Flucht- und Flüchtlingsforschung im Aufbruch

Das Team des Projektes "Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und Transfer" am CHREN. Von links: Prof. Dr. Petra Bendel, Projektleitung, die beiden studentischen Hilfskräfte Lukas Geisler und Magdalena Fackler sowie Projektmitarbeiter Dr. Lorenz Wiese.
Das Team des Projektes "Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und Transfer" am CHREN. Von links: Prof. Dr. Petra Bendel, Projektleitung, die beiden studentischen Hilfskräfte Lukas Geisler und Magdalena Fackler sowie Projektmitarbeiter Dr. Lorenz Wiese. (Bild: FAU/FFVT)

Verbundprojekt an der FAU gestartet – Auftakt bildet Online-Workshop

Derzeit sind fast 80 Millionen Menschen weltweit unterwegs, um Gewalt, Katastrophen, Konflikten, Kriegen und Ausbeutung zu entkommen, was einen neuen Höchststand darstellt. Flucht und Migration sind bereits seit einigen Jahren unter den beherrschenden Themen, die Medien, Politik und Gesellschaft beschäftigen und viele Fragen aufwerfen. Viele dieser Fragen stehen im Fokus eines Verbundprojekts zur Flucht- und Flüchtlingsforschung, das am Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg (CHREN) der FAU gestartet ist.

Für fünf Jahre arbeiten FAU-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der Projektleitung von Prof. Dr. Petra Bendel mit drei weiteren Partnerinstituten, dem Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück, dem Bonn International Center for Conversion (BICC) und dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn, zum Thema „Flucht- und Flüchtlingsforschung: Vernetzung und Transfer“ (FFVT). Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Vorhaben zielt ab auf die Stärkung einer interdisziplinären und vernetzten Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland.

„Zwar gibt es seit dem deutlichen Anstieg der Zahl der Schutzsuchenden 2014/2015 hierzulande viele einzelne Projekte, die sich mit den unterschiedlichen Facetten der Flucht- und Flüchtlingsforschung befassen, aber es fehlt an Struktur, Vernetzung und einem institutionellen Fundament in Form von Instituten, Professuren oder Studiengängen“, sagt Dr. Lorenz Wiese. Das will das FFVT-Verbundprojekt ändern. Der Politologe und Erlanger Projekt-Mitarbeiter weiter: „Wir streben an, die internationale Sichtbarkeit der deutschen Flucht- und Flüchtlingsforschung in erheblichem Maße zu verbessern, gemeinsame Forschungen auf den Weg zu bringen, Studiengänge zu etablieren sowie den Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis, Medien und Politik zu fördern.“

Online-Workshop am 9. und 10. Juli

Erreicht werden sollen diese Ziele unter anderem durch Fellowship-Programme sowie Summerschools und Graduiertenzentren, die Beteiligung an internationalen Konferenzen und durch das Initiieren von Foren und Workshops. „Aufgabe der Wissenschaft ist es auch, den Entscheidungsträgerinnen und -trägern Räume zu bieten, in denen sie gemeinsam an Lösungsansätzen für eine der zweifellos größten globalen Herausforderung unserer Zeit arbeiten können“, betont Dr. Lorenz Wiese. Den Auftakt in Erlangen bildet dazu ein Online-Workshop am 9. und 10. Juli, der sich an die interessierte Öffentlichkeit, Studentinnen und Studenten sowie Expertinnen und Experten aus Politik, Thinktanks und Verwaltung richtet.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Politikerinnen und Politiker nehmen darin Herausforderungen der globalen, europäischen und nationalen Ebene von Flucht, Regierungsführung und Menschenrechten im Bereich der Fluchtmigration in den Blick: Wohin führen die Globalen Pakte für Migration und Flüchtlinge? Was soll im europäischen Asylsystem passieren? Und was kann die im Juli beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft im Bereich Migration und Flucht angesichts von Corona ausrichten?

Am 9. Juli wird der international renommierte Menschenrechtsexperte, Prof. Dr. Thomas Gammeltoft-Hansen, eine Keynote zu den Entwicklungen im internationalen Flüchtlingsschutz halten. Welche Rolle Deutschlands EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 in diesem Zusammenhang spielen kann, diskutieren Erik Marquardt (MdEP, Die Grünen/EFA), Prof. Dr. Lars Castellucci (MdB, SPD), Dr. Sylvie Nantcha (Bundesvorsitzende des African Network of Germany, CDU) und Ulrich Weinbrenner (Leiter der Migrationsabteilung des Bundesinnenministeriums) am 10. Juli.

Programm

Donnerstag, 9.7.2020

  • 14:15-14:30 Welcome (Prof. Dr. Markus Krajewski)
  • 14:30-16:30 The Global Compacts for Migration and on Refugees: current challenges (Botschafter a.D. David Donoghue, Catherine Woollard, Samir Abi, Prof. Dr. Cathryn Costello, Dr. Anne Koch; Moderation: Dr. Franck Düvell)
  • 17:00-18:30 Evolutions in International Refugee Law and Governance (Prof. Dr. Thomas Gammeltoft-Hansen; Moderation: Dr. Lorenz Wiese)

Freitag, 10.7.2020

  • 9:15-9:30 Opening (Prof. Dr. Anuscheh Farahat)
  • 9:30-11:00 The CEAS and the Brussels playing field (Prof. Dr. Sergio Carrera, Prof. Dr. Daniel Thym, Prof. Dr. Anuscheh Farahat; Moderation: Prof. Dr. Petra Bendel)
  • 12:30-14:00 Das GEAS unter deutscher Ratspräsidentschaft (Prof. Dr. Lars Castellucci, Dr. Sylvie Nantcha, Ulrich Weinbrenner, Erik Marquardt; Moderation: Dr. Jörn Grävingholt)

Die Teilnahme ist kostenlos und offen; eine online Anmeldung ist jedoch erforderlich.

Weitere Informationen

Dr. Lorenz Wiese
Centre for Human Rights Erlangen-Nürnberg
lorenz.wiese@fau.de