Auf der Kippe

Illustration eines Turms aus Konsumgütern kurz vor dem Umstürzen
(Illustration: Roland Hallmeier)

Benötigen wir ein komplett neues Wirtschaften?

Der alltägliche Einkauf von Lebensmitteln illustriert anschaulich zahlreiche Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft in einer freiheitlichen Gesellschaft. Als Verbraucher/-in hat man die freie Auswahl, ob man sich für einen Fach-, einen Supermarkt oder einen Discounter entscheidet oder per Mausklick seine Waren ordert. Unternehmen wiederum suchen sich für sie optimale Vertriebskanäle. Im Hintergrund regelt der Staat durch Gesetzgebung und Verordnungen eine Waffengleichheit, verhindert Monopolbildung, definiert lebensmittelrechtliche Aspekte oder gibt arbeitsschutzrechtliche Bedingungen vor.

Allerdings forciert dieses Wirtschaften den menschengemachten Klimawandel. Denn Umweltbelastung etwa in Form von Treibhausgas-Emissionen, Flächenversiegelung und Grundwasserbelastung sowie dezimierte Artenvielfalt durch industrielle Landwirtschaft sind für die Verursacher praktisch umsonst. Diese jahrzehntelange Fehlentwicklung resultiert für das Umweltbundesamt aus der simplen Tatsache, dass abstrakte Kosten durch umweltbedingte Gesundheitsschäden, Ernteausfälle oder Schäden an Ökosystemen der Allgemeinheit aufgebürdet werden.

Daher plädiert das Umweltbundesamt grundsätzlich dafür, die Kosten der Umweltbelastung dem Verursacher anzulasten. Eine Energieerzeugerin, ein Landwirt oder eine Autofahrerin mit Verbrennungsmotor müssten also nicht nur ihre Roh- und Antriebsstoffe bezahlen, sondern zusätzlich einen Preis für ihre Umweltverschmutzung.

Nicht auf bewährte Prinzipien verzichten

Der Weg über einen Preis, der auch die ökologischen Kosten widerspiegelt, entspricht auch den Vorstellungen von FAU-Professor Dr. Markus Beckmann vom Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management. „Der Preismechanismus ist ein sehr wirkmächtiger Hebel. Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise wäre es unverantwortlich, diesen Hebel und auch andere Prinzipien unserer Wirtschaftsordnung bei der Lösungssuche außen vor zu lassen.“ In einer sozialen oder gar sozial-ökologischen Marktwirtschaft können die Probleme der Klimaveränderung, die von den Märkten verursacht wurden, mit den gleichen Marktprinzipien gelöst werden. Dazu zählt auch die Dezentralität von Märkten. „Darin steckt eine große Anpassungsfähigkeit des Systems.“ Alle Käufer/-innen überlegen sich auf Grundlage ihres Wissens und ihrer Präferenzen, für was sie bezahlen wollen oder wo sie einsparen können. Die Anbieter wiederum versuchen, ihr Angebot darauf auszurichten. Dahinter steht in dezentralen Märkten ein hochkomplexes System mit vielen Wechselwirkungen, bei denen sich Angebot und Nachfrage in kleinen Schritten verändern – wenn die Preise stimmen.

Ressource Wasser

Für die Herstellung eines einzigen Baumwoll-T-Shirts werden schätzungsweise 2700 Liter Süßwasser benötigt. Das entspricht der Menge, die eine Person in 2,5 Jahren trinkt. Zudem verursachen das Färben und Veredeln von Textilien schätzungsweise rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung. Durch den Kauf von Textilien in der EU wurden im Jahr 2017 pro Person rund 654 Kilogramm CO2-Emissionen ausgelöst. Der weltweite Anteil der Bekleidungs- und Schuhindustrie wird für zehn Prozent der weltweiten Treibhausgase verantwortlich gemacht.

