Politischer Erfolg als Gemeinschaftsleistung

Harald Sippel
Bild: Harald Sippel

2014 wurde er mit 34 Jahren zum jüngsten Oberbürgermeister einer bayerischen Stadt gewählt und im März 2020 in seinem Amt bestätigt: Dr. Florian Janik. Der gebürtige Erlanger ist seit Kindertagen eng mit Erlangen verbunden. Im Interview blickt Florian Janik auf ein turbulentes Jahr 2020 zurück, erinnert sich an seine Zeit an der FAU und spricht über seine Pläne für die Zukunft.

Herr Dr. Janik, zunächst einmal wünschen wir Ihnen und Ihrer Familie ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr. Wie waren die Feiertage?

Anders als in den Vorjahren: Sonst treffen wir immer die ganze Familie zu Weihnachten, diesmal haben wir im viel kleineren Kreis gefeiert. Für mich war es auch nicht so leicht, abzuschalten. Corona, insbesondere die Einrichtung des Impfzentrums, war auch während der Feiertage ständig präsent.

Wenn Sie auf die letzten 11 Monate zurückblicken: Was waren die größten Herausforderungen für Sie als Oberbürgermeister?

Es ist schon fast merkwürdig, wie sehr Corona die Erinnerung das vergangene Jahr dominiert. Immerhin mussten wir zu Beginn des Jahres eine Kommunalwahl unter den schweren Pandemiebedingungen durchführen und nach einer Stichwahl neue politische Bündnisse in Erlangen schmieden. Aber ganz klar: Die größte Herausforderung war es, mit der Pandemie zurechtzukommen. In Kliniken, Pflegebereichen und vielen anderen Bereichen wird hier unglaubliche Arbeit geleistet. Auch in der Verwaltung, zuletzt bei der Einrichtung des Impfzentrums.

Wir müssen Corona meistern. Es gilt es aber, auch die großen Entwicklungsmöglichkeiten unserer Stadt weiter zu gestalten. Mit einem städteplanerischen Wettbewerb wurde die Planung für die Regnitzstadt auf dem heutigen Großparkplatz angestoßen. Und die große Stadtverwandlung durch den Umbau der Universität wird mit der Übergabe des Himbeerpalastes an die FAU immer konkreter.

Ich freue mich, dass der Kampf gegen den Klimawandel im kommunalen Handeln ein immer größeres Gewicht bekommt.

Stichpunkt FAU: Sie haben sich nach dem Zivildienst für ein Studium in Ihrer Geburtsstadt und an der FAU entschieden. Hatten Sie nie den Wunsch, woanders hinzugehen?

Ich habe ja immerhin als Erlanger in Nürnberg studiert. Aber im Ernst: Das attraktive Studienangebot an der WiSo mit ihren tollen Vernetzungen in die Region und die vielen Möglichkeiten für Sozialwissenschaftler auf dem Arbeitsmarkt machen das Studieren in der Metropolregion attraktiv. Außerdem wurde ich während meines Studiums 2002 erstmals in den Stadtrat gewählt. Die Möglichkeit, meine Heimat mitzugestalten, fand ich so toll, dass der Wunsch, einmal wo anders zu studieren, nie sehr stark wurde.

Warum sollte man zum Studieren nach Erlangen und an die FAU kommen?

Erlangen verbindet die Vorteile einer Kleinstadt- und einer Großstadt: Es gibt kurze Wege, man kennt sich und kann viele tolle Leute treffen. Gleichzeitig ist Erlangen international und hat das Kulturangebot einer Großstadt. Nicht zu vergessen die enge Verzahnung von Wissenschaft, Spitzenforschungseinrichtungen und Anwendung in der Wirtschaft.

Was war das Verrückteste, was Sie während Ihres Studiums erlebt haben?

Dass ich als Student in Nürnberg während der Bergkirchweih immer frei hatte, während in Erlangen die Bergferien an der Uni gestrichen waren. Da gab es immer viele neidische Blicke.

War das Studium eine gute Vorbereitung auf die politische Laufbahn und das Amt des Oberbürgermeisters?

