Wir sind Vielfalt – 190.000 Gesichter der Unimedizin

Postercollage aus Gesichtern
Bild: Uni-Klinikum Erlangen

Deutsche Uni-Klinika setzen Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Offenheit

„Im Moment ist eine sehr spannende Zeit“, findet Prof. Dr. Raja Atreya. „Denn aktuell laufen weltweit viele Studien zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und wir haben somit viele neue Erkenntnisse in Aussicht.“ Forschungsergebnisse, die nicht nur dem Oberarzt der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie des Universitätsklinikums Erlangen, sondern vor allem auch seinen Patienten Hoffnung machen. Trotz verschiedener Behandlungsschemata kommt es immer wieder vor, dass Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) nicht auf die etablierten Therapien ansprechen. Eine bedauerliche Tatsache, die Prof. Atreya verändern möchte – möglichst schnell. Deswegen hat sich der Leiter des Schwerpunkts CED für die Tätigkeit an einem Universitätsklinikum entschieden. „Hier kann ich gleichzeitig forschen und Patienten behandeln“, erläutert er. „Am Wichtigsten: Ich kann die Ergebnisse meiner Forschung direkt in die Klinik übertragen, wo sie den Patienten zugutekommen.“ Das Wechselspiel zwischen Forschung, Studien und klinischer Tätigkeit stellt für ihn die ideale Kombination dar. Und es ist ihm ein Anliegen, junge Ärzte für die Vielfalt ihres Berufes, also sowohl für die Forschung als auch für die Klinik, zu begeistern. Damit ist er ein Gesicht der aktuellen Kampagne „Wir sind Vielfalt“ des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands e. V. (VUD).

Portraitfoto
Prof. Dr. Raja Atreya ist eines von 190.000 Gesichtern der Universitätsmedizin in Deutschland. Foto: Michael Rabenstein/Uni-Klinikum Erlangen

Pünktlich zum Deutschen Diversity-Tag, der am Dienstag, 28. Mai 2019, gefeiert wird, startet die diesjährige VUD-Kampagne „Wir sind Vielfalt“. Aus jedem der 34 deutschen Uni-Klinika wird eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter vorgestellt. Sie stehen exemplarisch für die rund 190.000 Menschen, die sich Tag für Tag in den deutschen Uni-Klinika zum Wohl der Patienten engagieren. Die Vielfalt zeigt sich in jeglicher Hinsicht: Von den offensichtlichen Berufsgruppen über Alter, ethnische Herkunft und Nationalität sowie Geschlecht und geschlechtliche Identität bis hin zu Behinderung, Religion und Weltanschauung sowie sexuelle Orientierung und Identität.

Das perfekte Team stellte die Weichen

Dass Prof. Atreya heute die Heisenberg-Professur für translationale Immunforschung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen innehat und ein international gefragter CED-Experte ist, ist eher ein Zufall. Während seines Medizinstudiums in Mainz hatte er als Fachrichtung eigentlich die Urologie im Blick. Der Aushang einer medizinischen Doktorandenstelle führte ihn jedoch zu Prof. Dr. Markus F. Neurath in die Gastroenterologie. „Schon früh hatte ich den Wunsch, Forschung und gute Patientenversorgung zu verbinden“, erinnert sich der heute 43-Jährige. „Die Stelle in der Anzeige fand ich interessant und wollte mal Erfahrungen im Labor sammeln. Damals wusste ich nicht, dass diese Entscheidung wichtige Weichen für meine Karriere stellen würde!“ Denn das Team aus Ärzten, Biologen und medizinisch-technischen Assistenten, in das Raja Atreya schnell und herzlich aufgenommen wird, erweist sich als perfekt. Hier lernt der junge Mediziner nicht nur seine künftige Ehefrau und gute Freunde kennen, sondern wird auch für die Innere Medizin und die Erforschung und Behandlung von CED begeistert. Seine Dissertation zum Thema Morbus Crohn schließt er 2004 mit der höchsten Bewertung „summa cum laude“ ab, und elf Jahre später wird ihm der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, einer der weltweit renommiertesten Preise für wegweisende Forschung in der Medizinwissenschaft, verliehen.

