Mein Ehrenamt motiviert, zu studieren

Gruppenfoto der Arbeiterkind Gruppe.
Sarah Pitrasch und ihre Mitstreiter von der Arbeiterkind Gruppe Nürnberg helfen bei Fragen rund um Studium und Finanzierung. (Foto: Florian Korn)

Sarah Pitrasch über ihr ehrenamtliches Engagement bei Arbeiterkind

Wer aus einer Familie stammt, in der noch keiner studiert hat, tut sich vor allem zu Studienbeginn schwer. Sarah Pitrasch kennt das Gefühl der Unsicherheit und Überforderung zwischen BAföG-Antrag, Stipendienbewerbung und Stundenplan. Deshalb engagiert sich die FAU-Studentin bei der Organisation Arbeiterkind, wo sie Studierende sowie Schülerinnen und Schüler aus nicht-akademischen Familien unterstützt. Hier erzählt sie von ihren Aufgaben und was sie antreibt.

Fragen und Probleme zum Studienbeginn

In meiner Familie bin ich die Erste, die studiert. Daher hatte ich vor und zu Beginn meines Studiums viele Fragen, die mir meine Eltern nicht beantworten konnten. Ich weiß also, wie schwer der Studienbeginn sein kann, und wie überfordert man ist, wenn niemand da ist, den man fragen kann. Mittlerweile bin ich schon seit einiger Zeit an der Uni, studiere im sechsten Semester Sozialökonomik und weiß auf vieles eine Antwort. Deswegen unterstütze ich junge Menschen, die vor ähnlichen Problemen stehen wie ich vor ein paar Jahren. Ich möchte ihnen helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen und ihr Studium erfolgreich zu absolvieren.

Beraten, motivieren, Mut geben

Arbeiterkind-Wimpel
Der Arbeiterkind-Wimpel ist als Erkennungszeichen auf jedem Stammtisch mit dabei. (Foto: Sarah Pitrasch)

Als lokale Ortsgruppe von Arbeiterkind treffen wir uns alle zwei Wochen in einem Café in Nürnberg. Studierende, Schülerinnen und Schüler können einfach dazukommen, dort haben wir immer ein offenes Ohr für Fragen aller Art – auch im persönlichen Gespräch. Wir nehmen uns Zeit, gehen auf die Probleme ein und versuchen, eine Lösung zu finden. Dabei teilen wir vor allem unsere eigenen Erfahrungen. Wir stehen beratend zur Seite und geben Mut, ein Studium anzupacken. Bei kniffligen Fragen greifen wir auf die Informationen des Arbeiterkind-Netzwerks zurück und verweisen vor allem bei Fragen zur Studienwahl auf die Studienberatung der FAU.

Grundsätzlich beraten wir Studierende, Schüler und Schülerinnen auch online. Und wir bieten auch 1-zu-1 Mentoring an, also eine längerfristig angelegte Betreuung.

Hauptproblem Finanzierung

Das Hauptproblem für viele ist die Studienfinanzierung. Dabei drehen sich die Fragen häufig um den BAföG-Antrag oder Stipendien. Da ich selbst Stipendiatin bin, gebe ich vor allem dazu Tipps und Hinweise, zum Beispiel, wie man sich auf ein Stipendium bewirbt. Außerdem haben viele Studienanfänger Fragen zur Organisation an der Uni, wie man seinen Stundenplan erstellt oder wie eine Vorlesung abläuft. Auch Schlüsselqualifikationen, etwa wissenschaftliches Schreiben, sind ein Thema. Und natürlich spielen Fragen zur Studienorientierung und Studienwahl eine wichtige Rolle.

Manchmal haben die Eltern auch Vorbehalte gegenüber einem Studium – eine große Hürde für Schülerinnen und Schüler. Ich denke, dass manche Eltern, die selbst nicht studiert haben, nicht verstehen, warum sich ein Studium lohnt. Sie sehen häufig nur die Kosten und wollen, dass ihre Kinder lieber eine Ausbildung machen, damit sie frühzeitig Geld verdienen. Sie verstehen jedoch nicht, wie viel das Studium – auch abseits der beruflichen Qualifizierung – zur Persönlichkeitsentwicklung beiträgt. In solchen Situationen können wir auch die Eltern bei den offenen Treffen informieren – wenn die Schüler oder Schülerinnen das wünschen.

Ziel: Mehr Bildungsgerechtigkeit

Ganz allgemein setzt sich die Organisation Arbeiterkind für mehr Bildungsgerechtigkeit ein. Wir wollen Schülerinnen und Schüler – gerade aus Nicht-Akademiker-Familien –  ermutigen und motivieren zu studieren. Es ist unglaublich schön, dass ich so andere junge Menschen auf ihrem Weg unterstützen kann. Gerade weil ich mich in die Probleme der Studierenden hineinversetzen kann, ist es toll, wenn ich mit meiner eigenen Erfahrung weiterhelfen kann. Ich denke, es hilft, mit jemanden auf Augenhöhe zu sprechen.

Zwei Stunden in der Woche

Je nachdem was gerade ansteht, arbeite ich ein bis zwei Stunden in meinem Ehrenamt. Wir sind zum Beispiel auch bei Messen und Stipendieninfotagen vertreten. Auch auf der Langen Nacht der Wissenschaften werden wir dieses Jahr mit dabei sein. Nachwuchs brauchen wir also immer und freuen uns sehr über neue Gesichter, die sich bei uns einbringen möchten. Unsere Treffen sind immer am zweiten und vierten Donnerstag im Monat um 19:00 Uhr im Kater Murr in Nürnberg. Da können alle gerne vorbeikommen oder auch an nuernberg@arbeiterkind.de eine Mail schreiben.

Weitere Informationen

https://netzwerk.arbeiterkind.de/toro/resource/html?locale=de#!entity.23598


Und was machen die anderen?

Hier im  Blog stellen wir unter dem Tag „Studierende engagieren sich“ Studierende mit ihren unterschiedlichen Ehrenämtern vor – zum Beispiel Johanna Jahnke, die über das Thema Organspenden informiert.

Gruppenbild der Studierenden
Studierende des AK Aufklärung Organspende klären im Rahmen des Teddybärkrankenhauses in Erlangen auf. (Bild: Rosa Noack)