Als Oberbürgermeister muss man sich in eine Vielzahl von Themen in kurzer Zeit einarbeiten, man muss Probleme schnell erkennen und nach Lösungen fragen. Das alles sind Fähigkeiten, die man im Studium lernt und vertieft. Aber ebenso wichtig sind die Erfahrungen aus dem Ehrenamt oder dem Berufsleben. Das macht unsere Demokratie in meinen Augen auch aus, dass es nicht den einen Weg in die Politik gibt. Es wäre schlimm, wenn ein Studium die Voraussetzung für verantwortungsvolle politische Aufgaben wäre.

Und auf welchen Erfolg oder welche Erfolge sind Sie besonders stolz?

Ich mag den Begriff „Stolz“ nicht so gerne, er passt einfach für die politische Arbeit nicht so richtig. Denn jeder politische Erfolg hat viele Mütter und Väter, ist also eine Gemeinschaftsleistung. Außerdem geht es oft genug um das „Bohren dicker Bretter“, zu viel Selbstzufriedenheit verbietet sich da. Trotzdem will ich Ihre Frage beantworten: Ich freue mich, dass der Kampf gegen den Klimawandel im kommunalen Handeln ein immer größeres Gewicht bekommt.

Der Klimawandel ist die größte Herausforderung für die Menschheit. Anders als gegen Corona gibt es keinen Impfstoff. Wenn wir solche Einschränkungen, wie wir sie gerade in der Pandemie erleben, nicht dauerhaft haben wollen, müssen wir jetzt gegensteuern. Für Erlangen haben wir eine Studie erstellen lassen, die ganz konkret aufzeigt, wie Stadtverwaltung, Unternehmen und Zivilgesellschaft Hand in Hand vor Ort einen Beitrag leisten können, um die Klimaerwärmung zu begrenzen. Und wir haben einen ambitionierten Klimabeschluss mit ganz konkreten Maßnahmen verabschiedet. Beispielsweise sollen noch in diesem Jahr alle Erlanger Haushalte von den Stadtwerken mit 100 Prozent Ökostrom versorgt werden.

Erlangen verbindet die Vorteile einer Kleinstadt- und einer Großstadt: Es gibt kurze Wege, man kennt sich und kann viele tolle Leute treffen.

Lassen Sie uns eine kurze Zeitreise machen: Wie wird Erlangen in 10 Jahren aussehen?

Die Stadt-Umland-Bahn wird die Standorte der FAU in Erlangen und Nürnberg verbinden und fährt entlang einer pulsierenden Achse der Wissenschaft entlang der Sieboldstraße ins Erlanger Zentrum. Nach dem Bahnhof quert sie den Großparkplatz, wo gerade der neue Stadtteil Regnitzstadt entsteht.

Die StUB ist ein wichtiger Baustein, mit dem die Stadt ihr Ziel erreicht hat, 2030 klimaneutral zu sein. Das Fahrrad ist das vorherrschende Verkehrsmittel in der Innenstadt und Erlangen wird seinem Ruf als Fahrradstadt mehr als gerecht. Um die Stadt für den Klimawandel zu wappnen, wurden Grünflächen aufgewertet und Häuser begrünt.

Durch die intelligente Überbauung von Parkplätzen ist es gelungen, viel neuen Wohnraum zu bauen. Und die erfolgreich besiegte Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass wir das Miteinander und die Solidarität in unserer Gesellschaft noch viel mehr schätzen und jeden Tag aufs Neue leben.

Vielen Dank für das Interview, Dr. Janik!

Über Dr. Florian Janik:

Nach dem Abitur am Ohm-Gymnasium und dem Zivildienst beim Arbeiter-Samariter-Bund begann Florian Janik im Oktober 2000 an der FAU ein Studium der Sozialwissenschaften, welches er fünf Jahre später mit einem Diplom abschloss. 2010 wurde Florian Janik ebenfalls an der FAU summa cum laude promoviert.

1998 begann Florian Janiks politischer Werdegang, als er in die SPD eintrat. Bereits vier Jahre später wurde er in den Erlanger Stadtrat gewählt, 2008 folgte bis 2014 der Vorsitz der Stadtratsfraktion. Seit 2014 lenkt Florian Janik als Oberbürgermeister die Geschicke der Stadt und trat im März 2020 mit Gewinn einer Stichwahl eine weitere Amtszeit an. Eine ausführliche Biografie finden Sie hier.