere in der Forschung geführt.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Kerstin Amann
Tel.: 09131/85-22291
kerstin.amann@uk-erlangen.de