Bildung für alle

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Der Gründer des Aelius Förderwerks, Sahithjan Surendra, studiert Molekulare Medizin an der FAU. (Bild:Sagithjan Surendra)

Ein Förderwerk für Schülerinnen und Schüler, gegründet von einem FAU-Studenten.

Jungen Menschen Perspektiven eröffnen – das möchte Sagithjan Surendra, der an der FAU Molekulare Medizin studiert. Mit dem Aelius Förderwerk unterstützt er Jugendliche auf ihrem Bildungsweg. Ein Interview über das Förderwerk, dessen Gründung und die Herausforderungen.

Im Bildungssystem haben nicht alle die gleichen Chancen. Das wollen Sie mit dem Aelius Förderwerk ändern – wie?

Das Förderwerk ist in drei Säulen gegliedert. Zum einen gibt es das ideelle Förderprogramm. Das soll gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und Perspektiven schaffen. Bei uns geht es nicht nur darum, Zugang zum Studium zu verschaffen, sondern jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihr Potenzial zu entfalten. Zum anderen gibt es das Mentoring-Programm. Dabei stellen wir Mentorinnen und Mentoren als Ansprechpersonen zur Seite. Zusätzlich beraten wir noch.

Welche Veranstaltungen werden im Förderprogramm angeboten?

Wir versuchen, eine Vielfalt von Themen abzudecken – von Gender und Diversität, über Nachhaltigkeit bis hin zu einer Schreibwerkstatt. Der Laborbesuch war zum Beispiel ein Highlight. Viele sehen auf Fotos, wie ein Labor aussieht, und denken sich: Das ist nicht meine Welt. Doch schon im jungen Alter können sie aktiv werden und beispielsweise pipettieren. Die Schülerinnen und Schüler konnten einen ganzen Tag experimentieren und zum Beispiel DNA isolieren. So merken sie, dass Leute, die im Labor arbeiten, auch nur Menschen sind – und dass die Jugendlichen diesen Bildungsweg selbst gehen können.

Schülerin arbeitet im Labor.
Die Schülerinnen und Schüler konnten bei einem Laborbesuch den ganzen Tag experimentieren. (Bild: Aelius Förderwerk)

Aus welchen Bereichen kommen die Mentorinnen und Mentoren?

Die meisten sind Personen des öffentlichen Lebens wie Bundestagsabgeordnete, Schauspielerinnen und Schauspieler oder Aktivistinnen und Aktivisten, aber auch Studierende. Gerade wenn junge Menschen, die neu in Deutschland sind, jemanden brauchen, der oder die ihnen die Gesellschaft und Schule zeigt, bieten sich eher keine Bundestagsabgeordneten an, die nur einmal im Monat Zeit haben.

Welche persönliche Geschichte hat sie besonders berührt?

Wir haben die Bewerbung einer Schülerin aus Hamburg bekommen: Sie interessiert sich für das Theater, hat sich aber bis heute keine Karte leisten können. Ich hatte zuvor Jerry Hoffman, einen Schauspieler, auf einer Veranstaltung kennengelernt und als Mentor gewonnen. Das Witzige: Er wohnt in Hamburg. Das war die perfekte Kombination. Es ist schön, dass ich zwei Menschen zusammenbringen konnte, die sich sonst nie kennengelernt hätten. Und er schaut jetzt, dass er sie mit ins Theater, ans Set oder in die Schauspielschule nimmt.

Sie haben gleich im ersten Semester das Förderwerk gegründet, da waren Sie gerade einmal 18 Jahre alt – wie kamen Sie auf die Idee?

Mehr Glück als Verstand, würde ich sagen. Ich kannte das Konzept der Studienwerke. Außerdem hatte ich das Privileg, dass ich in einem bayrischen Schul-Förderprogramm war. Mich hat jedoch gestört, dass es für Menschen mit Migrationsgeschichte gedacht und auf Bayern beschränkt war. Es sollten doch auch Menschen, die nicht aus Bayern kommen oder keinen Migrationshintergrund haben, gefördert werden. Wieso sollte es also nicht ein bundesweites Programm geben, das ähnlich wie die Studienwerke aufgebaut ist, sich aber an Schulkinder richtet?

Was waren Ihre ersten Schritte?

Ich hatte keine Ahnung, wie man gründet. Ich habe mich informiert, wie andere gemeinnützige Institutionen aufgebaut sind. Dann habe ich geschaut, wer mitmachen würde. Ich kenne viele Leute, die ähnliche Biografien haben und eine intrinsische Motivation mitbringen. Außerdem habe ich Katja Urbatsch angerufen, die Gründerin von Arbeiterkind.de. Sie hat selbst gegründet, als sie Studentin war, und war eine große Unterstützung. So habe ich das Ganze Schritt für Schritt aufgebaut. Aber bis heute ist das eher Learning by Doing.

Das Förderwerk ist in der letzten Zeit stark gewachsen – wie bringen Sie ihr Studium und die Koordination von 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern unter einen Hut?

Ich würde die Frage andersherum stellen: Wie bringe ich noch ein Studium unter? Ich habe teilweise mehr Zeit in Aelius als in mein Studium gesteckt. Doch für mich ist die Definition anders. Alle anderen sehen Arbeit, wenn sie auf Aelius blicken und das ist es natürlich. Aber wenn man Spaß hat, bringt man Zeit mit oder kann sich nachts noch hinsetzen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Aelius Förderwerks?

Wir würden gerne jemanden – zumindest in Teilzeit – einstellen, der oder die als Geschäftsführung tätig ist. Und unsere Gründungsvision war, dass wir auf ein Level mit den 13 Studienwerken kommen, also bundesweit und unter staatlicher Förderung mit einem laufenden Programm, bei dem immer Schüler aufgenommen und bis zum Abschluss begleitet werden.


alexander – Aktuelles aus der FAU

Cover des FAU-Magazins alexander

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In der aktuellen Ausgabe geht es um das Digitalisierungsprojekt „Objekte im Netz“, Fledermäuse mit Rucksäcken und die Herausforderungen für die Demokratie durch Bio- und Digitaltechnologie. Außerdem haben wir mit dem FAU-Theologen Prof. Dr. Peter Dabrock über seine Zeit als Vorsitzender des deutschen Ethikrates gesprochen. „Student des Jahres“ Sagithjan Surendra erzählt im Interview von seinem Jugend-Förderwerk und Dr. Axel Adrian vom Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie erklärt, wie Künstliche Intelligenz im Rechtswesen eingesetzt wird.

FAU-Magazin alexander Nr. 113

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