Wichtiger Partner des Patienten

Heute leitet Prof. Atreya den Bereich CED in der Medizinischen Klinik 1 des Uni-Klinikums Erlangen und stellt selbst Teams zusammen. Dabei achtet er neben der fachlichen Qualifikation auch auf die Empathie der Kollegen. „Unsere Patienten begleiten wir jahrelang, in guten wie in schlechten Zeiten. Wir sind wichtige Partner auf einem Lebensweg, der von der chronischen Krankheit nicht überschattet werden darf“, erklärt er. „Hinzu kommt, dass wir viele Betroffene in einer Lebensphase kennenlernen, die in vielerlei Hinsicht schwierig ist. Die Diagnosen werden häufig in der Pubertät gestellt, und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind oftmals eine sehr belastende Erkrankung für den betroffenen Patienten mit entsprechenden Auswirkungen im privaten und beruflichen Bereich.“ Hier seien Einfühlungsvermögen, eine emotionale Nähe zum Patienten, die Auswahl der bestmöglichen Therapie und ein  gemeinsames Therapieziel gefragt. Dies versucht Raja Atreyas Team aus Ärzten, Pflegekräften und Studienassistenten im Bereich CED zu gewährleisten. Nur das gute Zusammenspiel dieses Teams ermöglicht den Behandlungserfolg. „Das erfordert Zeit“, sagt Raja Atreya. „Zeit, die in der Hochleistungsmedizin häufig nicht vorgesehen ist, die wir aber versuchen, uns bewusst zu nehmen.“

Seine eigene Arbeitszeit teilt der Professor bestmöglich auf die verschiedenen Teilbereiche seiner Tätigkeit auf – anders geht es nicht. Neben der Patientenversorgung und Durchführung von klinischen Studien kümmert er sich auch um die experimentelle Arbeit im Labor. „Dieses wissenschaftliche Arbeiten wird mir durch die hervorragenden Mitarbeiter meiner Arbeitsgruppe ermöglicht“, betont Raja Atreya. „Im Klinikalltag mit all seinen Anforderungen ist es nicht immer einfach, sich ausreichend Zeit für die Forschung zu nehmen. Man muss hier bereit sein, zusätzliche Zeit zu investieren.“ Die wertvolle Mischung aus Kollegen, die sich entweder ausschließlich auf die klinische Versorgung der Patienten konzentrieren  oder dies mit klinischen Studien oder experimenteller Laborarbeit verbinden, macht für ihn das erfolgreiche Wirken an einem Universitätsklinikum aus.

Wie wichtig Forschung und die weltweite Vernetzung von Forschern sind, erlebt der gebürtige Darmstädter, dessen Eltern in den 1960er-Jahren als Fachkräfte aus Indien angeworben wurden, jeden Tag in der Klinik. „In Deutschland leiden mindestens 400.000 Menschen an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung und das Auftreten von CED nimmt weltweit deutlich zu“, weiß Raja Atreya. „Der Leidensdruck ist teils enorm. Die Lebensqualität kann bei komplizierten Verläufen der Erkrankung deutlich eingeschränkt sein.“ Diesen Patienten zu helfen, ist sein Ansporn. „Im Moment wissen wir immer noch nicht, welche verschiedene Faktoren zu der Entzündung im Darm führen. Aber genau das müssen wir immunologisch verstehen, damit wir neue und gezieltere Therapien für den einzelnen Patienten entwickeln können.“ Dank dem guten Vertrauensverhältnis, das Prof. Atreya und sein Team mit ihren Patienten aufbauen, helfen ihnen diese auch bei wissenschaftlichen Studien. „Wir freuen uns über die große Bereitschaft, mitzumachen“, sagt Prof. Atreya. „Dazu trägt sicher auch der gute Ruf des Uni-Klinikums Erlangen bei und die Vorreiterrolle, die die Medizinische Klinik 1 auf diesem Gebiet schon seit Jahren einnimmt.“

VUD-Kampagne „Vielfalt“

Die 34 deutschen Universitätskliniken und ihre über 190.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für gesellschaftliche Vielfalt und Toleranz. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Menschen, Kulturen und Nationen in medizinischer Versorgung, Forschung und Lehre trägt maßgeblich dazu bei, Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln.

Mit einer deutschlandweiten Aktion setzen die deutschen Universitätsklinika ein sichtbares Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Offenheit. Dazu werden am Deutschen Diversity-Tag am Dienstag, 28. Mai 2019, u. a. haushohe Banner mit Porträts von realen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Gebäuden der Uni-Kliniken gehisst. Sie symbolisieren die Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Geschichten der Menschen auf dem Banner werden ab diesem Tag auf unterschiedlichen Kanälen verbreitet. Es geht um ihre beruflichen Herausforderungen an einem Uni-Klinikum, die Zusammenarbeit in Teams, aber auch um Persönliches wie Herkunft und Lebenskonzepte. Weitere Informationen: www.uniklinika.de

Weitere Informationen:

Johannes Eissing
Tel.: 09131/85-36102
presse@uk-erlangen.de