Beckmann beantwortet die Frage, ob angesichts der Herausforderungen eine neue Wirtschaftsordnung notwendig sei, mit einem „Ja und Nein.“ Er stimmt nicht nur zu, dass das bisherige Wirtschaften grundlegend transformiert werden müsse, sondern auch, dass der Markt diese Transformation nicht aus sich heraus schafft. Aber er warnt davor, das Kind mit dem Bade auszuschütten und auf bewährte Prinzipien der Marktwirtschaft zu verzichten, „zumindest solange wir keine besseren Alternativen gefunden haben, die auch tatsächlich funktionieren“.

„Märkte kennen keine Klimaziele.“ Daher werden politische Rahmenbedingungen gebraucht, damit der Markt sich selbst gemäß den deutschen Klimazielen umbaut. Beckmann veranschaulicht das bildlich: „Die sozial-ökologische Marktwirtschaft ist keine Naturpflanze, sondern eine Kulturpflanze, die gehegt und gestaltet werden muss.“

Konkret müssen Anbieter/-innen von Waren und Dienstleistungen die bislang unberücksichtigten Kosten einer Umweltverschmutzung über einen CO2-Preis direkt angelastet werden. Andernfalls führt für Beckmann das Wirtschaften in die falsche Richtung. „Nur weil der Preis für Fleisch oder Flugreisen die Schäden an Natur, Gesellschaft und Zukunft nicht beinhaltet, können sie so billig sein.“ Würden Preise jedoch die tatsächlichen ökologischen Kosten widerspiegeln, vermittelten sie Verbraucher/-innen auch eine neue Transparenz. Heute kann ein Apfelkäufer nicht erkennen, ob im Frühjahr die CO2-Bilanz eines klimatisiert gelagerten Apfels vom Bodensee günstiger ist als die eines Apfels aus Südamerika.

Wirtschaftsordnung führt zur Wohlstandsschere

Die Diskussion um eine neue Wirtschaftsordnung wird auch von einer verfehlten Verteilungsgerechtigkeit befeuert. Obwohl der Wohlstand auf der Erde insgesamt wächst, beklagt der Welthunger-Index wachsenden Hunger insbesondere auf der südlichen Halbkugel. Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Notleidenden wieder an, zuletzt auf weltweit etwa 811 Millionen Menschen.

Die bisherige Art des Wirtschaftens war trotz Hilfsgelder in Billionen-Dollar-Höhe nicht in der Lage, die Wohlstandsschere zwischen Nord und Süd zu schließen. Der „Atlas der Weltwirtschaft 2020/21“ beziffert die sogenannte Kaufkraftparität (Purchasing Power Parities: PPP), beispielsweise für die Subsahara-Staaten auf ein pro Kopf-PPP von 4273 US-Dollar in 2019. Zum Vergleich: Das deutsche PPP pro Kopf kommt auf 53.557 Dollar. Das stärkere Wirtschaftswachstum auf der nördlichen Halbkugel konterkariert das Ziel Verteilungsgerechtigkeit.

„Das Ziel, Abhängigkeiten von Geldtransfers zu verringern und große Autonomie in der eigenen Entwicklung zu schaffen, ist in weiten Teilen gescheitert“, konstatiert Professor Dr. Fred Krüger vom FAU-Institut für Geographie, dessen wissenschaftlicher Fokus auf der geografischen Entwicklungsforschung im Globalen Süden liegt.

Die bisherige Übertragung westlicher Wirtschaftssysteme beurteilt Krüger gespalten. Mit Bedingungen für multilaterale Entwicklungszusammenarbeit, wie zum Beispiel Rechtsstaatlichkeit, demokratischen Strukturen oder Verlässlichkeit, stülpten Geberländer ihre Werte den Empfängerstaaten über. Dabei finden sich beispielsweise vor Ort ausgetüftelte Lösungen für praktikable Landzugangswege, die traditionell durch Stammesoberhäupter geregelt sind, aber über keinen Eintrag im Grundbuch als westlich-formalisierte Landzugangsformen verfügen. Andererseits könne er den Wunsch nachvollziehen, für den Transfer von Finanzen und Know-how vor Ort berechenbare, global standardisierte Strukturen vorzufinden.

