Dem Täter auf der Spur

Ein Mann in Anzug und Krawatte steht vor einem großen Bücherregal.
„Bei uns wird Juristerei nicht durch graue Theorie, sondern durch umstrittene Rechtsfälle aus der Praxis betrieben", versichert Prof. Dr. Christian Jäger vom FAU-Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschafts- und Medizinstrafrecht (Bild: FAU/Rebecca Kleine Möllhoff)

Umstrittene Fälle aus der Rechtswissenschaft

Clankriminalität, Cyberermittlungen und illegale Autorennen – das sind Begriffe, die man in der Regel nur aus Agenten- und Spionagefilmen kennt. Auf der Langen Nacht der Wissenschaften am 19. Oktober erhalten die Besucherinnen und Besucher Einblicke in die verschiedensten Bereiche des Strafrechts sowie der Kriminologie und setzen sich mit aktuellen Ermittlungsformen sowie weiteren wichtigen Fragestellungen auseinander. Was der Fachbereich Rechtswissenschaften noch alles im Programm hat, erzählt Prof. Dr. Christian Jäger.

Gibt es den geborenen Verbrecher?

Auf der Langen Nacht der Wissenschaften beschäftigen wir uns mit spannenden Themen, die für die Besucherinnen und Besucher gerade deshalb so interessant sind, weil diese in der Regel damit wenig Berührungspunkte haben. Im strafrechtlichen Bereich wären das ganz allgemeine Fragen, beispielsweise weshalb manche Straftäterinnen und Straftäter auf freiem Fuß sind oder welche Faktoren einen Menschen überhaupt kriminell werden lassen. Spielen dabei äußere Aspekte wie Erziehung und Umwelt eine Rolle? Oder gibt es etwa doch den geborenen Verbrecher, der mit „kriminellen Genen“ zur Welt kommt? Wir beleuchten auch andere strafrechtlich relevanten Fragen, wie die Strafbarkeit von Betäubungsmittelkonsum oder die Möglichkeiten polizeilicher Ermittlungen im Internet. Heutzutage finden Straftaten immer häufiger im Netz statt, weshalb unser Recht Antworten darauf geben muss, in welchem Umfang Ermittlungen im Internet zulässig sein sollen. Die Besucherinnen und Besucher werden über die Möglichkeiten und Grenzen von Cyberermittlungen aufgeklärt und können sich mit dem Pro und Contra von virtuell verdeckten Ermittlerinnen und Ermittlern, Online-Durchsuchungen oder der „stillen SMS“ – einer Methode zur Ortung von Telefonen sowie zur Erstellung von Bewegungsprofilen – auseinandersetzen.

Themen, die unter die Haut gehen

Natürlich haben wir auch zahlreiche Themen im Programm, die die Besucherinnen und Besucher unmittelbar angehen. Ich selbst werde zum Beispiel einen Vortrag zur Patientenverfügung halten. Viele Menschen haben sich damit – häufig aus einem Unbehagen heraus – noch nie beschäftigt. Dabei ist es für sie sowie für ihre Angehörigen wichtig zu wissen, was man bei einer Patientenverfügung alles beachten muss. Welche Kriterien – sowohl formal als auch inhaltlich – müssen erfüllt sein, damit diese überhaupt wirksam ist? Nur wenn man sich damit auseinandersetzt, kann man sicher gehen, dass der Wille, der in der Patientenverfügung niedergelegt ist, von den Ärztinnen und Ärzten auch tatsächlich umgesetzt werden kann. Auch die Themen der palliativen Sedierung am Lebensende oder des Schwangerschaftsabbruchs am Lebensbeginn sind sehr konfliktbehaftet. Was das letztgenannte Thema anbelangt, so werden wir uns vor allem mit der Frage beschäftigen, ob und wie es Arztpraxen erlaubt ist, auf ihren Webseiten zu informieren, wenn sie Abtreibungen durchführen. Aber selbstverständlich haben wir auch weniger emotionale und belastende Themen im Angebot: Vor allem Thematiken zum Arbeitsrecht sind für viele interessant. Wie hat sich beispielsweise das Urlaubsrecht in den letzten Jahren entwickelt oder wie sind Konfliktlösungen durch Streiks zu bewerten? Und was schließlich nicht nur diejenigen interessieren dürfte, die im kirchlichen Sektor tätig sind, ist das Sonderkündigungsrecht der Kirche. Hier hat erst kürzlich ein Fall für Aufruhr gesorgt, in dem einem Chefarzt eines Krankenhauses unter kirchlicher Trägerschaft nach Wiederheirat gekündigt worden war.

Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Gerade Menschenrechtsfragen sind von hoher Bedeutung und werden daher in zahlreichen weiteren Vorträgen – etwa zur Pressefreiheit, zur Flüchtlingspolitik oder zur unternehmerischen Verantwortung in der Lieferkette – thematisiert. Neben unseren spannenden Vorträgen haben wir hier noch etwas ganz Besonderes im Programm: Die Besucherinnen und Besucher können miterleben, wie eine Gerichtsverhandlung des Internationalen Strafgerichtshofs aussieht. Thematisch geht es in dieser simulierten Verhandlung unter anderem um das Verschwindenlassen von Flüchtlingen durch den Angeklagten. Es gilt herauszufinden, ob hier ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurde. Zeuginnen und Zeugen werden befragt, Aussagen werden aufgenommen und Beschuldigtenbefragungen finden statt – ganz so, wie ein Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof ablaufen würde. Und am Standort Nürnberg können sich die Besucherinnen und Besucher im Historischen Schwurgerichtssaal über den Unterschied von Geschworenen- und Schöffengericht informieren.

Diskussionen sind erwünscht

Mit unserem Programm möchten wir zeigen, dass die Rechtswissenschaft nicht nur graue Theorie, sondern ein hochpraktisches Gebiet ist, das mit vielen umstrittenen rechtspolitischen Problemen zu tun hat. Das Spektrum der Vorträge ist weit gespannt und reicht von der Stellung des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs über die Bedeutung des Urheberrechts im Digitalzeitalter und der Rechtewahrnehmung durch Inkassodienstleister bis hin zu rechtlichen Bildern in der Musik – hier kann es bei Hörbeispielen sogar laut werden! Uns ist bewusst, dass auf der Langen Nacht der Wissenschaften zahlreiche Themen viel Diskussionsbedarf auslösen werden – und das soll auch so sein! Unsere Vorträge beschränken sich alle auf 30 Minuten, damit wir im Anschluss noch 15 bis 20 Minuten diskutieren können. Wir möchten den Menschen unser Fachgebiet nahebringen, für sie ansprechbar und nahbar sein, uns mit ihnen austauschen, Antworten liefern und Sachverhalte erklären. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal meinen Kolleginnen und Kollegen danken, die dieses umfangreiche Programm erst möglich gemacht haben.


Neugierig geworden? Dann diskutieren Sie doch auf der Langen Nacht der Wissenschaften am 19. Oktober bei den brisanten Themen mit oder werden Sie Zeuge einer Gerichtsverhandlung.

Wann: am 19. Oktober von 18 bis 1 Uhr
Wo: in den Räumen des Fachbereichs Rechtswissenschaften, Schillerstraße 1 in Erlangen sowie im Schwurgerichtssaal 600, Bärenschanzstraße 72 in Nürnberg


Tickets

Unter www.nacht-der-wissenschaften.de finden Sie das komplette Programm und können sich online Tickets sichern. Reguläre Tickets kosten 15 Euro, ermäßigte Tickets für Studierende 10 Euro.


Eine Frau mit langen blonden Haaren vor einem roten Hintergrund
(Bild: Dimitar Zvezdov)

Sei es das Benzin zum Autofahren, das Wasser aus der Leitung, die neue Jeans zum Geburtstag oder Obst und Gemüse vom Supermarkt – all das liefert die Natur. Doch sind die Ressourcen auf der Erde endlich, weshalb es umso wichtiger ist, sich mit dem persönlichen Lebensstil auseinanderzusetzen. Auf der Langen Nacht der Wissenschaften am 19. Oktober können Besucherinnen und Besucher ihren ökologischen Fußabdruck messen und erfahren, wie sie diesen mit nur wenig Aufwand verringern können. Einige Tipps und Tricks verrät Fenja Lüders vom Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management schon jetzt.

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