Schlaganfall – schnelle Hilfe durch Telemedizin

Krankenschwester hält die Hand eines Rentners
Durch eine frühzeitige Therapie in den ersten Stunden nach Symptombeginn können dauerhafte Behinderungen durch einen Schlaganfall gemindert oder gar völlig vermieden werden (Foto: Colourbox).

Informationen zur Akutversorgung zum Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai 2019

Halbseitige Lähmungserscheinungen, plötzliche Gefühlsstörungen in einer Körperhälfte, Sprach- und Sehstörungen sowie Gleichgewichtsstörungen und Übelkeit: Etwa alle drei Minuten erleidet ein Mensch in Deutschland einen Schlaganfall und gerät in eine potenziell lebensbedrohliche Situation. „Time is brain“ lautet dann die Devise, denn pro Minute gehen bei einem Verschluss eines größeren Hirngefäßes etwa 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Synapsen und 12 Kilometer Nervenfasern zugrunde. Das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen bietet schnelle fachärztliche Versorgung mithilfe moderner Technologien.

Der Schlaganfall ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache und die Hauptursache anhaltender Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 270.000 Menschen, davon 50.000 in Bayern, erleiden ihn jedes Jahr, und nur einer von vier Patienten wird wieder völlig gesund. Durch eine frühzeitige Therapie in den ersten Stunden nach Symptombeginn können dauerhafte Behinderungen gemindert oder gar völlig vermieden werden. Doch sogar im Flächenstaat Bayern sind die Wege zu einer spezialisierten medizinischen Versorgung mitunter schlicht zu weit. Gerade bei Schlaganfällen, bei denen jede Minute zählt, dauern die Fahrten zur nächstgelegenen Schlaganfallstation, einer sogenannten Stroke Unit, viel zu lang.

Mit Telemedizin gegen Zeitverzögerungen

Um die optimale Versorgung von Schlaganfallpatienten auch außerhalb der Ballungsräume sicherzustellen, wurde 2007 das Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern STENO gegründet. Unter der Koordination der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Erlangen arbeiten darin die drei Schlaganfallzentren in Erlangen, Bayreuth und Nürnberg zusammen mit 18 Kliniken der Regel- und Schwerpunktversorgung aus Mittel- und Oberfranken sowie mit Kliniken in Teilen der Oberpfalz und Südthüringens. Dabei untersuchen in der Versorgung von Schlaganfällen erfahrene Ärzte in spezialisierten Zentren die betroffenen Patienten per Videokonsultation in den regionalen Kliniken. „So kann neurologisches Know-how ohne Zeitverzögerungen jederzeit dort verfügbar gemacht werden, wo es gerade benötigt wird“, betont Netzwerkkoordinator PD Dr. Lorenz Breuer. Dank Telemedizin kann das STENO-Netzwerk in Nordbayern rund 12.500 Patienten pro Jahr rechtzeitig und kompetent versorgen. Alle teilnehmenden Kliniken und umfassende Informationen zur Versorgungsregion des STENO gibt es unter www.steno-netz.de/.

Schlaganfall – Symptome und Risiken

Unter einem Schlaganfall wird eine Durchblutungsstörung des Gehirns mit dadurch bedingten plötzlichen Ausfällen bestimmter Funktionen des Gehirns verstanden. Ursachen sind ein Gefäßverschluss oder eine Blutung im Gehirn. Typisch ist das plötzliche Auftreten der Symptome, die unterschiedlich ausfallen können, abhängig davon, welches Gehirnareal betroffen ist. Liegt ein Schlaganfall vor, zählt jede Minute: Der Rettungsdienst muss sofort alarmiert werden. Selbst wenn die Symptome wieder zurückgehen, sollten die Betroffenen umgehend in einem Krankenhaus untersucht werden.

Galt der Schlaganfall vor Jahren noch als schwerwiegender Schicksalsschlag, gibt es inzwischen gute Behandlungsmöglichkeiten. Dennoch oder gerade deswegen wird er als gefährliche Erkrankung vielfach unterschätzt, und Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, müssen sich besonders vorsehen. Als besondere Risikofaktoren gelten zum Beispiel  zu hoher Blutdruck und die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern – beides lässt sich heute aber gut behandeln. Durch eine gesunde Lebensführung mit ausreichender körperlicher Betätigung, einer ausgewogenen Ernährung, Nichtrauchen und dem Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum lässt sich das Schlaganfallrisiko deutlich senken.

Weitere Informationen:

PD Dr. Lorenz Breuer
Tel.: 09131 85-34306
lorenz.breuer@uk-erlangen.de