In jedem Fall muss ein wirtschaftliches Umdenken stattfinden. Beispielsweise fehlt Tansania einfach das Geld, um eine wirtschaftlich verlässliche Infrastruktur aufbauen. „Die finanziellen Ressourcen reichen nicht aus.“ Hinzu kommt ein großer Druck durch das Bevölkerungswachstum, der es verhindert, Märkte gezielt zu planen oder zu entwickeln. Tansanias größte Stadt Daressalam ist in den letzten zehn Jahren von etwa vier auf rund sieben Millionen Bewohner gewachsen. Bei diesem Tempo kann die öffentliche Hand nur begrenzt steuernd eingreifen.

Statt eines einzigen Lösungsansatzes für Afrika müsse man kleinräumiger und individueller etwa die subsaharisch-afrikanische Stadtentwicklung in den Blick nehmen. „Mit klassischen Begrifflichkeiten der Stadtforschung und Stadtpolitik lässt sich das nicht erfassen.“ Da staatliche Ressourcen nur rudimentär zur Verfügung stehen, organisieren sich lokale Märkte durch scheinbar ungeordnete Entwicklungslogiken mit neu vernetzten Infrastrukturen. In diesem sogenannten „informellen Sektor“, in dem die Menschen von unten ihr Leben organisieren, schaffen sie zugleich kreative gesellschafts- und staatstragende Strukturen. Die Bedeutung solcher Aktivitäten wird im Globalen Norden meist vollkommen unterschätzt.

Schritt in die richtige Richtung

Kritisch beurteilt Krüger manch wirtschaftliches Engagement einiger Staaten oder finanzstarker Unternehmen. Ungenügende Rahmenbedingungen zum Beispiel durch fehlende Rechtsklarheit oder sich widersprechende Gesetze erlauben es, sich etwa Wasser- oder Landrechte zu sichern und damit zugleich die lokale Bevölkerung vom Zugang abzuschneiden.

Das neue Lieferkettengesetz will diese Regulierungslücke künftig schließen. Es soll sicherstellen, dass Menschenrechte, etwa auf existenzsichernde Mindestlöhne oder diskriminierungsfreie Arbeit, auch in den globalen Beschaffungsmärkten eingehalten werden. Damit führt es in die hiesige Wirtschaftsordnung ein neues Element ein. Denn es überträgt Unternehmen mit Sitz in Deutschland und mehr als 3000 Beschäftigten ab 2023 und ein Jahr später Firmen mit mehr als 1000 Beschäftigten verbindliche Sorgfalts- und Berichtspflichten. Dafür müssen sie eine Risikoanalyse durchführen und etwa bei Menschenrechtsverletzungen entlang der direkten Lieferkette Präventionsmaßnahmen ergreifen. Ergebnisse der Risikoanalyse und Gegenmaßnahmen sind zu dokumentieren, fortzuschreiben und zu veröffentlichen. Außerdem ist eine Beschwerdemöglichkeit nach Art eines Whistleblowing-Systems einzurichten.

Zusätzlich wird die Sorgfaltspflicht auf mittelbare Zulieferer ausgedehnt. Bei allgemein bekannten Tatsachen, wie etwa den Arbeitsbedingungen in afrikanischen Minen, müssen Unternehmen aktiv werden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird in diesem Zusammenhang als zuständige Aufsichtsbehörde Prüfungs- und Sanktionsrechte bekommen und kann Zwangsgelder verhängen. Eine zivilrechtliche Haftung der Unternehmen sieht das Lieferkettengesetz allerdings nicht vor.

Der Preis für Lebensmittel

Wirtschaftlich betrachtet, sind Lebensmittel in Deutschland zu billig. Ihr Wert in Euro und Cent ist für Erzeuger, Händler und Konsumenten so gering, dass alljährlich rund 18 Millionen Tonnen weggeworfen werden. Das entspricht fast einem Drittel des deutschen Nahrungsmittelverbrauchs. Über die Hälfte der Lebensmittelabfälle entsteht bei den privaten Haushalten – rechnerisch etwa 75 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Auf Platz zwei finden sich die Verarbeiter von Lebensmitteln, gefolgt von den Erzeugern, der Außer-Haus-Verpflegung und schließlich dem Handel.

