Wie die Coronakrise neue Perspektiven für die physische Gesundheit eröffnen könnte

Joggen, Turnschuhe
Bild: Colourbox.de

Die Coronakrise zeigt wie wichtig körperliche Aktivität ist

Trotz weitreichender Ausgangsbeschränkungen und Social Distancing: In der Coronakrise könnten sich neue Perspektiven für eine gesundheitsbezogene, individuelle Bewegungsförderung eröffnen. Johanna Popp vom Lehrstuhl für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Bewegung und Gesundheit der FAU hat einige positive Seiten identifiziert, die sowohl aktiven Breiten- und Gesundheitssportlerinnen und -sportlern als auch sportinteressierten und eher inaktiven Menschen neue Chancen bieten könnten.

Das Fitnessstudio ist geschlossen, der Vereinssport auf Eis gelegt und zahlreiche weitere Möglichkeiten zur körperlichen und sportlichen Betätigung sind auf ein Minimum reduziert. Zwar gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass sich der Durchschnittsbürger aufgrund weitreichender Ausgangsbeschränkungen sowie dem empfohlenen Social Distancing weitaus weniger aktiv bewegen wird. Doch zu einer Nation von Couch-Potatoes werden sich die Deutschen wohl nicht entwickeln, vermutet Johanna Popp, wissenschaftliche Mitarbeiterin am FAU-Department für Sportwissenschaft und Sport: „Die als negativ vermuteten bewegungsbezogenen Effekte der Covid-19-Pandemie bergen auch einige positive Seiten.“ Sie sagt: „Die Einschränkungen könnten dazu führen, dass körperliche Aktivität für den Einzelnen wieder an Bedeutung gewinnt.“

Dies gelte sowohl für körperlich aktive als auch inaktivere Menschen, die Bewegung wieder stärker als menschliches Grundbedürfnis wahrnehmen und den sozialen Austausch beim gemeinsamen Sporteln und die empfundenen Glücksgefühle, die man nach einer Bewegungseinheit erlebt, neu zu schätzen lernen. Flankierend kommt hinzu, dass die Corona-Ausnahmesituation den Stellenwert aufzeigt, den körperliche Aktivität für die Politik hat: Als „triftiger Grund“ für das Verlassen der Wohnung wird explizit Sport und Bewegung an der frischen Luft genannt.

Aktivitätsformen wandeln sich

Zudem ist ein Wandel der Aktivitätsformen zu beobachten. Sowohl leichte wie auch intensivere Übungen sind auf einfachste Weise in der eigenen Wohnung möglich und erfordern nicht zwangsläufig den Einsatz spezieller Sportgeräte. „Man könnte beinahe von einem Boom der selbstorganisierten körperlichen Aktivität in den eigenen vier Wänden sprechen“, sagt Johanna Popp. An die Stelle der gleichaltrigen Freunde, Kommilitonen oder Kolleginnen treten nun die Mutter, der Vater, die Geschwister oder die Mitbewohner, die zum Partner beim Laufen, Radfahren und auch beim wiederentdecken Spaziergang werden. Johanna Popp sagt: „Aus Sicht der Bewegungsförderung wäre es wünschenswert, wenn dieses erweiterte Repertoire an Aktivitätsformen und Sportpartnern auch nach der Coronakrise in Erinnerung bleibt und sich womöglich sogar im Bewegungsverhalten der Menschen widerspiegelt.”

Relevanz der Bewegungsförderung

Die Coronakrise zeigt aber auch auf anderer Ebene, wie wichtig körperliche Aktivität ist. Individuelle Bewegung stellt ein wirksames Mittel dar, um die Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vieler weiterer gesundheitlicher Beschwerden zu reduzieren. „Gerade in einer derartigen Pandemie-Situation, in der eine Infektion nicht vollständig auszuschließen ist, gewinnt die physische Gesundheit und körperliche Fitness des Einzelnen zur Bewältigung einer möglichen Virusinfektion eine andere, eine immense Bedeutung“, sagt Popp. Wer in der Krisenzeit Fahrrad fährt oder eine Strecke zu Fuß geht anstatt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, könne außerdem die Ansteckungsgefahr verringern.

Weitere Informationen

Johanna Popp
Lehrstuhl für Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Bewegung und Gesundheit der FAU
johanna.m.popp@fau.de