Wie nachhaltig leben wir tatsächlich?

Eine Frau mit langen blonden Haaren vor einem roten Hintergrund
Fenja Lüders vom FAU-Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management verrät, wie man der Umwelt etwas Gutes tun kann. (Bild: Dimitar Zvezdov)

Den persönlichen Lebensstil messen

Sei es das Benzin zum Autofahren, das Wasser aus der Leitung, die neue Jeans zum Geburtstag oder Obst und Gemüse vom Supermarkt – all das liefert die Natur. Doch sind die Ressourcen auf der Erde endlich, weshalb es umso wichtiger ist, sich mit dem persönlichen Lebensstil auseinanderzusetzen. Auf der Langen Nacht der Wissenschaften am 19. Oktober können Besucherinnen und Besucher ihren ökologischen Fußabdruck messen und erfahren, wie sie diesen mit nur wenig Aufwand verringern können. Einige Tipps und Tricks verrät Fenja Lüders vom Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management schon jetzt.

Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks

Mit dem Ökologischen Fußabdruck kann man den Naturverbrauch auf der Erde prüfen. Dabei wird – ähnlich wie in einem Buchhaltungssystem – auf der Angebotsseite gemessen, wie viel Fläche und Ressourcen unser Planet zur Verfügung hat. Darunter fallen zum Beispiel Seen, Meere, Wüsten und Wälder mit ihren Pflanzen, Tieren und Rohstoffen wie Öl und Erz. Auf der Nachfrageseite wird berechnet, wie viel Biokapazität der Mensch beispielsweise für den Städtebau, für die Energiegewinnung oder für die Viehzucht verbraucht und wie viel Abfälle und Abgase die Natur verarbeiten muss. Mit der Maßeinheit des globalen Hektars – kurz gha – vergleicht man die Angebots- mit der Nachfrageseite.  So sehen wir, wie viel natürliche Ressourcen überhaupt noch übrig sind und was wir tun müssen, damit alle Menschen auf der Erde ein gutes Leben führen können. Seit den 80er Jahren verbraucht die Menschheit mehr Biokapazität als die Natur dauerhaft bereitstellen kann. Momentan leben wir, als hätten wir 1,6 Planeten zur Verfügung. Allein in Deutschland liegt der durchschnittliche Naturverbrauch bei 4,6 gha pro Kopf. Ein umweltschonender Wert läge weit unter 1,7 gha.

Seinen Lebensstil messen

Jeder Mensch hinterlässt seinen eigenen ökologischen Fußabdruck, der – abhängig vom Lebensstandard – unterschiedlich ausfällt. Um herauszufinden, wie groß dieser ist, muss man seinen Lebensstil in den Bereichen Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum anschauen. In Deutschland macht die Ernährung den größten Teil des durchschnittlichen Fußabdrucks aus. Deswegen haben wir für die Lange Nacht der Wissenschaften verschiedene Stationen aufgebaut, an denen sich die Besucherinnen und Besucher mit unterschiedlichen Fragen zu ihren Essgewohnheiten beschäftigen können. Wie oft in der Woche nehmen sie zum Beispiel Fleisch oder andere tierische Produkte zu sich? Kaufen sie regionales und saisonales Obst und Gemüse? Oder werfen sie Lebensmittel häufig weg? Abhängig von den Antworten, bekommen sie entweder keine, eine, zwei oder auch mehr Holztäfelchen in die Hand. Am Ende haben die Besucherinnen und Besucher unterschiedlich hohe Holzstapel vor sich, die das Maß ihres Fußabdrucks im Bereich Ernährung widerspiegeln. Man kann seinen Fußabdruck auch auf der Internetseite von Brot für die Welt messen. Wir haben uns jedoch bewusst für die Verwendung von Holztäfelchen entschieden, da sich daran gut verdeutlichen lässt, wie unterschiedlich die Gewichtung für bestimmte Essgewohnheiten ausfällt. Ist zum Beispiel jemand Vegetarier, kauft jedoch regelmäßig Mangos und Ananas aus Chile, könnte er am Ende gegebenenfalls sogar einen höheren Stapel haben, als jemand, der ab und zu Fleisch isst, dafür aber beim Einkauf regionale und saisonale Lebensmittel bevorzugt.

Ehrlich zu sich selbst sein

Ziel ist es, dass sich die Besucherinnen und Besucher mit ihrem Lebensstil auseinandersetzen und sich bewusst machen, was unser Lebensstil für die Umwelt sowie für Menschen in anderen Ländern bedeutet. Viele denken, sie würden bereits nachhaltig leben und sind dann überrascht, dass ihr Fußabdruck doch deutlich über dem zu empfehlendem Wert von 1,7 gha liegt. Ich denke, eine besondere Herausforderung auf der Langen Nacht der Wissenschaften wird sein, die Leute dazu zu bringen, die Fragen auch wirklich ehrlich zu beantworten. Das Thema Umweltbewusstheit ist momentan – wahrscheinlich mehr denn je – sozial erwünscht. Einige werden sich möglicherweise davor scheuen, zu zeigen, dass sie noch zu ungenügend nachhaltig leben. Deswegen möchte ich auch noch einmal betonen, dass wir auf der Langen Nacht der Wissenschaften kein Social Shaming und Blaming betreiben möchten. Vielmehr wollen wir aufzeigen, wie viele Möglichkeiten es gibt, umweltbewusst zu leben. Das fängt schon bei ganz banalen Dingen an, wie zum Beispiel den Wasserhahn während des Geschirrspülens nicht durchgehend laufen zu lassen, im Winter die Heizung um wenige Grad runterzudrehen oder beim Einkauf auf Plastiktüten zu verzichten. Es ist nicht notwendig, seinen Lebensstil völlig zu ändern – der Umwelt kann bereits geholfen werden, wenn alle kleine Dinge im Alltag umsetzen.


Möchten Sie wissen, wie nachhaltig Sie wirklich leben? Dann messen Sie doch auf der Langen Nacht der Wissenschaften am 19. Oktober Ihren ökologischen Fußabdruck und erfahren Sie, wie Sie diesen verringern können.

Wann: am 19. Oktober von 18 bis 1 Uhr
Wo: Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management, Findelgasse 7 in Nürnberg, Raum 2.001


Tickets

Unter www.nacht-der-wissenschaften.de finden Sie das komplette Programm und können sich online Tickets sichern. Reguläre Tickets kosten 15 Euro, ermäßigte Tickets für Studierende 10 Euro.


Beschäftigte in weißer Bluse steht vor einem riesen-großen Gemälde, auf dem das Gesicht einer Frau zu sehen ist.
(Bild: FAU/Rebecca Kleine Möllhoff)

Müsliriegel, die entzündungshemmend wirken, ein Knochen, in den man hineingehen kann und ein Spiel, in dem Krankheiten bekämpft werden – damit lockt die Medizinische Fakultät der FAU auf der Langen Nacht der Wissenschaften am 19. Oktober die Besucherinnen und Besucher. Was die Kolleginnen und Kollegen noch alles geplant haben, erzählt Sandra Jeleazcov vom Lehrstuhl für Innere Medizin III.

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