Veränderter Einkaufsprozess

Professor Dr. Markus Krajewski vom Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Völkerrecht sieht das Gesetz „als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung“. Er hatte sich vor der Verabschiedung in einem Gutachten zwar noch starkgemacht für schärfere Regelungen. Aber der Kompromiss stellt zumindest klar, welche Aufgaben die Wirtschaft nun hat. Neu ist für die Unternehmen, dass sie sich nicht nur um die Zustände vor der eigenen Haustür kümmern müssen, sondern über die deutschen Grenzen hinaus in der Pflicht stehen.

Das Lieferkettengesetz werde aber nicht von heute auf morgen die Welt auf den Kopf stellen. Auch die Prognosen zum Beispiel für deutsche Maschinenbauer über einen nun notwendigen Rückzug aus bestimmten Ländern hält Krajewski für voreilig. Es handelt sich um jahrelange Prozesse, der Abbruch einer Geschäftsbeziehung ist nur die ultima ratio.

Im Konfliktfall sollen sich Unternehmen eben nicht einfach von einem Standort oder aus einem Staat zurückziehen. „Die gesamte Logik von Unternehmensverantwortung bei ihren Lieferketten geht davon aus, dass sie wichtige Player für soziale Veränderungen sind“, führt der Jurist aus. Das könne man als neo-kolonial kritisieren, für ihn geht es aber letztlich um die Durchsetzung von fundamentalen Menschenrechten, also, dass etwa Arbeiter/-innen fair behandelt und entlohnt werden. „Das kann in Teilen zu Verbesserungen in unserem Wirtschaftssystem führen.“

Vor seiner Verabschiedung war das Lieferkettengesetz heftig umstritten. Unternehmensverbände betonten, dass Firmen freiwillig die Anforderungen erfüllen würden. Allerdings zeigte sich in der Praxis, dass das Prinzip Freiwilligkeit in unserer Wirtschaftsordnung mehrheitlich nicht funktioniert. Bei einer Evaluierung des „Nationalen Aktionsplans (NAP) Wirtschaft und Menschenrechte“, dem Vorläufer des Lieferkettengesetzes, hatten nach vier Jahren nur rund 20 Prozent der Betriebe die Ideen in Eigeninitiative umgesetzt.

In der Praxis rechnet Krajewski damit, dass sich der Einkaufsprozess spürbar ändert. Kurzfristige Bestellungen von beispielsweise T-Shirts in einer pakistanischen Nähfabrik dürften nicht mehr blind aufgegeben werden. Vielmehr muss sich der Einkäufer davon überzeugen, dass hierzu die Arbeiter/-innen nicht Tag und Nacht zur Einhaltung der knappen Lieferfrist eingespannt werden.

Überhaupt gehören T-Shirts als Inbegriff einer Wegwerfgesellschaft zu den besonders problematischen Produkten. Lücken in dem Ordnungsrahmen erlauben es, die Kosten der Umweltbelastungen nicht der T-Shirt-Produktion anzulasten. Nur deswegen ist ein Markt für Fast Fashion in diesem Ausmaß überhaupt möglich. Dabei verursacht allein der Anbau von Baumwolle und anderen Fasern für die weltweite Textil- und Bekleidungsindustrie einen immensen Wasserverbrauch – auch in Regionen, in denen Wasser knapp ist.

Bessere Option: Kreislaufwirtschaft

Die EU hat explizit auf diesen Missstand hingewiesen. Sie erarbeitet daher einen Aktionsplan für eine kohlenstoffneutrale, ökologisch nachhaltige und schadstofffreie Kreislaufwirtschaft. „Denn bei dieser Art zu wirtschaften brauchte die Menschheit im Jahr 2050 die Ressourcen von drei Erden, um den Bedarf des Produzierens und Wegwerfens zu decken“, mahnt Prof. Dr. Evi Hartmann, Inhaberin des Lehrstuhls für Supply Chain Management.

Von der Vision eines zirkulären Lieferkettenmanagements ist auch ihr Mitarbeiter Dr. Hendrik Birkel überzeugt. „Die Kreislaufwirtschaft ist der erste essenzielle Schritt zur tatsächlichen Nachhaltigkeit.“ Dabei geht es darum, den linearen Prozess vom Rohstoffanbau über Verarbeitung und Verbrauch bis hin zur Müllkippe zu überdenken. Im Idealfall fließen die Bestandsteile eines Produktes wieder als Rohstoffe für eine neue technische Produktion zurück in den Herstellungs- und Beschaffungskreislauf. Natürliche Bestandteile kehren entsprechend zurück in den biologischen Kreislauf.

Das klingt einfacher, als es in der Praxis ist. Stahl etwa kann je nach Qualität gut recycelt und wiederverwendet werden. Pappkartons, in denen Bananen um die Welt geschifft werden, lassen sich zwar auch gut wiederverwerten, aber mit jedem Wiederverarbeitungsprozess werden die Papierfasern kürzer und somit weitere Anwendungsmöglichkeiten stetig reduziert. Bei Elektronik bis hin zu Batterien ist es aus technischer Perspektive vergleichsweise schwer, die einzelnen Stoffe zurück in den Kreislauf zu bekommen.

Ein wichtigerer Schritt ist für Birkel, bereits in der Designphase eines Produkts eine künftige Wiederverwendung oder Materialaufbereitung gleich mitzudenken. „Hier werden über 70 Prozent der umweltbezogenen Einflüsse und Lebenszykluskosten bestimmt.“ Dafür müssten aus wissenschaftlicher Sicht andere Baumaterialien eingesetzt und eine Reparatur langfristig vordefiniert werden. Manche Handyanbieter ermöglichen nicht nur den Austausch der Batterie nach dem Baukastenprinzip, sondern auch das einfache Umrüsten anderer Hardwarekomponenten, etwa der Kamera.

Das bedeutet aber für einzelne Unternehmen, dass sie ihre gesamte Produktpalette neu konzipieren müssten. Hinzu kommt der Aufwand, gegebenenfalls neue Lieferanten in gewünschter Qualität zu finden und so möglicherweise eine Lieferkette inklusive neuer Fertigungsverfahren vollkommen neu zu etablieren. „Das kostet viel Zeit“, drückt es Birkel zurückhaltend aus.

Gleichzeitig hebt er den bereits angestoßenen gesellschaftlichen Wandel hervor, der eine nachhaltigere Konsumkultur bewirkt. Kleine Formen der Sharing-Economy verzichten beispielsweise auf alleiniges Eigentum und versuchen, Autos, Gartenmaschinen oder andere Produkte zu teilen. Eine hilfreiche Lenkungsfunktion spricht Birkel auch dem Produktpreis zu. Spiegelt ein T-Shirt-Preis zusätzlich zu den Herstellungskosten auch Verbrauch und Verschmutzung von Wasser wider, wären nachhaltigere, weil wiederverwendbare Produkte billiger.

Praktikable Alternative?

Es zeigt sich, dass unser Wirtschaftssystem ein ordnungsrechtlich implementiertes Verursacherprinzip benötigt. Im Preis für Produkte und Dienstleistungen muss sich Verbrauch und Verschmutzung letztlich knapper Umweltressourcen wie Wasser, Luft oder Land wiederfinden. Dadurch würde es sich lohnen, rohstoffsparende Kreisläufe aufzubauen und dem Ziel einer dekarbonisierten Wirtschaft näherzukommen. Verbraucher/-innen und Anbieter/-innen hätten durch die Preishöhe eines Produkts ein klares Signal, wie klimafreundlich und damit auch menschengerecht eine Ware ist. Gelingt allerdings auf nationaler, europäischer und globaler Ebene dieser Umbau nicht, ist das jetzige Wirtschaftssystem gescheitert. Und eine praktikable Alternative ist nicht in Sicht.

Über den Autor

Thomas Tjiang arbeitet seit seinem Magister-Studium an der FAU als freier Journalist. Seine Themenschwerpunkte sind Unternehmen, Wirtschaft und Soziales.


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